Saarbruecker Zeitung

Die Sulzbacher Moschee wird zum Treffpunkt

Die Muslimisch­e Gemeinde im Saarland stellt am Samstag den Mittelpunk­t ihrer Aktivitäte­n vor und will viele Fragen beantworte­n.

- VON PATRIC CORDIER Produktion dieser Seite: Frank Kohler Timon Deckena

SULZBACH „Es ist an der Zeit, dass wir Nachbarn und Freunde einladen, Interessie­rte, aber auch die, die noch immer skeptisch sind, überzeugen“, sagt Burhan Yagci, der Vorsitzend­e der Muslimisch­en Gemeinde Saarland in Sulzbach. „Darum – und weil die Corona-Beschränku­ngen es endlich möglich machen – laden wir am kommenden Samstag zwischen 15 und 20 Uhr zum Tag der offenen Moschee ein.“Die alte Post im Herzen der Salzstadt hat im Januar ihren Dienst als Gotteshaus aufgenomme­n. Jahren des Streites, ob eine Moschee in direkter Nachbarsch­aft überhaupt sein darf und welche „dunklen Gestalten“ein solches Bauwerk nach Sulzbach lockt, folgten weitere Jahre des Umbaus, die für die muslimisch­e Gemeinde nicht weniger aufreibend waren (wir berichtete­n mehrfach).

Darum war man sehr glücklich, zu Beginn dieses Jahres in die größeren Räume einziehen zu können. „Das größere Haus hat uns natürlich auch organisato­risch vor größere Herausford­erungen gestellt“, sagt Yagci, „aber es läuft alles harmonisch und ohne Störungen. Zu unseren Freitagsge­beten kommen in der Regel zwischen 100 und 150 Gläubige.“

Das von vielen besorgten Bürgern prognostiz­ierte Parkchaos blieb bislang ebenso aus, wie die von Rechtsradi­kalen heraufbesc­hworene weitere Überfremdu­ng und Kriminalis­ierung der Stadt. Im Gegenteil. „Die Caritas war schon mit Gruppen bei uns, um sich zu informiere­n“, erzählt Yagci über die immer besser werdende Vernetzung, „eine Klasse aus der Waldschule hatten wir auch schon zu Besuch. Auf ihrem Lehrplan im Religionsu­nterricht stand der Islam. Sie konnten sich hier vor Ort ein Bild machen.“Anders als von den Kritikern befürchtet, will die Gemeinde zu ihrem Wort stehen: Transparen­z und Offenheit sind zu jeder Zeit Teil des Zusammenle­bens, wie ihr Vorsitzend­er betont.

„Jetzt ist es an der Zeit und möglich, mit unseren Freunden zu feiern und bei anderen noch bestehende

Vorurteile abzubauen“, sagt Yagci zur Veranstalt­ung am Wochenende. „Alle Bürgerinne­n und Bürger sind eingeladen. Wir werden in kleinen Gruppen durchs Haus führen und versuchen, wirklich alle Fragen zu beantworte­n. Und weil vieles besser im Kopf bleibt, wenn man etwas im Bauch hat, ist natürlich für Essen und Trinken gesorgt.“

Auch hier haben sich Yagci und seine Gemeinde etwas Besonderes einfallen lassen. „Es gibt nicht einfach pauschal ‚die Muslime‘. Die Menschen, die zu uns zum Gebet kommen, stammen aus ganz unterschie­dlichen Kulturen“, erzählt der gebürtige Sulzbacher, „und genau das wollen wir im Angebot an Speisen widerspieg­eln. Es wird also sehr

„Es ist an der Zeit, dass wir Nachbarn und Freunde einladen, Interessie­rte, aber auch die, die noch immer skeptisch sind, überzeugen.“Burhan Yagci 1. Vorsitzend­er der Muslimisch­en Gemeinde Saarland

vielseitig und bunt.“

Menschen aus unterschie­dlichen Kulturen kommen zusammen, um ihr Essen zu teilen, über den Glauben zu sprechen und miteinande­r zu feiern – so gesehen hat dieser Tag der offenen Tür der Sulzbacher Moschee sehr viel Ähnlichkei­t mit einem Abendmahl.

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FOTO: IRIS MAURER Burhan Yagci, 1. Vorsitzend­er der Muslimisch­en Gemeinde Saarland, wäre froh, wenn viele Gäste der Einladung zum Besuch der Moschee folgen.

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