Auf der Suche nach dem nächsten Kerber
Wie der 1. FC Saarbrücken in der kommenden Saison den Nachwuchsbereich angehen will.
SAARBRÜCKEN (cor) Die Stimme von Tobias Eisel war am Montag noch etwas belegt. Die Aufstiegsfeier der U17-Junioren des 1. FC Saarbrücken hinterließ auch beim Trainer Spuren. „Es ging bis morgens um 5“, erzählt der 31-Jährige, „aber das ist völlig in Ordnung. Man steigt nicht jeden Tag in die Bundesliga auf.“
Die „Mission Aufstieg“war das Saisonziel, das mit den 2:0 und 3:2-Erfolgen über Hessenmeister TSG Wieseck recht souverän eingefahren wurde. Doch der Weg dorthin war nicht einfach. „Während der Corona-Zeit haben einige talentierte Spieler die Lust verloren. Selbst kurz vor dem Saisonstart haben uns noch Spieler verlassen, weil sie bei anderen Vereinen auf ihrer Lieblingsposition spielen durften. Solche Entscheidungen gehen dann immer auch mit dem Trainer nach Hause“, sagt der A-Lizenz-Inhaber, der Sozialwissenschaften und Sport studiert hat, „von daher ist es jetzt auch schon eine kleine Genugtuung zu sehen, dass wir auf die richtigen Pferde gesetzt haben. Es war klar, dass wir das Ziel nur als eingeschworene Gemeinschaft erreichen können. Dazu braucht man die richtigen Typen.“
Spätestens nach dem Spiel beim FC Homburg war klar, wie charakterstark der Jahrgang ist. Aus einem 0:4-Pausenrückstand zauberten die Blau-Schwarzen einen 5:4-Erfolg über den Erzrivalen. Es folgten Südwestmeisterschaft und letztlich die Aufstiegsspiele. Der Fluch der guten Tat hat Eisel und seine Aufsteiger aber bereits eingeholt. Ein Großteil der Mannschaft spielt nächstes Jahr in der A-Jugend. „Das ist einerseits schade, dass man die Früchte des Erfolges nun nicht selbst erntet. Andererseits bin ich sehr froh, ein weiteres Jahr mit diesen tollen Jungs arbeiten zu dürfen“, sagt Eisel, der bei „seinem“Team bleiben wird. In der U19 soll auch Andy Breuer (16) spielen. Das Toptalent, das Angebote von Spitzenclubs ablehnte, wird zudem ab sofort in den Trainingsbetrieb der Profis integriert.
U17-Bundesliga-Trainer wird Mathias Malter, der diese Saison mit der U16 in die Regionalliga aufgestiegen ist. „Dieser Doppelaufstieg im B-Jugendbereich ist für uns enorm wichtig“, sagt Karsten Specht, Leiter des FCS-Nachwuchsleistungszentrums (NLZ), „der neue, ältere Jahrgang spielt in der Bundesliga auf höchstem Niveau, aber auch der jüngere Jahrgang kann sich auf dem höchstmöglichen Level weiterentwickeln.“Die U16 übernimmt Yoshua Klauck, bislang unter Malter Co-Trainer.
Anders als zu Zeiten, als Milan Sasic die sportlichen Geschicke des Vereins auch im Jugendbereich diktierte – er holte unter anderem den heutigen Bundesliga-Spieler Eduard Löwen ins Saarland, die U19 stieg trotzdem ab –, wird der FCS diesmal keine Neuverpflichtungen von außerhalb der Großregion tätigen. „Als Bundesligist bekommst du Anfragen aus ganz Deutschland. Aber das macht für uns wenig Sinn, denn solche Spieler kommen meist nur für ein Jahr“, sagt Specht, „wir wollen hier blau-schwarze Jungs ausbilden, die sich mit dem Verein und seiner Philosophie identifizieren.“
Bisher stehen Torwart Bennett Grenner und Laurin Werth (beide SV Elversberg) als Neuzugänge fest. Dass es bei sieben Absteigern schwer wird mit dem Klassenverbleib, ist klar. Doch das stört die Verantwortlichen nicht. „Wir wollen die Entwicklung jedes Einzelnen in den Mittelpunkt stellen. Es geht darum den nächsten Luca Kerber herauszubringen“, sagt Specht, „das ist von viel größerer Bedeutung.“