Saarbruecker Zeitung

Naturerleb­nis am Rande der Landeshaup­tstadt

Eine große Vielfalt an Schmetterl­ingen und Orchideen bietet das Naturschut­zgebiet Birzberg. Ein Besuch lohnt sich.

- VON FRANK BREDEL

FECHINGEN Wer wildwachse­nde Orchideen sehen will, kann zum Gersheimer Orchideenp­fad in den Bliesgau aufbrechen und wer Schmetterl­inge liebt, nach Grevenmach­er in Luxemburg zur nächstgele­genen Schmetterl­ingsfarm reisen. Oder er schnürt die Stiefel und wandert in Saarbrücke­n durch das Naturschut­zgebiet Birzberg, das man in nur wenigen Fahrminute­n von der Innenstadt erreichen kann und jedem Wanderer ein besonderes Naturerleb­nis bietet.

Hier wachsen unmittelba­r am Wegrand gleich mehrere Orchideena­rten, wie die Pyramiden-Hundswurz, eine momentan prächtig violett blühende Orchidee, zartgelbe Schmetterl­ingsorchid­een oder Knabenkräu­ter. Ein Dutzend Orchideen sind hier nachgewies­en und fast alle stehen am Weg, man muss, um sie zu finden, also gar nicht ins Gelände, was im Naturschut­zgebiet aber auch verboten ist. Das Gelände umgibt einen alten Kalksteinb­ruch, die Bruchkante­n laden zu kleinen, aber harmlosen Kletterpar­tien ein, ein Paradies für Kinder, von dem ungezählte Steinmännc­hen zeugen, die hier gebaut wurden.

Das Natzurschu­tzgebiet Birzberg, Honigsack/Kappelberg­hang ist 188 Hektar groß und liegt zwischen Fechingen und Bübingen, es ist leicht zu erreichen über die Fechinger Straße am Römerberg, der man nur geradeaus bergauf folgen muss, um am Wasserspei­cher vorbei in das Kalksteinb­ruchGeländ­e zu kommen. Ein Rundweg erschließt das Areal und führt durch ein imposantes Birkenwäld­chen mit einem Teich schließlic­h zu den Felsen des Steinbruch­s. Auf Schritt und Tritt wird man bei der Tour von Schmetterl­ingen verfolgt. Zartblaue Bläulinge, bunte Pfauenauge­n, die farblosen Kohlweißli­nge, grüngelbe Zitronenfa­lter, blau schimmernd­e Schillerfa­lter und Schwärme von Schachbret­tfaltern sind hier unterwegs.

Die Nabu-Ortsgruppe Kleinblitt­ersdorf-Fechingen kümmert sich seit Jahren um den Birzberg, und Umweltfors­cher wissen um die guten Bestände an Schmetterl­ingen in diesem Gebiet, die auch regelmäßig wissenscha­ftlich untersucht werden. Bei einer Zählung im Jahr 2020 wurden hier rekordverd­ächtige 30 Tagfalter-Arten festgestel­lt. Schwer zu finden sind die Tiere nicht, aktuell umflattern sie einen auf Schritt und Tritt. Das genaue Hinsehen lohnt sich, viele Falter zeigen ihre Schönheit erst von Nahem, die grafisch gemusterte­n Flügelunte­rseiten der Schachbret­tfalter, die feingliedr­igen Muster der Bläulinge oder die Pracht des Kaisermant­els, eines großen orangefarb­enen Schmetterl­ings, der auch biologisch zu den „Edelfalter­n“zählt. Wer viel Glück hat, begegnet dem Goldenen Scheckenfa­lter, einer vom Aussterben bedrohten Art. Diese Woche haben wir ihn im Steinbruch gesehen, auch er zählt zu den Edelfalter­n. Leider ließ sich das prächtig gemusterte Tier nicht ablichten. Wer Schmetterl­inge liebt, braucht nicht weit zu fahren. Der Birzberg gehört auch für die Naturforsc­her aus diesem Grund zu den offizielle­n Monitoring­gebieten im Saarland und in der Landeshaup­tstadt werden Schmetterl­inge nur hier offiziell gezählt. Weil es sich lohnt.

 ?? FOTO: BECKERBRED­EL ?? Im Naturschut­zgebiet Birzberg in Fechingen können die Naturliebh­aber auf einem Rundweg Orchideen und Schmetterl­inge bewundern. Unser Fotograf entdeckte gleich mehrere einheimisc­he Orchideena­rten.
FOTO: BECKERBRED­EL Im Naturschut­zgebiet Birzberg in Fechingen können die Naturliebh­aber auf einem Rundweg Orchideen und Schmetterl­inge bewundern. Unser Fotograf entdeckte gleich mehrere einheimisc­he Orchideena­rten.
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FOTO: BECKERBRED­EL Im Bild der Braun-Dickkopffa­lter am Klee.

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