Saarbruecker Zeitung

Land sollte Ford-Gelände kaufen

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Das Schlimmste ist die Ungewisshe­it. Für die Menschen, die vom FordWerk in Saarlouis leben. Für die Menschen, deren Leben das Werk ist. Es geht ums Geld, es geht ums Haus, es geht um viel Gefühl, um gebrochene­n Stolz, um die fehlende Gewissheit, ob das Leben planbar bleibt. Es sind sicher mit die schlimmste­n Monate und Jahre im Arbeitsleb­en der meisten der 4600 Mitarbeite­r im Werk und der 1500 im Zulieferer­park daneben.

Bis 2025 ist ihr Arbeitspla­tz sicher. Was danach kommt? Ungewiss. Das ist das Ergebnis eines Bieterverf­ahrens zwischen zwei Standorten. Aus Sicht von Ministerpr­äsidentin Rehlinger „ein unfairer Wettbewerb“, aus Sicht von Ford „ein transparen­ter und fairer

Wettbewerb“. Aus Draufsicht: Ein zynischer und zutiefst kapitalist­ischer Wettbewerb. Er lässt Menschen jahrelang im Ungewissen.

Diese Fratze des Arbeitsleb­ens ist Teil des Strukturwa­ndels im Saarland. Zuletzt zu sehen bei Halberg Guss. Ob der Wandel mehr Zukunft als Schmerz bringt? Die düstere Prognose von CDUFraktio­nschef Stephan Toscani, dass Tausende Arbeitsplä­tze im

Saarland vom Verbrenner abhängen, ist leider richtig. Seine Schlussfol­gerung, den Bau von Verbrenner­n zu verlängern, diskutabel. Für die geschockte­n Fordmitarb­eiter auch nicht wirklich relevant am Tag danach.

Sie vertrauen nun auf Rehlinger, dass sie eine Perspektiv­e für die Belegschaf­t erarbeitet. Das Problem: Ford gehören das Gelände und die Immobilien. Beides sollte das Land dem Konzern nun abkaufen. So hätte die Belegschaf­t die Gewissheit, dass die Landesregi­erung ihre Arbeitsplä­tze und ihre Arbeitskra­ft selbst vermarktet. Und dabei gewissenha­fter vorgeht, als ein Automobilk­onzern aus Detroit. Vielleicht sogar so, dass die Ungewisshe­it für die Menschen mal ein Ende hat.

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