Drei Matchbälle für Sturm und Co.
Deutscher Eishockey-Profi steht kurz vor dem Gewinn des Stanley Cups in der NHL.
TAMPA BAY (sid) Nur noch ein einziger Sieg – und doch schob Nico Sturm die Gedanken an den Stanley Cup, der zum Greifen nah ist, ganz schnell beiseite. „Natürlich wissen wir, dass es 3:1 steht, und auch, worum es geht“, gab der deutsche Eishockey-Nationalspieler in Diensten der Colorado Avalanche in der Nordamerikanischen Profiliga NHL zu: „Aber wir gehen jedes Spiel so an, als ob wir einfach nur das Spiel gewinnen müssen. Was am Ende dabei herauskommt, ob wir eine Serie, ein Spiel oder einen Cup gewinnen, ist völlig egal.“
Wahrscheinlich ist es genau richtig, wie der Stürmer die Jagd nach dem wichtigsten Eishockey-Pokal der Welt angeht. Immer schön cool bleiben, obwohl sein Team klar gegen Titelverteidiger Tampa Bay Lightning in der NHL-Finalserie mit 3:1 führt und ein Rendezvous mit der Geschichte hat. Noch ist eben nichts gewonnen, noch ist Sturm nicht der fünfte Deutsche, der dieses Monster von Trophäe in die Luft stemmen darf. Am kommenden Samstag (2 Uhr MESZ) könnte es jedoch so weit sein, in der Ball Arena in Denver haben Sturm und Co. den ersten von drei Matchbällen.
An dieser äußerst günstigen Ausgangslage ist der 27 Jahre alte Augsburger selbst nicht ganz unschuldig. Sturm hatte großen Anteil am wichtigen 3:2-Sieg in Spiel vier in der Nacht zum Donnerstag. Sein abgefälschter Schuss sorgte im Schlussdrittel für den 2:2-Ausgleich und brachte die Avalanche erst in die Verlängerung. Zunächst war Sturm das Tor sogar zuerkannt worden, ehe es Andrew Cogliano gutgeschrieben wurde.
„Irgendwie kam dann der Abpraller zu mir, und ich habe irgendwie versucht, die Scheibe auf das Tor zu bekommen“, berichtete Sturm. Ihm war es dabei „völlig egal“, dass er dann doch nicht als offizieller Torschütze galt. Als Mitspieler Nazem Kadri dann in der 13. Minute der nötig gewordenen Verlängerung zum Sieg traf, zählte ohnehin nur noch der Augenblick.
Sturm, der erst vor drei Monaten von Minnesota Wild nach Denver transferiert wurde, greift nun als achter Deutscher nach dem Stanley Cup. 26 Jahre nach Uwe Krupp, der den Titel 1996 mit Colorado gewann, könnte er in dessen Fußstapfen treten. Nach Krupp, der im Jahr 2002 auch zum Aufgebot der siegreichen Detroit Red Wings gehörte, in den Finalspielen aber nicht auf dem Eis stand, waren Dennis Seidenberg 2011 mit den Boston Bruins, Tom Kühnhackl 2016 und 2017 jeweils mit den Pittsburgh Penguins und Torhüter Philipp Grubauer 2018 mit den Washington Capitals erfolgreich. Die Avalanche, die sich in den Play-offs gegen die Nashville Predators (4:0), die St. Louis Blues (4:2) und die Edmonton Oilers mit Leon Draisaitl (4:0) durchgesetzt hatten, bestreiten zum dritten Mal ein NHL-Finale. 1996 und 2001 holten sie jeweils den Titel.