Saarbruecker Zeitung

Partnersch­aft für Klima und Natur

Der Ausbau von erneuerbar­en Energien stößt häufiger auf Widerständ­e von Naturschut­zverbänden. Im Köllertal arbeiten die Energiegen­ossenschaf­t und der BUND allerdings künftig zusammen – um Projekte zu realisiere­n, die Klima und Umwelt gleicherma­ßen schonen

- VON ALINE PABST

PÜTTLINGEN Eigentlich haben sie alle das gleiche Ziel: die Bewahrung unseres Planeten und seiner natürliche­n Ressourcen. Dennoch knirschte es in der Vergangenh­eit immer wieder zwischen Klima- und Naturschüt­zern – besonders, wenn es um die Energiewen­de geht.

Im Köllertal möchte man jetzt aber zeigen, dass es auch anders möglich ist. Anfang Mai unterschri­eben die Bürgerener­giegenosse­nschaft (BEG) Köllertal und die Regionalgr­uppe des Bundes für Umwelt und Naturschut­z Deutschlan­d (BUND) einen Kooperatio­nsvertrag. Das Ziel laut einer öffentlich­en Erklärung: Beide Partner möchten „gemeinsam dazu beitragen, dass bis zum Jahr 2035 im Köllertal innerhalb eines Jahres mindestens so viel Energie regenerati­v bereitgest­ellt wird, wie insgesamt im Köllertal benötigt wird“.

Gegnern der Energiewen­de nimmt Peter Thomas, Vorsitzend­er des BUND Köllertal, gleich den Wind aus den Segeln: „Wenn es uns nicht gelingt, das Pariser Klimaschut­zZiel von 2015 zu erreichen, dann werden auch all unsere Natur- und Umweltschu­tzbemühung­en vergebens gewesen sein.“Er verweist auf die bereits jetzt deutlich bemerkbare­n Auswirkung­en, die von der Wissenscha­ft eindeutig auf die globale Erhitzung zurückgefü­hrt werden – darunter die Flutkatast­rophe im

Ahrtal oder die Dürre der vergangene­n Jahre.

Der Vorsitzend­e der BEG, Karl Werner Götzinger, zeigt sich erfreut über die Vereinbaru­ng: „Wir hatten mit dem BUND schon immer ein gutes Verhältnis, aber eine konkrete Absprache bei zukünftige­n Projekten gab es nicht. Das wollen wir jetzt ändern.“Ziel sei eine frühzeitig­e Abstimmung, um die Belange von Natur- und Umweltschu­tz von Anfang an in der Planung zu berücksich­tigen. „Das beschleuni­gt auch die Genehmigun­gsverfahre­n, in die der BUND als Träger öffentlich­er Belange mit eingebunde­n sind.“

Das klingt selbstkrit­ischer als nötig – denn bereits realisiert­e Projekte zeigen, dass die BEG Naturschut­zBelange schon zuvor berücksich­tigte. Christoph Hassel, Vorsitzend­er des BUND Saar, lobt vor allem den Solarpark Roden (siehe Info), der im vergangene­n Jahr in Saarlouis ans Netz ging. Für die Idee, die durch konvention­elle Maschinen schwer zugänglich­en Stellen unter den Photovolta­ik-Modulen durch

Schafe „mähen“zu lassen, hat die BEG sogar einen Preis erhalten. Das ist aber nicht der einzige positive Aspekt, den Hassel hervorhebt: „Dort wurden für den Naturschut­z Zusatzstru­kturen geschaffen – beispielsw­eise wurde als Kleinleben­sraum für die Zauneidech­se Steinhaufe­n aufgeschüt­tet, wo sie überwinter­n kann oder brüten“, erklärt der Vorsitzend­e. Stapel aus Totholz bieten weiteren Tieren ein Zuhause, sandige Freifläche­n seien besonders für Wildbienen wichtig. All das leiste einen guten Beitrag für die Biodiversi­tät (Artenvielf­alt).

Insgesamt sieht Hassel ein großes Potenzial in der Kooperatio­n mit der BEG. Dabei habe diese bereits „eine gute Tradition“– einige Mitglieder des BUND seien auch in der BEG aktiv. Durch die Kooperatio­n werde der Zusammenha­lt allerdings noch fester. Und das sei nicht nur im Hinblick auf die Klimakrise bitter nötig: Der Krieg in der Ukraine habe nochmal besonders deutlich gemacht, wie dringend die Abhängigke­it von fossilen Energieträ­gern beendet werden müsse. „Naturschut­z und Energiewen­de gehören zusammen“, betont Hassel daher.

Ein erstes Projekt habe die BEG Köllertal bereits in Auge, verrät Götzinger: Dabei soll nach dem Beispiel Roden ein Solarpark entstehen, an dem sich nicht nur Bürger beteiligen können, sondern auch dem Naturschut­z Rechnung getragen wird. Derzeit befinde man sich in Abstimmung mit allen Beteiligte­n – mehr möchte der BEG-Vorsitzend­e vorerst noch nicht verraten. Klar sei jedoch: „Solche Vorhaben sollen von der Bevölkerun­g mitgetrage­n werden.“Diesem Ziel ist man nun vielleicht noch ein Stückchen näher gekommen.

 ?? FOTO: BEG KÖLLERTAL ?? Klimaschut­z einerseits sowie Umwelt- und Naturschut­z anderersei­ts – das ist kein Widerspruc­h, sondern passt sehr gut zusammen. Das zeigt die BEG Köllertal am Bürger-Solarpark Roden. In Kooperatio­n mit dem BUND Köllertal sollen nun weitere Projekte realisiert werden.
FOTO: BEG KÖLLERTAL Klimaschut­z einerseits sowie Umwelt- und Naturschut­z anderersei­ts – das ist kein Widerspruc­h, sondern passt sehr gut zusammen. Das zeigt die BEG Köllertal am Bürger-Solarpark Roden. In Kooperatio­n mit dem BUND Köllertal sollen nun weitere Projekte realisiert werden.
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FOTO: BEG KÖLLERTAL Karl Werner Götzinger, Vorsitzend­er BEG Köllertal.
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BUND SAAR FOTO: Christoph Hassel, Landesvors­itzender des BUND Saar.

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