Nur Mihambo verspricht echten Glamour
„Finals“in Berlin sollen ein Spektakel werden, Randsportarten bekommen eine große Bühne, auch wenn Stars fehlen.
HAMBURG/BERLIN (SID) Olympiastadion Berlin, Sonntag, 17.27 Uhr. Malaika Mihambo hebt ab. Tausende Fans werden bei der WeitsprungKönigin ganz genau hinschauen, es wird wohl der Höhepunkt der „Finals“in Berlin. Und natürlich will Mihambo ihr „Bestes geben“, doch im Hinterkopf hat die Olympiasiegerin schon etwas anderes: ihre Titelverteidigungen im Super-Jahr der Leichtathletik bei der Weltmeisterschaft in Eugene/USA (15. bis 24. Juli) und der Heim-Europameisterschaft in München (15. bis 21. August).
„Es geht ausschließlich darum, sich für die WM und die EM bestmöglich vorzubereiten.“Malaika Mihambo, deutsche Top-Weitspringerin
„Es sind nicht mehr viele Wettkämpfe bis zur WM. Die deutschen Meisterschaften werde ich aus dem Training heraus gestalten“, sagt Mihambo. Mit 7,09 Meter ist sie derzeit wieder die Nummer eins der Welt. „Es geht ausschließlich darum, sich für die WM und im Anschluss die EM in München bestmöglich vorzubereiten“, sagt Mihambo, die vom Kirkeler Uli Knapp trainiert wird.
Keine Frage: Mihambo ist der große Star am Wochenende in Berlin. Wenn 14 Sportarten ihre deutschen Meister suchen, verspricht das Golden Girl der Leichtathletik ein bisschen Glamour. „Wir können mit Fug und Recht behaupten, dass die Leichtathletik das Zugpferd dieser Veranstaltung ist“, sagt Idriss Gonschinska, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), stolz über das Multi-Sport-Event. Allerdings werden mit Johannes Vetter, Konstanze Klosterhalfen und Gesa Felicitas Krause auch einige prominente Gesichter im Olympiastadion fehlen. Auch nicht starten kann die Saarländerin Laura Müller (SV GO! Saar 05 Saarbrücken). Die Sprinterin teilte am Donnerstag mit, sich im Training am Rücken verletzt zu haben.
Und so rücken die „Kleinen“noch ein bisschen mehr in den Fokus.
Weil ARD und ZDF ganz groß berichten, erhalten Randsportarten ihre Chance auf einer großen Bühne. „Die Finals sind einzigartig im deutschen Sport. Die dritte Auflage von 14 deutschen Meisterschaften in unterschiedlichen Sportarten zeigt, wie dieses Ereignis wächst und einen öffentlichen Wert darstellt“, sagte Thomas Fuhrmann, Leiter der ZDF-Hauptredaktion Sport.
Der Wert Aufmerksamkeit ist einigen Sportarten sogar so wichtig, dass sie den für sie merkwürdigen Termin gerne hinnehmen. So ist etwa Schwimm-Olympiasieger Florian Wellbrock nicht am Start, weil er zeitgleich bei der WM in Budapest um Medaillen kämpft. Oder Fechten: Hier liegen die „Finals“mitten zwischen EM und WM. In der Leichtathletik oder auch im Turnen geht es allerdings um WM- und EMTickets, auch im Triathlon ist neben Laura Lindemann alles dabei, was Rang und Namen hat.
Nach einer Krise mit einigen Verletzungssorgen hat sich nun auch Sprint-Ass Gina Lückenkemper rechtzeitig wieder zurückgemeldet.
Mit 11,04 Sekunden über 100 Meter rannte die Vize-Europameisterin zuletzt so schnell wie seit vier Jahren nicht mehr – und sie will nun mehr. „Ich möchte mir kein Limit setzen, weil ich das Gefühl habe, dass ich mich damit selbst limitiere“, sagte Lückenkemper: „Ich bin 25 Jahre alt. Wenn man sich die Spitze im Sprint anschaut, dann bin ich noch sehr jung. Das lässt noch auf einiges hoffen und dass da noch einiges kommt.“Ein zweites Glamour-Girl neben Mihambo – das könnte die Leichtathletik sicher gut vertragen. bing (Hannover). Ein unglückliches Comeback legte Routinier Marcel Nguyen hin. Der 34-jährige Vereinskollege Dausers, der wegen eines Kreuzbandrisses fast ein Jahr lang pausieren musste, stürzte von seinem Paradegerät, dem Barren, und konnte sich nicht für eine Teilnahme an der EM Mitte August in seiner Geburtsstadt München empfehlen.
An diesem Freitag (ab 16.10 Uhr) findet in Berlin der Mehrkampf der Frauen statt. Aus dem Olympiateam von Tokio werden alle Turnerinnen dabei sein, kündigte der neue Bundestrainer Gerben Wiersma an. Die deutsche Rekordmeisterin Elisabeth Seitz und die Saarländerin Pauline Schäfer-Betz werden sich aber nicht an allen Geräten zeigen. Beide hatten in den vergangenen Monaten eine längere Pause eingelegt und befinden sich noch im Formaufbau. Seitz, 2017 WM-Dritte am Stufenbarren, und Schäfer, die nach Bronze 2015 und Gold 2017 im Oktober ihre Medaillensammlung am Schwebebalken mit Silber komplettierte, wollen sich aber auf jeden Fall in ihren Paradedisziplinen präsentieren.