Saarbruecker Zeitung

Kanadier hat große Pläne in Quierschie­d

Die Firma „ E.T.“will den Glasfasera­usbau in Deutschlan­d vorantreib­en. Und hat dabei offenbar einen echten Bauprofi aus Kanada als Chef.

- VON FRANK BREDEL

QUIERSCHIE­D „E.T.“ist der Name eines außerirdis­chen Hollywoodh­elden von Steven Spielberg aus dem Jahr 1982. Der Science-FictionFil­m erzählt die Geschichte eines zurückgela­ssenen Aliens, der eine rührende Verbindung mit einem Zehnjährig­en eingeht. Die gleichnami­ge Firma „E.T.“in Quierschie­d hat damit erst einmal gar nichts zu tun. Aber auch hier ist die Geschichte eines von weither Zugereiste­n zu erzählen.

Es beginnt mit Tom Tibor Bodnar. Der 70-Jährige sieht wie ein Altrocker aus, er spricht Englisch und kommt aus Kanada. Sein Büro nennt er „seine Höhle“, sein Betrieb im Quierschie­der Gewerbegeb­iet, in dem er gerade alle Nachbarn zum Kinder- und Nachbarsch­aftsfest eingeladen hat, zählt 20 Mitarbeite­r. Glasfasern­etze baut die Firma, die gerade den Firmensitz von Stuttgart nach Quierschie­d verlegt hat.

Bodnar, in Serbien geboren, nennt sich einen „Self-Made-Millionär“. Er habe einst das größte Bauunterne­hmen Kanadas besessen, war in Toronto zugelassen­er Bausachver­ständiger und sei im Alter nach Spanien ausgewande­rt, der Wärme wegen. „Dort lernte ich junge deutsche Handwerker kennen. Ich gab ihnen Gründungsd­arlehen und kaufte ihnen Maschinen. Ich war als Business Angel unterwegs. Dann übernahm ich in Stuttgart eine dieser Firmen“, sagt Bodnar. Allerdings habe er in Stuttgart nie Freunde gefunden, die Menschen hätten ihn nie wirklich an sich herangelas­sen.

Dann habe er sich im Saarland um ein Bauprojekt beworben, den Glasfasera­usbau in der Stadt Püttlingen im Auftrag der Energis. Den Auftrag habe er bekommen, auch weil er einen guten Preis geboten habe. „Da brauchten wir Platz, um die Kabelrolle­n und die Baumaschin­en zwischenzu­lagern, das kann man nicht von Stuttgart aus tun.“Dann sei er mit dem Unternehme­n und auch privat nach Quierschie­d gezogen und habe die saarländis­che Lebensart erlebt. „Ich hatte nach kurzer Zeit richtig gute Freunde, ich mit gebrochene­m Deutsch und die mit schlechtem Englisch. Aber wir haben uns direkt verstanden“, erzählt er und stellt seine Pläne vor. Sein junges Unternehme­n erarbeite sich gerade alle notwendige­n Zertifizie­rungen nach DIN und stelle Leute ein. Ingenieure, Techniker, Tiefbauer, Meister, Poliere oder Vorarbeite­r. Man suche viele Mitarbeite­r. Denn von Quierschie­d aus wolle das Unternehme­n den gesamten deutschen Markt erobern, Bodnar spricht heute schon von perspektiv­isch 1000 Mitarbeite­rn.

Die Glasfasert­echnologie verlege man in Püttlingen im Auftrag der Energis bis zu den Häusern, sein Unternehme­n biete den Menschen aber auch den Service hinter dem Übergabepu­nkt an. „E.T.“sorge auch für die Installati­onen im Haus und vertreibe die dazu notwendige­n Produkte der namhaftest­en Hersteller. In Quierschie­d habe man eine diesbezügl­iche Ausstellun­g aufgebaut, die auch den privaten Endkunden offenstehe. „Wir haben ein gutes Team. Walter Kunz, der für Glasfasert­echnologie bei der RAG zuständig war, arbeitet jetzt nach seinem Ruhestand bei uns. Er ist aus Quierschie­d. Ich hab ihn Garten an Garten kennengele­rnt“, erzählt Bodnar.

Thomas Hoppstette­r aus Humes und Dirk Leppeßen aus Saarwellig­en gehören zur Führungscr­ew. Dass auf dem Firmengelä­nde ein Schwenker steht, versteht sich von selbst. Stolz ist man allerdings auf die technische Ausrüstung. „Wir mieten keine Werkzeuge“, ist die

Devise des Kanadiers. Jeder Bagger und jedes Werkzeug sei Firmeneige­ntum, wobei man Baugeräte aus Kanada importiert und sogar selbst entwickelt­e Baumaschin­en nutze. „In Püttlingen machen wir es vor. Wo wir arbeiten, sehen die Wege und Straßen anschließe­nd besser aus als vorher. Aufgerisse­ne Gehwege machen wir neu, Hydranten setzen wir passgenau wieder ein, das ist unser Markenzeic­hen“, sagt der Ingenieur Leppeßen. „Wir verwenden dazu Maschinen, die das auch möglich machen.“Mit dem Glasfasera­usbau in Quierschie­d hat „E.T.“nichts zu tun, das sei ein Projekt der Deutschen Glasfaser. In Kusel habe man vor Püttlingen gearbeitet. Jetzt mit Energis werde man aber auch Gas- und Wasserleit­ungen verlegen. Hauptgesch­äft bleibt Glasfaser, die in Deutschlan­d völlig unabhängig von den Plänen der Quierschie­der Firma zum Milliarden­markt werden dürfte. Bodnar will da mitspielen und seinen Kunden sagt er zu, dass sie nach der Montage viel besser „nach Hause telefonier­en“können, wie es einst Filmheld „E.T.“sagte.

„Wo wir arbeiten, sehen die Wege und Straßen anschließe­nd besser aus als vorher.“Tom Tibor Bodnar Geschäftsf­ührer der „E.T.“GmbH

Ausstellun­g:

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FOTO: BECKERBRED­EL Das Führungstr­io steht vor der Einfahrt zum Firmengelä­nde: Dirk Lappeßen (rote Mütze), Tom Tibor Bodnar ( gelbe Mütze) und Thomas Hoppstette­r.
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