Kriminaldienst ermittelt jetzt wegen Fechinger Brandserie
BREBACH-FECHINGEN Die Brandserie der vergangenen Wochen im Raum Fechingen beschäftigt inzwischen auch den Kriminaldienst der Polizei, seit die SZ berichtete, dass dort regelmäßig Mülltonnen brennen. Bis dahin waren die meisten in dem Bericht aufgeführten Fälle der Polizei nämlich gar nicht bekannt und bei Facebook in den öffentlich zugänglichen Einsatzberichten der Feuerwehr mehr Brände verzeichnet als in den Ermittlungsakten des Kriminaldienstes.
Polizeidirektor Udo Schneider erklärte, dass die Polizei Ende Mai drei Sachbeschädigungen durch
Feuer registriert habe, aber nicht die brennenden Mülltonnen, das ausgebrannte Dixi-Klo und andere Brände im Juni. Die Polizei werde auch auf die Feuerwehr zugehen und die Einsatzdaten abgleichen. Was hier etwas unglücklich wirkt, hat einen juristischen Grund. Eine Mülltonne anzuzünden ist im juristischen Sinne nämlich keine Brandstiftung, sondern nur eine Sachbeschädigung und letztere ein Bagatelldelikt, das von den Betroffenen oft gar nicht angezeigt wird. Ohne Anzeige der Geschädigten kommt der Fall aber nicht zur Polizei: „Da wird die einzelne verschmorte Mülltonne oft gar nicht der Polizei gemeldet“, sagt Schneider.
Wenn sich die Fälle aber häufen, wie in Fechingen, dann müsse die Polizei dem nachgehen. Daher sei jetzt der Kriminaldienst beauftragt, die Fälle mit den Presseveröffentlichungen und den Berichten der
Feuerwehr abzugleichen, zumal es schon im Vorjahr in Brebach eine vergleichbare Brandserie im Sommer gegeben habe. Damals hätten immer wieder Wiesenstücke gebrannt. Man werde sich zu den Fechinger Bränden nochmal detailliert in der Presse äußern, wenn die Polizei die Daten zusammengetragen und ausgewertet habe.
Dass die Menschen keine Anzeigen erstatten, hat vielleicht noch einen anderen Grund: Ihnen gehören die Mülltonnen nicht. Sie sind eine Leihgabe des städtischen Entsorgungsbetriebs ZKE. Wenn die Tonne kaputt ist, bestellt man eine neue. Otto Drossel vom ZKE teilte mit, dass eine Mülltonne einen Materialwert von rund 40 Euro habe. Die großen Vierradgefäße würden ein Vielfaches kosten, sind aber von den Bränden nicht betroffen. Der Brand einer normalen Mülltonne ist demnach auch wirtschaftlich ein Bagatelldelikt. Das kann sich aber ändern, wenn die Tonne nah an einem Haus steht und Flammen oder Rauch das Gebäude beschädigen. Wie brennbar Mülltonnen sind, schreibt Otto Drossel: „Eine Mülltonne besteht für gewöhnlich aus einem robusten Kunststoffmaterial (meist HDPE oder Polyethylen hoher Dichte), das resistent gegen Klimaeinwirkungen wie Frost oder Sonnenschein (UV-Strahlen) ist. Die Schmelztemperatur liegt bei diesen Materialien bei 130 bis 135 Grad Celsius. Die Tonne an sich brennt in der Regel nicht, sondern schmilzt. Hier kommt es sicherlich auch auf die Füllung an. Papiertonnen ‚brennen‘ dann wesentlich besser als Biotonnen.“Das könne erklären, warum bei den meisten Fällen von Brandstiftung die Flammen von allein wieder erloschen waren, wie es die Feuerwehr berichtet hatte.
Die jetzt bekannt gewordene Brandserie in Fechingen sei die erste ihrer Art. Der ZKE habe in den letzten Jahren nie eine Häufung festgestellt. In Fechingen hatte der Täter bis zum SZ-Bericht fast täglich gezündelt, dann über das Wochenende nach Fronleichnam sein Treiben eingestellt. In Fechingen sind die Anwohner jetzt wachsam. Trotzdem stehen seit dem Leerungstermin für die gelbe Tonne am vergangenen Mittwoch alle Tonnen im Ort ungeleert am Straßenrand. Bis Dienstag tat sich da wenig. Der ZKE erklärt, dass wegen des Krankenstands und eines Feiertags Leerungen ausfielen. Diese sollen bis zur Wochenmitte nachgeholt werden.