„Die Russen wollen ihr altes Reich wieder“
Die New Yorker Musikerin, die am 10. Juli in Echternach auftritt, fragt sich, was man tun kann, um den Krieg in der Ukraine schnell zu stoppen.
SAARBRÜCKEN/ECHTERNACH Die New Yorker Singer/Songwriterin Suzanne Vega ist vor allem durch ihren Hit „Luka“aus den 1980ern bekannt. Ihr Song „Tom’s Diner“wurde erst durch einen Remix zum Riesenerfolg. Am 10. Juli, einen Tag vor ihrem 63. Geburtstag, tritt die Musikerin im Trifolion in Echternach auf. Ein Interview vorab über New York, Bob Dylan und den Krieg in der Ukraine.
Ich frage mich immer, woher all die schönen Melodien kommen. Jetzt, wo ich mit jemandem spreche, der eine solche geschrieben hat: Wie ist Ihnen die von „Tom’s Diner“eingefallen?
VEGA Das ist auch für mich ein Mysterium. Sie kam mir plötzlich in den Sinn, als ich den Broadway runterging. Sie blieb dann einige Tage lang in meinem Kopf. Also habe ich sie aufgenommen und damit begonnen, sie auszuarbeiten. Aber genau so, wie Sie sie kennen, genau so war sie plötzlich da.
Als Sie sie aufgenommen haben, hatten Sie da schon eine Ahnung, welch großer Hit das mal werden wird?
VEGA Nein, überhaupt nicht. Ich dachte, das wäre nur so ein persönlicher kleiner komischer Song.
Wieso haben Sie den A capella auf Ihr erstes Album gebracht?
VEGA Ich habe „Tom’s Diner“immer zum Beginn eines Konzerts gesungen. Die Leute haben dann aufgehört zu reden und sich zu mir gedreht. Das hat so gut funktioniert, dass ich es genau so auf dem Album haben wollte. Das hat dann auch all den anderen Musikern ermöglicht, eine eigene Begleitung dazu aufzunehmen.
Waren Sie letztendlich glücklich damit, dass der Song mit Beats unterlegt wurde?
VEGA Ja, ich mochte das sehr. Ich habe es sehr begrüßt, dass es so erfolgreich wurde, auch wenn es sehr überraschend war. Ich bin also ganz froh über diese ganze Geschichte.
Welche Geschichte steckt hinter Ihrem anderen großen Hit, „Luka“, dem Song über ein misshandeltes Kind?
VEGA Es gab da einen Jungen in der Nachbarschaft. Der hieß Luka, war aber kein misshandeltes Kind. Ich habe nur seinen Namen für den Song übernommen und die Geschichte eines anderen Kindes damit erzählt. Manche Leute fragen mich, ob es das misshandelte Kind wirklich gab – ja, leider.
Wie beurteilen Sie die heutige New Yorker Musikszene? Es kommt mir so vor, als seien die großen Zeiten vorüber…
VEGAIch weiß nicht, ob es ganz vorbei ist damit, aber sicher ist es so, dass sich die Szene sehr verändert hat. Die Clubs sind einfach nicht mehr das, was sie mal waren. Früher konnte man die ganze Nacht dort verbringen, einen Drink an der Bar nehmen und andere Musiker auftreten sehen. Davon konnte ich mir immer viel abschauen. Wenn man sich jetzt ein Konzert anhört, wird man gleich danach wieder aus dem Club geschmissen. Aber New York ist immer noch eine große Stadt, es sollte also auch gute Auftrittsmöglichkeiten geben. Irgendwas wird uns da schon einfallen.
Sie waren mit Lou Reed gut befreundet. Wie kam das zustande? War er nicht ein eher schüchterner Mensch?
VEGA Ja, er war schüchtern – das bin ich ja auch. Wir haben uns zum ersten Mal 1986 in einer TV-Show gesehen. Das kann man heute auf Youtube ansehen, aber mir ist das peinlich. Danach haben wir uns öfter mal getroffen – und letztlich hat er mich dann mal zu sich nach Hause eingeladen.
Mit Leonard Cohen waren Sie auch gut befreundet – haben Sie mal einen seiner Songs gecovert?
VEGA Ja klar! Ich habe seine Songs oft gespielt.
Wer ist für Sie der beste Songschreiber überhaupt?
VEGA Ich denke, das ist Bob Dylan. Er kann einfache und komplizierte Songs schreiben, Liebeslieder und politische Songs – besser als sonst jemand. Auch bösartige oder „hässliche“Songs. Einfach alles. Er ist eine große Inspiration für mich.
Haben Sie die Tourneen vermisst während den Lockdowns?
VEGAOh ja, sehr! Ich toure sehr gerne. Ich bin sehr froh, dass es jetzt wieder möglich ist.
Womöglich fragt Sie gerade jeder danach, aber: Wie betrachten Sie den Krieg Russlands gegen die Ukraine?
VEGA Das ist eine große Tragödie. Der Ukraine passiert das nur, weil sie ein Nachbarland Russlands ist. Die Russen wollen ihr altes Reich wieder. Es ist eine schreckliche Situation. Ich frage mich, was man tun kann, um diesen einen Mann schnell zu stoppen.
Suzanne Vega – An Evening of New York Songs and Stories: Sonntag, 10. Juli, Trifolion in Echternach.