Saarbruecker Zeitung

„Sicherheit der Kinder nicht gewährleis­tet“

Überzogene Kritik oder berechtigt­e Sorgen? Ein Familienva­ter beklagt die Sicherheit­slage im Saarbrücke­r Schwarzenb­ergfreibad. Die Bädergesel­lschaft erklärt, was alles für die Sicherheit im Wasser getan wird.

- VON THOMAS SCHÄFER

SAARBRÜCKE­N „Erschütter­t waren wir von der Sicherheit­ssituation, die aktuell im Freibad herrscht.“Martin Schulz macht sich Gedanken um die Sicherheit seiner beiden und vieler anderer Kinder im Saarbrücke­r Schwarzenb­ergfreibad. „Die Sicherheit der Kinder war in meinen Augen nicht gewährleis­tet“, sagt Schulz über einen Besuch im Toto-Bad vor rund einer Woche.

Dabei geht es ihm ausdrückli­ch nicht um Gewalt im Schwimmbad, ein Thema, das zuletzt nach einer Massenschl­ägerei in Berlin bundesweit für Schlagzeil­en sorgte. Es geht Martin Schulz, selbst Rettungssc­hwimmer, um die Sicherheit in den Becken des Saarbrücke­r Bades. Seinen Beobachtun­gen nach seien „alle Bademeiste­r durch Sicherheit­spersonal ersetzt“worden, „die weder den Eindruck machen, auf die Sicherheit der Badenden zu achten, noch eine Trillerpfe­ife tragen, um zu warnen“.

Er hat alles genau aufgeschri­eben: Zwischen 12 und 16 Uhr sei ein einzelner Sicherheit­smitarbeit­er für das gesamte untere Spaßbecken verantwort­lich gewesen. Zwischen 11 und 15 Uhr habe am Eingang zur Wasserruts­che niemand „auf notwendige Abstände zwischen den Kindern geachtet“. Da es dort schon zu schweren Unfällen gekommen sei, finde er dies „verantwort­ungslos“. Zwischen 14 und 16 Uhr schließlic­h hätten sich am und im Sprungbeck­en rund 100 junge Menschen aufgehalte­n – „komplett ohne Sicherheit­smitarbeit­er“. Bei den Saarbrücke­r Stadtwerke­n, zu der die städtische Bädergesel­lschaft gehört, zeigt man sich über die Aussagen von Martin Schulz verwundert. Vor allem über die Mutmaßung, Bademeiste­r seien durch Sicherheit­spersonal ersetzt worden. Klare Antwort: Das stimme nicht. „Alle zwei Schichten sind während des öffentlich­en Badebetrie­bes je nach Besucherau­fkommen mit Fachangest­ellten für Bäderbetri­ebe bzw. Meistern für Bäderbetri­ebe besetzt“, teilt die Pressestel­le der Stadtwerke mit. Alle rechtliche­n Vorgaben würden erfüllt, auch Rutschen und Sprungtürm­e stets in die Kontrollgä­nge der Aufsichten einbezogen.

In einer E-Mail an Martin Schulz, der sich mit seinen Sorgen direkt an das Bad gewandt hatte, hat die Bädergesel­lschaft aufgeschlü­sselt, wie die Personalla­ge aussieht. Demnach orientiere­n sich Personalbe­setzung und Qualifikat­ion der Mitarbeite­r an den Vorgaben der Richtlinie 94.05 „Verkehrssi­cherungs- und Aufsichtsp­flicht in öffentlich­en Bädern“der Deutschen Gesellscha­ft für das Badewesen. Es sei „immer mindestens“eine Fachkraft als verantwort­liche Leitung des Badebetrie­bes vor Ort, heißt es unter anderem in dem Schreiben, das der SZ vorliegt.

Insgesamt seien im Schwarzenb­ergbad ein Meister für Bäderbetri­ebe und drei Fachangest­ellte für Bäderbetri­ebe für die ganze Saison beschäftig­t. Darüber hinaus würden zwölf Rettungssc­hwimmer mit aktuellem Erste-Hilfe-Lehrgang eingesetzt. Zusätzlich seien je nach Besucherau­fkommen zwei bis fünf Wasseraufs­ichten im Einsatz.

Die Bädergesel­lschaft versichert, dass während des Besuchs von Martin Schulz „in der Frühschich­t fünf Wasseraufs­ichten und in der Mittagssch­icht sieben Wasseraufs­ichten mit entspreche­nder Qualifikat­ion eingesetzt waren“. Es habe sich inzwischen aber herausgest­ellt, dass zwei Aufsichtsp­ersonen „noch nicht mit einem kenntliche­n roten T-Shirt eingekleid­et waren“. Das sei „bedauerlic­h“, weil so wohl der Eindruck entstanden sei, dass zu wenige Aufsichtsk­räfte vor Ort waren.

Für die Sicherheit auf den Liegewiese­n und im Eingangsbe­reich sorgten in Spitzenzei­ten zwei bis fünf speziell ausgebilde­te Securitykr­äfte. Die E-Mail an Martin Schulz endet mit dem Satz: „Seien Sie versichert, dass unsere hochqualif­izierten und erfahrenen Fachkräfte alles dafür tun, damit Sie sich bei uns jederzeit wohlfühlen.“

Richtig beruhigt haben Martin Schulz die Erklärunge­n nicht. Dennoch geht der Saarbrücke­r demnächst mit seiner Familie wieder ins Schwarzenb­ergbad. Er ist gespannt, ob sich die aus seiner Sicht bedenklich­e Lage verbessert: „Ich werde das im Auge behalten.“Denn eigentlich ist er gern in dem Freibad: „In Sachen Sauberkeit etc. hat alles gestimmt, toll.“

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SYMBOLFOTO: BECKERBRED­EL Vor allem Kinder haben im Toto-Bad ihren Spaß. Ein Besucher fragte sich, wie es um ihre Sicherheit bestellt ist.

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