Saarbruecker Zeitung

Alte und neue Bahnfahrer

- VON PIA ROLFS

Das Neun-Euro-Ticket spaltet die Gesellscha­ft! Denn während es einige in den ÖPNV lockt, schreckt es andere ab. So erklären in einer Yougov-Umfrage 49 Prozent, sie wollen den Nahverkehr aus Angst vor vollen Zügen jetzt nicht nutzen. Aber unklar bleibt: Handelt es sich bei ihnen um leidgeprüf­te Vielfahrer? Oder um Mimosen, die noch nie in einen Zug gestiegen sind? Findet möglicherw­eise ein Fahrgastau­stausch statt: Alte Bahnfahrer raus, neue rein?

Fatal wäre jedenfalls, wenn nur noch Bahnlaien unterwegs sind, die nicht auf kompetente Beratung durch Altfahrer hoffen können. Denn wer soll ihnen beibringen, dass Fahrpläne nur ein unverbindl­icher Richtwert sind? Dass vor einer Bahnfahrt Essen, Trinken und Toiletteng­änge für die nächsten Stunden im Voraus erledigt werden sollten? Wer soll sie einweisen in das Ausfüllen des Fahrgastre­chteformul­ars? Vor allem muss ihnen jemand erklären, dass ein Bahnreisen­der noch dringender als ein Neun-Euro-Ticket neun Leben braucht – davon mindestens acht, in denen er nirgendwo pünktlich ankommen muss.

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