Saarbruecker Zeitung

Magdeburg gegen den Rest der Welt

Rennen über 1500 Meter Freistil bei der Schwimm-Weltmeiste­rschaft verspricht aus deutscher Sicht Hochspannu­ng.

- VON JÖRG SOLDWISCH

BUDAPEST (sid) In Kampf um Gold gegen seinen großen Rivalen Bobby Finke ist Florian Wellbrock nicht allein. Für das 1500-Meter-Finale an diesem Samstag haben sich auch seine zwei Magdeburge­r Trainingsk­ollegen Michailo Romantschu­k (Ukraine) und Lukas Märtens qualifizie­rt – und zumindest einer von ihnen kündigte an, die eigenen Ambitionen für einen Triumph des Olympiasie­gers hinten anzustelle­n.

„Flo möchte gerne mal den Ami schlagen, vielleicht können wir ein bisschen zusammenar­beiten.“Lukas Märtens Trainingsp­artner von Florian Wellbrock

„Wenn es nicht kompletter Selbstmord ist, dass ich da vorne lostobe wie ein Wilder, dann würde ich das auf jeden Fall machen“, sagte der Vorlaufsec­hste Märtens: „Flo möchte gerne mal den Ami schlagen, vielleicht können wir ein bisschen zusammenar­beiten.“Solche Aussagen sind erstaunlic­h, denn der 20-Jährige führt nach wie vor die Weltrangli­ste an.

Mit Silber über 400 Meter hat Märtens aber sein Soll bereits erfüllt, und der Vorlauf-Schnellste Wellbrock hat im 1500-Meter-Finale realistisc­h betrachtet die deutlich besseren Chancen. Das bewies der Titelverte­idiger auch mit seinem Vorlaufsie­g (14:50,12 Minuten) vor

Romantschu­k und eben jenem Finke, den es im Finale zu besiegen gilt. Der sprintstar­ke US-Amerikaner war schon im 800-Meter-Endlauf am vergangene­n Dienstag auf der Schlussbah­n an Wellbrock und Co. vorbei zu Gold geflogen – genau wie zweimal bei Olympia in Tokio. „Man bekommt ihn nur in den Griff, indem man möglichst schnell losschwimm­t“, erklärte Wellbrocks

Heimtraine­r Bernd Berkhahn: „Da müssen die Jungs von Anfang an hohes Tempo gehen.“

Damit sind vor allem Berkhahns Schützling­e gemeint. Das KumpelTrio könnte taktisch gemeinsame Sache machen, um Finke spätestens bis zur letzten Bahn abzuhängen. Ist der Doppel-Olympiasie­ger dann noch in Schlagdist­anz, wird es schwer. „Er ist etwas muskulöser als ich, bringt mehr Schnellkra­ft mit“, erklärte Wellbrock den größten Unterschie­d. Trotzdem ist Gold wie bei der WM 2019 sein klares Ziel.

Dass er im Rennen wirklich von der Hilfe seiner Trainingsk­ollegen profitiere­n kann, glaubt Wellbrock eher weniger. „In so einem hochkaräti­gen Feld bleibt wenig Zeit für taktische Spielchen“, sagte der 24-Jährige. Er vertraut vor allem auf seine eigene Stärke. Die Silbermeda­ille über 800 Meter habe Wellbrocks Selbstvert­rauen „noch mal gesteigert“, wie Berkhahn zufrieden feststellt­e, „wenn es so weitergeht, können wir uns über eine tolle Weltmeiste­rschaft von ihm freuen“. Wellbrock geht in der zweiten WMWoche auch in drei Freiwasser­Wettbewerb­en mit Siegchance­n an den Start.

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FOTO: KISBENEDEK/AFP Der Ukrainer Mykhailo Romanchuk (links) und Florian Wellbrock, die zusammen trainieren, dominierte­n den Vorlauf über 1500 Meter.

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