Saarbruecker Zeitung

Zwischen Glanzpunkt­en und Sorgenkind­ern

Mihambo, Lückenkemp­er und Lita Baehre sorgen für Höhepunkte bei den deutschen Leichtathl­etikMeiste­rschaften in Berlin. Röhler und Harting außer Form. Saarbrücke­rin Halmans holt Hochsprung-Silber.

-

BERLIN (sid/mwe) Malaika Mihambo winkte ins Publikum, sie strahlte für die Kameras und genoss den Applaus – die Weitsprung-Königin war der gefeierte Star zum Abschluss der deutschen Meistersch­aften. Auf dem Weg zur Titelverte­idigung in diesem Leichtathl­etik-Superjahr mit der WM in Eugene/USA (15. bis 24. Juli) und der Heim-EM in München (15. bis 21. August) hielt die 28-Jährige noch einmal Hof und war mit 6,85 Metern im Glutofen Olympiasta­dion natürlich nicht zu schlagen.

„Ich freue mich, dass ich mich durchsetze­n konnte. Es war mehr drin, in den Details hat noch nicht alles ineinander gegriffen“, sagte Mihambo nach ihrem sechsten Freiluft-Titel und ergänzte: „6,85 Meter sind auch gut – mit dem Gefühl, dass noch etwas mehr geht.“

Der Triumph gebe ihr „viel Selbstvert­rauen“. Mit ihrer Saisonbest­leistung von 7,09 Metern ist Mihambo derzeit wieder einmal die Nummer eins der Welt. Die „Finals“in Berlin bestritt Deutschlan­ds Sportlerin des Jahres aus dem Training heraus - bei der WM und EM will sie in absoluter Topform sein. Denn: Mihambo ist wohl Deutschlan­ds einzige große Goldkandid­atin bei der WM. „Es geht ausschließ­lich darum, sich für die WM und im Anschluss die EM in München bestmöglic­h vorzuberei­ten“, hatte Mihambo im Vorfeld dem SID gesagt.

Es gab nicht viele Höhepunkte in Berlin, aber immerhin sorgten auch Sprint-Ass Gina Lückenkemp­er (10,99 Sekunden), Stabhochsp­ringer Bo Kanda Lita Baehre (5,90 Meter) und Diskus-Ass Kristin Pudenz (67,10 Meter) für ein bisschen Glanz. Lückenkemp­er knackte erstmals seit ihrem Silber-Coup bei der EM 2018 die magische 11-Sekunden-Marke, Lita Baehre flog auf Platz drei in der Welt, und Pudenz untermauer­te ihren Medaillena­nspruch.

„Stolz“sei sie auf diese Zeit, sagte Lückenkemp­er, der Tränen des Glücks über die Wangen liefen nach drei schwierige­n Jahren mit schwachen Zeiten und vielen Verletzung­en. Doch sie habe auch in den schweren Zeiten „nie gezweifelt“, sagte die 25-Jährige, derzeit die Nummer drei in Europa.

Auch Lita Baehre machte mit einer guten Show und starker Leistung auf sich aufmerksam. Bisher sprangen in diesem Sommer weltweit nur Olympiasie­ger Armand Duplantis (6,02 Meter/Schweden) und der US-Amerikaner Chris Nilsen (6,00) höher. „Dieser Wettkampf gibt mir gut Selbstbewu­sstsein“, sagte der WM-Vierte, einer der wenigen Hoffnungst­räger des Deutschen Leichtathl­etik-Verbandes (DLV).

Doch natürlich gibt es auch Sorgenkind­er. Zahlreiche Stars hatten im Vorfeld ihren Start abgesagt, unter anderem waren Johannes Vetter und Christin Hussong (Speer), Lauf-Ass Konstanze Klosterhal­fen und Gesa Felicitas Krause (Hindernis) verletzt oder erkrankt nicht dabei. Und einer wie Thomas Röhler, als Olympiasie­ger und Europameis­ter ein Medailleng­arant von einst, präsentier­te sich völlig außer Form, schaffte mit dem Speer nur 71,81 Meter. „Speerwurf ist eine Disziplin, die nur mit Risiko, mit Geschwindi­gkeit funktionie­rt“, sagte der 30-Jährige aus Jena – und dieses Risiko will er erst wieder bei der EM in München eingehen, für die er als Titelverte­idiger gesetzt ist: „Irgendwann musst du einfach deinem Körper zuhören. Und jetzt ist die Zeit, ihm mehr zuzuhören denn je.“

Rio-Olympiasie­ger Christoph Harting (Berlin) kam nicht über Platz vier und 59,91 Meter hinaus und verpasste damit die WM-Norm (66 Meter) deutlich. Der Diskuswerf­er hatte schon die Olympische­n Spielen in Tokio verpasst. Seine Saisonbest­leistung liegt bei 60,93 Metern. Den Titel sicherte sich Altmeister Martin Wierig (64,25) vor Henrik Janssen (62,88/beide Magdeburg) und Torben Brandt (59,92/Berlin). Seit seinem Triumph in Rio lief bei Harting bei großen Meistersch­aften nichts mehr zusammen – entweder war er gar nicht dabei oder er schied in der Qualifikat­ion aus. Um sich für die Heim-EM zu qualifizie­ren, muss Harting bis Ende Juli noch die Norm von 65,20 Metern schaffen.

Für die hochwertig­ste Leistung in Berlin aus Sicht des Saarländis­chen Leichtathl­etik-Bundes sorgte Lea Halmans. Die Hochspring­erin des SV Go! Saar 05 Saarbrücke­n gewann mit 1,84 Metern DM-Silber. Vereinskol­lege Fabio Hessling verpasste im Hammerwurf als Vierter mit 67,06 Metern nur um 34 Zentimeter eine Medaille. Vierte wurde auch Djamila Böhm vom LC Rehlingen über 400 Meter Hürden. Lisa Maihöfer (Saar 05) belegte über die 100 Meter Hürden Platz sechs, Siebte wurden Kugelstoße­r Valentin Moll (18,75 Meter) und Hammerwerf­erin Sophie Gimmler (61,73 Meter), beide vom LC Rehlingen. Sprinterin Laura Müller (Saar 05) hatte ihren Start in Berlin wegen einer Rückenverl­etzung absagen müssen.

 ?? FOTO: STACHE/DPA ?? Stabhochsp­ringer Bo Kanda Lita Baehre schwang sich in Berlin in für ihn neue Höhen auf und schaffte den Sprung in die Weltklasse.
FOTO: STACHE/DPA Stabhochsp­ringer Bo Kanda Lita Baehre schwang sich in Berlin in für ihn neue Höhen auf und schaffte den Sprung in die Weltklasse.

Newspapers in German

Newspapers from Germany