Laufender Botschafter seiner Region
Martin Schedler ist UltraTrail-Läufer, jüngst ist er die Saar von der Mündung bis zur Quelle abgelaufen. Zu seinen Antriebskräften gehört auch Heimatliebe.
OTTWEILER Der „Saarlauf“war sicher nicht seine letzte spektakuläre „Reise“: 236 Kilometer von der Mündung der Saar bei Konz in die Mosel, über die Quelle der Roten Saar bis hoch zum Donon in den Vogesen – an drei Tagen, nach rund 27 Laufstunden, nach über 3700 Höhenmetern. Der Ultra-Trail-Läufer (Läufer für extreme Distanzen und Streckenprofile) Martin Schedler (41) aus Ottweiler setzt sich immer neue atemberaubende Ziele.
Was ist das für ein Mann, der durch seine Aktionen viele Menschen motiviert, an die eigene Leistung zu glauben und nie aufzugeben? Kürzlich hieß es in einem Kommentar über ihn bei Instagram:
„Du bist eine Inspiration.“Martin Schedler ist ein Hochleistungssportler, der die persönliche Herausforderung liebt. Aber neben den Wettkämpfen inszeniert er mit seinen Laufprojekten neue Formate, um für seine Heimat zu werben. Er ist also mehr als ein Ultra-Trail-Läufer. Er wird zu einem Botschafter seiner Region. Schedler inspiriert Sport zu treiben und motiviert durch seine Themenläufe Menschen, sich mit der Heimat zu beschäftigen, Natur und Leute zu entdecken.
Martin Schedler wurde 1980 in Illingen geboren. Als Kind war er ganz oft mit seinen Eltern und drei Schwestern in den Ferien an der Saar unterwegs: „Für uns war es Urlaub, beispielsweise einen ganzen Tag in Saarburg, auf dem Kasteler Felsenpfad oder an der Saarschleife unterwegs zu sein.“Seine Projekte sind mit vielen Emotionen und Kindheitserlebnissen verbunden. Bis zur B-Jugend hat er Fußball gespielt, doch geliebt hat er früh die langen Laufstrecken. Mit 21 läuft Schedler seinen ersten Marathon. Der Ultra-Läufer hatte schon bald verrückte Pläne, lief durch die Wüste und über die Alpen. Er lief in Marokko, Namibia, Madeira oder Teneriffa, hat viele internationale Rennen gewonnen. Der ehemalige Deutsche Meister und zweifache WM-Bronzemedaillengewinner im Ultratrail und Bergmarathon arbeitet im „normalen“Leben als Diplom-Verwaltungswirt bei der Knappschaft in Saarbrücken. Zuvor absolvierte er ein duales Studium an der Fachhochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung.
Schedler ist ein Familienmensch. Seit 2016 ist er mit Manon verheiratet, 2017 kommt Tochter Marie zur Welt. Und diese Familie inklusive Eltern und Schwiegereltern ist es auch, die ihn bei seinen Projekten unterstützt: „Ohne sie wären solche Mammutprojekte nicht möglich“, sagt der Mann aus Ottweiler.
Originelle und extreme Ideen hat er. Für Aufsehen sorgte 2017 sein Lauf vom tiefsten Punkt des Saarlandes in Perl an der Mosel zum höchsten Punkt in der Region, dem Erbeskopf in Rheinland-Pfalz. 128 Kilometer und rund 4000 Höhenmeter legte der Extremsportler in knapp 14 Stunden zurück, um auf die schönen Landschaften und Sehenswürdigkeiten des Landes aufmerksam zu machen. Es ging über die höchsten Berge des Saarlandes.
Für bundesweite Aufmerksamkeit sorgte Schedler 2020 mit der Umrundung seines Bundeslandes. „Zum einen wollte ich Menschen in der eingeschränkten Corona-Pandemie dazu animieren, unser schönes Land zu erkunden und neu zu entdecken. Und auch ein positives Ereignis zu schaffen“, so Schedler.
Wie schafft das dieser AusnahmeAthlet, der sich sehr für Geschichte interessiert, aber auch das Reisen mag – wenn die knappe Zeit dies erlaubt. Die sportlichen Saisonziele bestimmen seine Jahresplanung. Allgemeines Fitnesstraining im letzten Winter, danach Aufbau mit kürzeren Tempostrecken, Halbmarathon-Meisterschaften im März 2022, um danach die ersten Ultrastrecken anzugehen. Im Gelände läuft Schedler, der sich selbst als oft zu ungeduldig sieht, einmal in der Woche bis zu 50 Kilometer. Plus Tempoläufe, macht zusammen rund 100 Kilometer in der Woche. Dazwischen streut er Wettkämpfe über zehn bis 30 Kilometer ein. Bislang ist er in seiner sportlichen Karriere von größeren Verletzungen verschont geblieben.
Was sagt er zum Thema Ernährung? „Grundsätzlich beschäftige ich mich seit Jahren damit. Eine gesunde und ausgewogene Ernährungsform ist für mich ganz entscheidend. Fertiggerichte sind tabu“, betont Schedler. Bei Familie Schedler wird jeden Tag frisch gekocht. Auch Brot und Brötchen werden selbst gebacken, dabei spielen Vollkornprodukte eine wichtige Rolle, wenig Zucker. Bei alledem ist der Extremsportler auch Genießer und gönnt sich auch mal einen guten Rotwein oder ein besonderes Schwarzbier.
Der grenzüberschreitende „Saarlauf“war für ihn das bisherige Lieblingsprojekt. „Es hatte ein ganz besonderes Flair, und ich war extrem beeindruckt und berührt – gerade auch vom mir bisher unbekannten Verlauf der Saar in Frankreich. Die Eindrücke und Erfahrungen waren intensiver als bei meinen Projekten vorher.“
Schedler, der am liebsten Rockmusik hört und ein Fan von Fantasy- und Science Fiction-Filmen ist, erfüllte sich damit einen lang gehegten Traum: „Dabei wollte ich auch ganz bewusst nicht nur direkt flach am Fluss entlang laufen, sondern wollte möglichst viele Highlights erkunden und präsentieren. Ich wollte damit aber auch die Saar als Grenzfluss mit seiner wechselhaften deutsch-französischen Geschichte präsentieren und die deutsch-französische Freundschaft betonen“, sagt der Knappschaftsbeschäftigte.
Das hat er mit Bravour geschafft, ist auf dem Gipfel des Donon angekommen. Man kann auf das nächste Abenteuer des Martin Schedler gespannt sein. Doch zunächst startet er beim Zugspitz-Ultratrail, den Deutschen Meisterschaften im Juli in Oberbayern.
„Eine gesunde und ausgewogene Ernährungsform ist für mich ganz entscheidend. Fertiggerichte sind tabu.“Martin Schedler Ultra-Trail-Läufer aus Ottweiler