Die Band mit den unsichtbaren Instrumenten
„Fashioned From Bone“aus Saarbrücken tritt am Samstag beim Saarklang-Festival auf.
SAARBRÜCKEN„ Am Anfang war das Riff“– so würde wohl der erste Satz lauten, wenn die Band Fashioned From Bone eine heilige Schrift verfassen müsste. Dabei geht es nicht um Korallen, sondern um die Riffs in der Musik: Kurze prägnante Passagen, die in der Rockmusik meist von einer Gitarre gespielt werden. Deep Purples Beginn von „Smoke on the Water“ist das berühmteste Beispiel. Oft spielen Gitarre und Bass so ein Riff parallel, wobei es immer wieder zu kleinen Ungenauigkeiten kommt. Fashioned From Bone umgehen dieses Problem elegant, indem sie den Klang von verzerrter Gitarre und E-Bass einfach aus demselben Instrument kommen lassen. In diesem Fall ist es der Bass von Robert Fedick.
Mithilfe von Effektgeräten ist das gar kein Problem. Der von den tiefen Saiten erzeugte Ton wird auf zwei Spuren aufgeteilt. Die eine geht ganz gewöhnlich in einen Bassverstärker. Die andere aber wird elektronisch eine Oktave höher gesetzt und verzerrt: Sie wandert in einen Gitarrenverstärker. Wer Fashioned From Bone live gehört hat, weiß, dass da im Klangbild nichts fehlt.
Das Trio komplettieren Schlagzeuger Rafael Piechowiak und Sänger Micha Teimouri. Manchmal erscheint ein unsichtbares drittes Instrument, wenn Piechiowiak auf ein sogenanntes Sample-Pad schlägt: Mit ihm kann er Sounds beliebiger Art ansteuern. Wie schon erwähnt, Bass und Gitarre spielen traumhaft parallel, da sie ja von denselben Fingern gezupft werden. Die Riffs, die meist am Anfang des Songschreibe-Prozesses stehen, klingen da einfach knackig.
Oft entstehen solche außergewöhnlichen Formationen aus der Not – auch bei Fashioned From Bone. Fedick hatte mit Piechowiak eine Band, die vom Gitarristen verlassen wurde. „Rafael meinte dann im Scherz zu mir: Dann musst du jetzt beides machen. Ich habe aus Spaß gesagt, dann lass uns mal versuchen, wie das klingt“, erzählt der Bassist. Es stellte sich heraus: sehr gut. Dem Sänger dieser Band gefiel aber der neue Stil nicht.
Dass Piechowiak dann eben Sänger Micha Teimouri gefragt hätte, schließlich spielt er mit ihm auch in der Band Southern Caravan Breath – so einfach war es dann aber nicht. „Ich dachte, mit dem mache ich doch schon genug Musik“, grummelt Piechowiak, „aber leider ist er eben so gut, dass man nicht an ihm vorbeikommt.“Der Beobachter erkennt: Es herrscht prima Stimmung in der Band, aber auch genug Reibung, die kreativ genutzt werden kann.
Zurück zur Entstehungsgeschichte: Fedick und Piechowiak hatten eigentlich vor, mit dem Gitarristen
Samir Taibi ein neues Projekt zu starten. Der kam eines Tages im Gasthaus Wurm vorbei, wo Teimouri nebenberuflich kellnert. Taibi habe vorgeschlagen, dass Teimouri als Überraschungsgast mit zur Probe kommt. An jenem Tag fiel der Gitarrist aber selbst aus gesundheitlichen Gründen aus. Und so kamen eben die beiden Dinge zusammen, die heute Fashioned From Bone ausmachen: Das fulminante Duo Fedick/Piechowiak mit seinen messerscharfen Riffs und die Rockröhre
Teimouri.
Gleich in der ersten Probe habe man den Song „Brother“geschrieben, der später als erste Single erschien. Das war im November 2019. „Wir haben die Band in die Pandemie hinein gegründet“, erinnert sich Piechowiak. Der Lockdown begann genau zu dem Zeitpunkt, als erste Auftritte anstanden.
Immerhin sorgte die Planung der Gigs dafür, dass die Band dringend einen Namen brauchte. Den lieferte Fedick: „Oftmals fallen mir Namen ein, die ich dann notiere. Fashioned From Bone war eigentlich als Idee für einen Song gedacht. Ich habe ihn den anderen vorgeschlagen – er war der erste, der allen gefallen hat.“Übersetzt heiße er „Aus Knochen gefertigt“.
Der Bassist meint, er habe den Begriff mal gehört im Zusammenhang mit prähistorischem Schmuck. Erst später sei der Band eine „coole Interpretation“für ihren Namen eingefallen: „Wir nehmen die Überreste der Rockmusik und fertigen etwas Neues daraus“, so Piechowiak.
So ähnlich sei das auch mit Teimouris Texten, die ließen zunächst auch viel offen. „Ich schreibe meine Texte aus der Sicht des kleinen Mannes im Hinblick auf die alltäglichen Themen in dieser Welt. Dabei kommen Sehnsüchte, Liebe, Ängste, Wut und Hoffnung an die Oberfläche“, meint der Sänger. Er wolle damit aber nicht eindeutig sein und lasse viel Freiraum zur Interpretation. „Wenn man Micha kennt, weiß man aber, um was es ihm geht“, sagt Piechowiak.
Zu hören ist die Band am Samstag, 25. Juni, während des Saarklang-Festivals, um 17 Uhr auf der Rockwiese unterhalb der Hochschule für Musik. Weitere Gigs stehen am 15. Juli beim Parkbad Open Air in Wadgassen und am 16. Juli beim Kultstadtfest in Saarbrücken an. fashionedfrombone.com https://saarklang.com