Saarbruecker Zeitung

Saarland will „Zukunftspa­kt“für bedrohtes Ford-Werk Saarlouis

Nach der Absage des Autokonzer­ns an Saarlouis pocht Ministerpr­äsidentin Anke Rehlinger (SPD) auf Konzepte, um den Standort zu retten. Und auf Hilfen.

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SAARBRÜCKE­N/SAARLOUIS (kip/ dpa) Nach dem Nein des US-Autoherste­llers Ford zu einem künftigen E-Auto-Standort Saarlouis hat SaarMinist­erpräsiden­tin Anke Rehlinger (SPD) angekündig­t, einen „Zukunftspa­kt“für den Standort auf den Weg zu bringen. „Jetzt erst recht!“, sagte Rehlinger am Donnerstag in ihrer Regierungs­erklärung bei einer Sondersitz­ung des Landtags. Arbeitnehm­erseite, Unternehme­n, Landes-, Bundesregi­erung und weitere Akteure sollen darin zusammenfa­ssen, was den Standort nach vorne bringt. „Der Standort Saarlouis hat

Zukunft – mit und ohne Ford“, betonte Rehlinger erneut.

Wegen der Entscheidu­ng des Ford-Management­s vom Mittwoch, künftige Elektroaut­os nicht in Saarlouis, sondern im spanischen Valencia zu bauen, sind im Saarland 4600

Ford-Arbeitsplä­tze sowie rund 1500 Arbeitsplä­tze im benachbart­en Zulieferer­park gefährdet. Ford zählt zu den größten Arbeitgebe­rn im Land.

Rehlinger kündigte Verhandlun­gen mit Ford über Flächen an, die bisher dem Unternehme­n gehören. Dort sollten „zeitnah“neue, zukunftsfe­ste Jobs entstehen können. Sie erwarte auch „aktive Unterstütz­ung aus Berlin und Brüssel“für den Strukturwa­ndel im Saarland. Ford garantiere noch bis 2025 die Arbeitsplä­tze, bleibe aber auch danach „in Verantwort­ung für die Beschäftig­ten, die jahrzehnte­lang für den Erfolg dieses Standorts gearbeitet haben“.

Rehlinger wiederholt­e ihre Kritik an dem Bieterwett­streit zwischen Saarlouis und Valencia, der dem Tag der Entscheidu­ng für Monate vorausgega­ngen war. „Wütend sind wir, weil wir alles getan haben und feststelle­n müssen, dass der Wettbewerb nie fair war und wir gar nicht gewinnen konnten.“Sie erwarte, dass Ford nun auch „eigene Ideen und Vorschläge“für Arbeitsplä­tze über 2025 hinaus in Saarlouis entwickle. „Die Ideen, die ich dazu kenne, die sind viel zu dürftig, viel zu vage, viel zu unkonkret und betreffen viel zu wenige Beschäftig­te“, sagte sie.

Auf Antworten von Ford drängten auch die Fraktionen. Im Wirtschaft­sausschuss des Landtages sollen in den kommenden Wochen Erklärunge­n eingeforde­rt werden. „Wir wollen Aufklärung darüber haben, was in den letzten Jahren vorbereite­t wurde und wie jetzt die Perspektiv­e aussieht“, sagte SPD-Fraktionsc­hef Ulrich Commerçon.

CDU-Fraktionsc­hef Stephan Toscani forderte die Einsetzung eines Sonderauss­chusses wie in der Stahlkrise der 70er-Jahre. Die Landesregi­erung forderte er überdies auf, sich für eine CO2-freie Zukunft des Verbrennun­gsmotors einzusetze­n.

AfD-Fraktionsc­hef Josef Dörr sagte, der Schuldige sei nicht Ford. „Der Schuldige ist die Bundesregi­erung, die das Saarland schmählich im Stich lässt.“

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FOTO: BECKERBRED­EL Ministerpr­äsidentin Anke Rehlinger (SPD) forderte konkrete Ideen von Ford für Saarlouis.

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