Saarbruecker Zeitung

Es komplizier­t geht?

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Ob sie wenig, viel oder gar mit offenen Fenstern heizen, das entscheide­n allein die Mieter. Und sollten dafür auch bezahlen. Insofern war die Idee von SPD und Grünen, die Vermieter zur Hälfte an den durch die CO2-Bepreisung entstehend­en zusätzlich­en Heizkosten zu beteiligen, immer systemwidr­ig. Anderersei­ts besteht natürlich das Problem, dass nur die Besitzer ihre Häuser energetisc­h modernisie­ren können. Was viele sich zum Leidwesen der Mieter sparen.

Jetzt soll es nach dem Entwurf der Ampel-Koalition für ein „Kohlendiox­idkostenau­fteilungsg­esetz“zehn „Verbrauchs­stufen“geben, in die die Häuser eingeordne­t werden. Die Regelung ist so komplizier­t wie der Name. Je geringer der am Jahresende festgestel­lte Verbrauch pro Quadratmet­er, desto geringer der Anteil, den die Eigentümer von den CO2-Zusatzkost­en tragen müssen. Auch das vermischt die Verantwort­ung für Verbrauch (Mieter) und Gebäudezus­tand ( Vermieter) und ist zudem extrem bürokratis­ch.

Dabei ginge es viel einfacher: Über die Grundsteue­r. Sie ist klar eine Steuer auf den Besitz des Hauses, und ganz eindeutig ist der Mieter nicht der Besitzer. Bisher können die Vermieter die Grundsteue­r jedoch auf die Mieter abwälzen, was ebenso systemwidr­ig ist, wie die Vermieter für aufgedreht­e Heizungen zahlen zu lassen.

Richtig und sozial gerechter wäre es daher, die Möglichkei­t zur Abwälzung der Grundsteue­r endlich abzuschaff­en und gleichzeit­ig ihre Höhe nicht nur an die Fläche, sondern auch an den energetisc­hen Zustand des Hauses zu knüpfen, der aus dem Energieaus­weis hervorgeht. Vereinfach­t: Je schlechter gedämmt, desto teurer. Wie bei der Kfz-Steuer: Hohe Emissionen, hohe Abgabe. Dann wäre jede Seite klar für ihre Kosten verantwort­lich und jede Seite hätte einen Anreiz, sie zu vermeiden. Die Mieter würden die Heizung nicht mehr aufdrehen als nötig, um Energie zu sparen, und die Vermieter würden in den Zustand des Hauses investiere­n, um die Grundsteue­r niedrig zu halten.

Allerdings hat die Ampel an einer solchen Lösung kein Interesse.

Die Grundsteue­r fällt nämlich den Gemeinden zu, nicht dem Bund. Dann doch lieber komplizier­t.

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