In deutschen Kommunen hakt es bei der Digitalisierung
BERLIN( mün) Die deutschen Städte und Gemeinden leiden nach wie vor unter einer schleppenden digitalen Verwaltung. Mehr als 60 Prozent der Kommunen geben in der aktuellen Ausgabe des „Zukunftsradar Digitale Kommune 2022“des Deutschen Städte- und Gemeindebund, die unserer Redaktion exklusiv vorliegt, an, im vergangenen Jahr Fortschritte bei der Digitalisierung gemacht zu haben. Gleichzeitig schätzen nur rund ein Fünftel der deutschen Städte und Gemeinden den Stand der Digitalisierung als „gut“oder „sehr gut“ein. Den größten Handlungsbedarf sehen 75 Prozent weiterhin bei der Digitalisierung der eigenen Verwaltung. An der Untersuchung nahmen 900 Kommunen teil.
Die Corona-Pandemie verlieh der Digitalisierung durchaus einen Schub. In acht von zehn Städten und Gemeinden hatte die Situation deutliche Auswirkungen auf die Arbeitsweise, rund drei Viertel bestätigten, dass die Veränderungsbereitschaft und die Akzeptanz gegenüber digitalen Lösungen deutlich gestiegen sind – auch bei den eigenen Leuten.
Während neun von zehn Kommunen den Nutzen der Digitalisierung als hoch oder sehr hoch einschätzen, fühlt sich jedoch nur jede zweite Kommune ausreichend auf die damit verbundenen Aufgaben vorbereitet. Dringenden Handlungsbedarf sehen die Städte und Gemeinden vor allem beim Personal. Knapp die Hälfte schätzt die Situation als schlecht oder sehr schlecht ein.
Geschäftsführer Gerd Landsberg betonte, es gebe auf allen Ebenen immer noch zu viel Bürokratie. Gerade der Bereich der Verwaltungsdigitalisierung mache das deutlich. „Besonders Bund und Länder agieren hier zu statisch, kommunizieren zu wenig und verharren vielfach in alten Mustern. Wenn fünf oder mehr Jahre vom Beschluss zur Umsetzung vergehen, ist das einfach zu lang. In dieser Zeit entstehen in Asien oder im Silicon Valley vollkommen neue Geschäftsfelder“, kritisierte Landsberg.