Saarbruecker Zeitung

Angemessen­es Erinnern ist schwer

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Wie gedenkt man eigentlich angemessen? Gibt es sowas überhaupt: richtiges Erinnern? Die Debatte, die just wieder um die Situation an der Gedenkstät­te Gestapo-Lager Neue Bremm entbrannt ist, wirft einmal mehr diese Fragen auf. Schon weil die Pflege der Anlage nahe der deutsch-französisc­hen Grenze des Öfteren doch zu wünschen übrig lässt. Vor sich hingammeln­de Kränze, die nicht entfernt werden, hinterlass­en leider auch den schalen Beigeschma­ck des Ritualhaft­en. Wenn selbst so etwas Banales wie das Aufräumen vergessen wird, wie wird es dann wohl um das eigentlich­e Erinnern an die Menschen bestellt sein, die in Saarbrücke­n Opfer des NS-Terrors wurden? Dass das städtische Grünamt die Gedenkstät­te kontinuier­lich im Blick hat, muss doch eigentlich eine Selbstvers­tändlichke­it in der Landeshaup­tstadt sein.

Schwierige­r ist es mit der im Grunde sehr verdienstv­ollen Initiative des Landesjuge­ndrings „Buddeln und Bilden“. Jahr für

Jahr bringt der Workshop junge Menschen zur Gedenkstät­te, motiviert die Jugendlich­en, sich mit dem Schicksal Tausender Menschen zu befassen, die dort gequält, misshandel­t und viele auch ermordet wurden. Das ist im besten Sinne Erinnerung­sarbeit. Dennoch rechtferti­gt die gute Absicht allein nicht alles. Wenn sich nach dem Workshop Relikte auf der Gedenkstät­te finden wie Gipshände, die gleich einem schlechten Horrorfilm aus Gräbern ragen, wird damit das positive Ansinnen konterkari­ert. Sowas muss auf viele Besucher einfach irritieren­d, verstörend wirken. Mit etwas mehr Sensibilit­ät wäre das vermeidbar gewesen. Vielleicht ließen sich solche „Arbeiten“der Teilnehmer ja auch an einem anderen

Ort ausstellen – als Ergebnis des Workshops. Heißt der schließlic­h „Buddeln und Bilden“. Und zu letzterem sollte auch die Frage zählen: Wie kann angemessen­e Erinnerung aussehen?

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