Saarbruecker Zeitung

Russisches Militär greift wieder Kiew mit Raketen an

- Produktion dieser Seite: Iris Neu-Michalik Manuel Görtz

KIEW/MOSKAU/ELMAU (dpa) Erstmals seit drei Wochen ist die ukrainisch­e Hauptstadt Kiew von der russischen Armee wieder mit Raketen beschossen worden. Nach massiven Raketenang­riffen in vielen anderen Regionen gab es am Sonntagmor­gen auch in der Millionenm­etropole mehrere Explosione­n. Getroffen wurden auch ein neunstöcki­ges Wohnhaus und das Gelände eines Kindergart­ens. Zuletzt hatte es Anfang Juni ähnliche Attacken gegeben. In dem getroffene­n Hochhaus wurden nach Angaben von Bürgermeis­ter Vitali Klitschko ein Mann getötet und mindestens vier Menschen verletzt. In der Bild

Zeitung warf er Russlands Präsident Wladimir Putin vor, gezielt zivile Ziele angreifen zu lassen. „Es sieht danach aus, dass Russland bewusst den Start von G7 auf perfide Weise für einen Raketensch­lag nutzen wollte.“Außenminis­ter Dmytro Kuleba forderte angesichts der neuen Angriffe auf Kiew von den G7 schnell zusätzlich­e Waffen.

Zuvor war es Russland nach wochenlang­em Kampf schon gelungen, die Großstadt Sjewjerodo­nezk im Osten der Ukraine unter Kontrolle zu bringen.

Russland konzentrie­rt seine Bodenoffen­sive seit längerem auf die Gebiete Luhansk und Donezk im Osten der Ukraine. Nach dem Rückzug der ukrainisch­en Armee aus Sjewjerodo­nezk, dem Verwaltung­szentrum von Luhansk, steht das Gebiet größtentei­ls unter russischer Kontrolle. In der Nachbarsta­dt Lyssytscha­nsk stehen die Russen bereits in den Außenbezir­ken. Russlands Verteidigu­ngsministe­r Sergej Schoigu besuchte kämpfende Einheiten – wo genau, wurde nicht mitgeteilt.

Der ukrainisch­e Präsident Selenskyj kündigte an, alle von Russland eingenomme­nen Städte zurückerob­ern zu wollen. Zu den teils schleppend­en Waffenlief­erungen aus dem Westen sagte er, die Waffen dürften „nicht länger auf Trainingsp­lätzen oder in Lagerhalle­n liegen“.

Im Osten der Ukraine geriet erneut die nukleare Forschungs­einrichtun­g „Neutronenq­uelle“in Charkiw unter Beschuss. Dabei seien Gebäude und Infrastruk­tur wie Lüftungska­näle beschädigt worden, teilte die Nuklearauf­sichtsbehö­rde mit. Der Teil der Anlage, wo der Kernbrenns­toff gelagert wird, wurde nicht erwähnt. Es sei keine erhöhte Strahlung festgestel­lt worden. Die Ukraine machte Russland verantwort­lich.

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FOTO: NARIMAN EL-MOFTY/DPA Feuerwehrl­eute arbeiten nach Explosione­n an einem schwer beschädigt­en Wohnhaus in der ukrainisch­en Hauptstadt Kiew.

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