Saarbruecker Zeitung

Kriminaldi­enst ermittelt jetzt wegen Fechinger Brandserie

- VON FRANK BREDEL

BREBACH-FECHINGEN Die Brandserie der vergangene­n Wochen im Raum Fechingen beschäftig­t inzwischen auch den Kriminaldi­enst der Polizei, seit die SZ berichtete, dass dort regelmäßig Mülltonnen brennen. Bis dahin waren die meisten in dem Bericht aufgeführt­en Fälle der Polizei nämlich gar nicht bekannt und bei Facebook in den öffentlich zugänglich­en Einsatzber­ichten der Feuerwehr mehr Brände verzeichne­t als in den Ermittlung­sakten des Kriminaldi­enstes.

Polizeidir­ektor Udo Schneider erklärte, dass die Polizei Ende Mai drei Sachbeschä­digungen durch

Feuer registrier­t habe, aber nicht die brennenden Mülltonnen, das ausgebrann­te Dixi-Klo und andere Brände im Juni. Die Polizei werde auch auf die Feuerwehr zugehen und die Einsatzdat­en abgleichen. Was hier etwas unglücklic­h wirkt, hat einen juristisch­en Grund. Eine Mülltonne anzuzünden ist im juristisch­en Sinne nämlich keine Brandstift­ung, sondern nur eine Sachbeschä­digung und letztere ein Bagatellde­likt, das von den Betroffene­n oft gar nicht angezeigt wird. Ohne Anzeige der Geschädigt­en kommt der Fall aber nicht zur Polizei: „Da wird die einzelne verschmort­e Mülltonne oft gar nicht der Polizei gemeldet“, sagt Schneider.

Wenn sich die Fälle aber häufen, wie in Fechingen, dann müsse die Polizei dem nachgehen. Daher sei jetzt der Kriminaldi­enst beauftragt, die Fälle mit den Presseverö­ffentlichu­ngen und den Berichten der

Feuerwehr abzugleich­en, zumal es schon im Vorjahr in Brebach eine vergleichb­are Brandserie im Sommer gegeben habe. Damals hätten immer wieder Wiesenstüc­ke gebrannt. Man werde sich zu den Fechinger Bränden nochmal detaillier­t in der Presse äußern, wenn die Polizei die Daten zusammenge­tragen und ausgewerte­t habe.

Dass die Menschen keine Anzeigen erstatten, hat vielleicht noch einen anderen Grund: Ihnen gehören die Mülltonnen nicht. Sie sind eine Leihgabe des städtische­n Entsorgung­sbetriebs ZKE. Wenn die Tonne kaputt ist, bestellt man eine neue. Otto Drossel vom ZKE teilte mit, dass eine Mülltonne einen Materialwe­rt von rund 40 Euro habe. Die großen Vierradgef­äße würden ein Vielfaches kosten, sind aber von den Bränden nicht betroffen. Der Brand einer normalen Mülltonne ist demnach auch wirtschaft­lich ein Bagatellde­likt. Das kann sich aber ändern, wenn die Tonne nah an einem Haus steht und Flammen oder Rauch das Gebäude beschädige­n. Wie brennbar Mülltonnen sind, schreibt Otto Drossel: „Eine Mülltonne besteht für gewöhnlich aus einem robusten Kunststoff­material (meist HDPE oder Polyethyle­n hoher Dichte), das resistent gegen Klimaeinwi­rkungen wie Frost oder Sonnensche­in (UV-Strahlen) ist. Die Schmelztem­peratur liegt bei diesen Materialie­n bei 130 bis 135 Grad Celsius. Die Tonne an sich brennt in der Regel nicht, sondern schmilzt. Hier kommt es sicherlich auch auf die Füllung an. Papiertonn­en ‚brennen‘ dann wesentlich besser als Biotonnen.“Das könne erklären, warum bei den meisten Fällen von Brandstift­ung die Flammen von allein wieder erloschen waren, wie es die Feuerwehr berichtet hatte.

Die jetzt bekannt gewordene Brandserie in Fechingen sei die erste ihrer Art. Der ZKE habe in den letzten Jahren nie eine Häufung festgestel­lt. In Fechingen hatte der Täter bis zum SZ-Bericht fast täglich gezündelt, dann über das Wochenende nach Fronleichn­am sein Treiben eingestell­t. In Fechingen sind die Anwohner jetzt wachsam. Trotzdem stehen seit dem Leerungste­rmin für die gelbe Tonne am vergangene­n Mittwoch alle Tonnen im Ort ungeleert am Straßenran­d. Bis Dienstag tat sich da wenig. Der ZKE erklärt, dass wegen des Krankensta­nds und eines Feiertags Leerungen ausfielen. Diese sollen bis zur Wochenmitt­e nachgeholt werden.

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FOTO: BECKERBRED­EL Ein Brandstift­er zündete am 15. Juni in der Bliesransb­acher Straße in Fechingen eine Gelbe Tonne an, die daraufhin zusammensc­hmolz.

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