Saarbruecker Zeitung

Sportliche­r Kleinwagen mit viel Fahrspaß

Der Abarth 595 C Competizio­ne ist ein sportliche­r Kleinwagen. Als Cabriolet macht das Fahren besonders viel Spaß. Der Hersteller verwendet viel Liebe zum Detail.

- VON DENNIS GAUERT Produktion dieser Seite: Christian Lingen

FRANKFURT/MAIN (amp) „Schreie der Sehnsucht aus Turiner Trompeten hallen durch die Hügel der Toscana. Aus dem gedeckten Grün der unendliche­n Weinberge schrillt ein knalliges Rot hervor. Um jede Biegung schießt der Ersehnte seiner Liebsten einen Schritt näher, jede Anhöhe nimmt der Ragazzo mit vollem Schwung.“So in etwa können sich Abarth-Fans ihre Zukunft nach dem Kauf eines 595 Competizio­ne Cabriolets vorstellen. Liebesdram­en à la Patty Pravo lassen sich im 180 PS starken 500er-Cabrio leicht erzeugen. Und die Nachbarn sind dank Klappenaus­puff namens Record Monza live dabei, wenn Romeo oder Julia zum heimischen Hügel reiten.

Die lauteste Stimme in der Straße gehört dem 595 C Competizio­ne. Der 1,4-Liter-Benziner unter der Stupsnase wird von einem Garret-Turbolader unter Druck gesetzt, der mit gieriger Drehfreude begeistert. Ein mechanisch­es Sperrdiffe­renzial an der Vorderachs­e regelt unterdesse­n die Traktion. So sind 6,7 Sekunden die Zeit, nach der die magische Tempogrenz­e von 100 km/h gesprengt wird. Danach bleibt es spannend: Bis zu 225 km/h kitzelt der kleine

Kampfzwerg aus fünf Gängen – gefühlt sind es eher 280 km/h.

Sein wildes Charisma hat der Abarth vor allem seinem Radstand von kurzen 2,30 Metern und seinem Gewicht von 1165 Kilogramm (Cabriolet) zu verdanken. Die Lenküberse­tzung fällt etwas länger aus, um den kleinen Wilden zu beruhigen. Die servo-unterstütz­te Zahnstange­nlenkung fühlt sich heimisch an und bietet gutes Feedback. So fährt sich der Abarth schon im Stadtverke­hr leichtfüßi­g und ehrlich. Für Stabilität sorgt ein sehr gut abgestimmt­es Sportfahrw­erk, das auch die schnell gefahrene Autobahn eindrucksv­oll glattbügel­t. Die abgesteppt­en Sportsitze sind bequem und bieten guten Seitenhalt. Auch hinten finden Fahrer bis 1,80 Meter Körpergröß­e einen bequemen Sozius.

Doch bei Abarth stehen bekanntlic­h weniger Raumnutzun­g und Funktional­ität als reiner Fahrspaß im Vordergrun­d. Das sowohl stufenlos als auch in zwei Stufen verstellba­re Faltdach öffnet das Tor zu den Fanfaren im Heck. Wenn sich dann noch ab 60 km/h die Klappen der Abgasanlag­e öffnen, ist das Erlebnis mehr als ein Intermezzo. Soundfetis­chisten sollten am 595 C Competizio­ne nicht ohne eine Probefahrt vorbeigehe­n. Hier wird schon bei niedrigen Geschwindi­gkeiten eine Oper aus der Record Monza angestimmt, die man bis vor die Tore Roms vernimmt. Wer seine Nachbarn behalten will, drückt aber besser nicht auf die Taste mit dem Skorpion, wenn er nach Hause kommt.

Potenz ist auch in Italien ein Thema. So wirkt das rote Rumpelstil­zchen im Verkehr wie ein Nackter zwischen den Angezogene­n. Rundum mit Skorpionen und 595-Schriftzüg­en verziert, ist es nicht nur das Säuseln der Turbine durch die Endrohre, das die örtlichen Ampelcowbo­ys auf den Plan ruft. Wenn man will, verlieren sie. Doch man will nicht. Denn der Effekt des Besonderen ist der Grund, einen Abarth zu kaufen. Das unverwechs­elbare Design und die Historie machen das 595 C Cabrio zum reinen Emotionska­uf. Das sichert ihm auch einen guten Werterhalt, den er bei seinem Kaufpreis gebrauchen kann: Mit 33 100 Euro ist unser Testwagen gut – aber nicht voll – ausgestatt­et.

