„Waschi“will sich im„Lupa“belohnen
Freiwasserschwimmer Andreas Waschburger ist der einzige Saarländer bei der Weltmeisterschaft in Budapest.
SAARBRÜCKEN Auch mit 35 Jahren erlebt Freiwasserschwimmer Andreas Waschburger noch Neues. Der einzige Saarländer bei der Schwimm-WM in Budapest blickt auf eine ungewöhnliche Qualifikation zurück. Dabei musste der Polizeikommissar erfahren, dass der erste Teil des Wortes Qualifikation Qual bedeutet. Denn „Waschi“musste die geforderte Zeit erstmals in der Halle schwimmen. „Das war sehr, sehr hart. Danach habe ich erst mal anderthalb Stunden platt auf dem Boden gelegen“, berichtet der Saarbrücker von seinem „Alleinrennen“in der Albert-Wagner-Schwimmhalle an der Hermann-Neuberger-Sportschule. „Im Freiwasser ist man ja manchmal auch im Windschatten, das fiel hier weg. Dazu kamen die unzähligen Wenden“, berichtet der Olympia-Achte von London 2012.
Der Grund für das ungewöhnliche Vorgehen waren Termingründe. Fast fünf Stunden alleine, nur im Kampf gegen sich selbst und die Uhr, ohne frische Luft oder die Möglichkeit, im Sog eines anderen mitzuschwimmen. Die Zeitanlage lief, es wurde alles videodokumentiert. „Ich war vorher sehr aufgeregt, habe wenig geschlafen. Ich war mir aber sicher, es zu schaffen“, berichtet der Sportpolizist über den ungewöhnlichen Tag Mitte Mai. Alle 1500 Meter wurde Waschburger verpflegt, unterstützt von Trainer Peter Hös und Freundin Jasmin Alt wurde das Ganze auch aufgrund der Temperaturen in der Halle zur echten Willenssache.
Auf den ersten 15 Kilometern war der Routinier so schnell, dass er zwischenzeitlich bis zu acht Minuten unter der Norm lag. Ein kleiner Puffer sollte her, weil er wusste, dass er gegen Ende hin etwas langsamer werden würde. Und der Plan ging auf. Am Ende lag der Schnitt bei 1:09 Minuten pro 100 Meter, in 4:49,58 Stunden lag der 35-Jährige 3:02 Minuten unter der Norm für die WM.
Jetzt steigt Waschburger, der sich wegen der harten Konkurrenz über zehn Kilometer auf die 25 Kilometer konzentriert, am Donnerstag in einer Woche in den Lake Lupa. Der
Name des Sees könnte ein gutes Omen für den eingefleischten Fan des 1. FC Saarbrücken sein. „Da haben schon einige Kollegen gefrotzelt. Lupa passt ganz gut“, erzählt „Waschi“über den See, der wie die Abkürzung für das Ludwigsparkstadion klingt. Platz acht lautet sein Ziel. Diesen Rang erreichte Waschburger bei der letzten WM vor Corona 2019 in Südkorea, mit einem ähnlichen Rang will er noch mal seine Leistungsfähigkeit auch mit 35 Jahren unterstreichen. Zudem will er auch nur neun Tage nach Budapest beim Weltcup in Paris eine gute Leistung hinlegen.
Die Vorbereitung unterscheidet sich kaum von der, als er noch jünger war. Nur der Körper benötige etwas mehr Regeneration. Solange er noch mit der deutlich jüngeren Konkurrenz mithalten kann und es
Spaß macht, steht ein Karriereende Stand jetzt noch nicht akut an. Wegen seines vergrößerten Herzens als Ausdauersportler müsste er im Fall der Fälle sowieso noch jahrelang „abtrainieren“und könnte nicht von einem auf den anderen Tag aufhören. Wie Angela Maurer noch mit 40 bei der WM mitzumachen, kommt aber nicht in Frage.
Auch in einer anderen Funktion hat Waschburger derzeit einiges zu tun. Als „Vizepräsident Leistungssport“ist er seit Februar im Präsidium des Saarländischen Schwimmbundes (SSB) zusammen mit dem neuen Präsidenten Maiko Zimmer, der Raban Baumann ablöste, tätig. Und so ist „Waschi“auch bei der Nachfolger-Suche für die im Sommer scheidenden Landestrainer Peter Hös und Jana Glas involviert. Hös kümmert sich noch bis zur EM im August in Rom um Waschburger.
Trainingspläne, neue Eliteschüler – die Trainersuche soll zum neuen Schuljahr beendet sein. 92, 82, dann 70 Trainingskilometer pro Woche kurz vor der WM, Tagedienste zwischen den Einheiten, Präsenzschichten, und und und: Der Zeitplan des 35-Jährigen, der bei der Bereitschaftspolizei im Saarland derzeit auf einer halben Stelle steht, ist also dicht gedrängt. Die Belohnung dafür soll es im Lupa-See nächste Woche geben.
„Danach habe ich erst mal anderthalb Stunden platt auf dem Boden gelegen.“Schwimmer Andreas Waschburger über seine WM-Qualifikation in der Halle