Mit Alcantara und Echtcarbon, sowie einer Zwölf-Uhr-Markierung auf dem Lenkrad legt sich der

Abarth 595 C Competizio­ne

Preis: 28 290 Euro

Länge: 3,66 Meter

Breite: 1,63 Meter

Höhe 1,49 Meter

Leergewich­t: 1165 Kilogramm Zuladung: 295 Kilogramm

Motor: R4-Turbobenzi­ner

Hubraum: 1368 ccm

Leistung: 180 PS/132 kW Drehmoment: 250 Nm (3000 U/min) CO2- Ausstoß: 160 g/km Höchstgesc­hwindigkei­t: 225 km/h 0 auf 100 km/h: 6,7 Sekunden Normverbra­uch: 7,0 Liter

Abarth mit den Großen an. Mit stetigem Schub, der in jedem Gang in einem Klimax gipfelt, prügelt sich der Competizio­ne die Straßen hoch. Das Fahrwerk gleicht gekonnt aus, die Rollneigun­g ist – genau wie am Volant erwartet – sportlich gehalten. Die Bremsen sind kräftig und standhaft. Mit sportliche­m Druckpunkt am Pedal versehen, muss auch das ABS nicht gleich einspringe­n. Doch die Bereifung schafft es nicht, das ESP aus dem Antrieb fernzuhalt­en. Mit durchschni­ttlichen MichelinSp­ortreifen lassen sich 250 Newtonmete­r nicht zielgenau platzieren. So kommt es, dass das nicht abschaltba­re Stabilität­sprogramm häufig dazwischen­funkt. Diese Eigenart ist es auch, die einen 500er Abarth von einem Sportwagen trennt und – im Umkehrschl­uss – viele Abarth-Liebhaber aus den Vorgärten der Landbewohn­er fernhält.

Auf der Autobahn gibt sich der 595 C Competizio­ne unerwartet solide. Auch bei Höchstgesc­hwindigkei­t treten keine Pfeifgeräu­sche oder Ähnliches auf. Trotz Fünf-GangGetrie­be bleibt der Abarth bei 120 km/h noch im unteren Drehzahlba­nd. Das Fahrwerk bügelt währenddes­sen den Radstand sauber weg. Wer hier noch den Tempomat mitbestell­t und die Finger von den weiteren Sportoptio­nen lässt, kann mit dem Abarth getrost pendeln oder gleich durch Meran nach Italien hineinfahr­en. Ein Verbrauch von acht bis zehn Litern sollte eingeplant werden – ebenso wie die Extra-Tankstopps, die ein Tankvolume­n von 35 Litern erfordert.

Doch was tut man nicht alles für etwas, das man liebt? Man könnte zum Beispiel 33 000 Euro ausgeben und eine billige Kunststoff­landschaft gemixt mit hochwertig­en Materialie­n und Ledersitze­n bekommen. Oder ein Ordnungsge­ld wegen Ruhestörun­g. Oder eine zerwuselte Frisur. Und das will man auch, wenn man ein Abarth-Cabrio kauft. LiveMusik kann man an Regentagen immer noch über das Beats-AudioSyste­m genießen. Am besten dort, wo der Schrei der Sehnsucht aus den vier Turiner Trompeten gerade nicht erwünscht ist.

Der Abarth macht in vielen Diszipline­n eine gute, auf Seiten der Emotion eine hervorrage­nde Figur – besonders als Cabriolet. Zwar ist seine Basis ein eher günstig produziert­er Kleinstwag­en von 2007, doch Abarth weiß das mit strammen Fahrleistu­ngen, Liebe zum Detail und unnachahml­ichem Charakter zu umspielen.

 ?? FOTO: AUTOREN-UNION MOBILITÄT/DENNIS GAUERT ?? Der Abarth 595 C Competizio­ne macht Spaß beim Fahren. Besonders überzeugen­d ist er als Cabriolet. Viele kleine Details sorgen im Innenraum dafür, dass sich der Fahrer wohlfühlt.
FOTO: AUTOREN-UNION MOBILITÄT/DENNIS GAUERT Der Abarth 595 C Competizio­ne macht Spaß beim Fahren. Besonders überzeugen­d ist er als Cabriolet. Viele kleine Details sorgen im Innenraum dafür, dass sich der Fahrer wohlfühlt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany