Erstes deutsches WM-Gold im „Lupa“
Florian Wellbrock führt die deutsche Freiwasser-Staffel zum Weltmeistertitel in Budapest. Bilanz der Beckenschwimmer fällt gut aus.
BUDAPEST (sid) Als endlich wieder eine Goldmedaille an seinem Hals baumelte, lächelte Florian Wellbrock zufrieden in die Kameras, dann lauschte er mit geschlossenen Augen der deutschen Hymne. „Der Medaillensatz ist jetzt erst mal komplett“, sagte der Olympiasieger nach dem WM-Triumph mit der Freiwasserstaffel und seinem dritten Edelmetall in Budapest, „alles, was jetzt kommt, ist on top.“Nur gut 19 Stunden nach seinem Bronzerennen über 1500 Meter in der Halle hatte der Magdeburger im Lupasee mit fulminantem Schlussspurt den Ungarn Kristof Rasovszky und seinen italienischen Rivalen Gregorio Paltrinieri abgehängt. Stolz reckte der 24-Jährige den Zeigefinger in die Luft und hängte sich an das Zielbrett: endlich Gold nach Silber und Bronze im Becken. Am Ufer jubelten Lea Boy, Oliver Klemet und Leonie Beck – der Plan war aufgegangen.
Auf der dritten 1500-Meter-Runde hatte Beck im „lupa“ihren Vorsprung gegen Männer verteidigen müssen. Die Olympiafünfte aus Würzburg ließ sich im 26 Grad warmen Wasser erst kurz vor dem Wechsel einholen, schickte Wellbrock mit wenigen Sekunden Rückstand in die entscheidende Rennphase. „Ich habe gesehen, dass die Jungs kommen“, berichtete Beck, „und versucht, dranzubleiben.“Wellbrock, vor einem Jahr FreiwasserOlympiasieger in Tokio, erledigte den Rest. Sein Heimtrainer Bernd
Berkhahn war voll des Lobes. „Das hat er meisterhaft gemacht, taktisch sehr gut“, sagte der Bundestrainer: „Er war nicht zu halten – ein saustarker Endspurt.“
Wellbrock hatte anders als in den Tagen zuvor etwas länger schlafen und später frühstücken dürfen. Die Nacht war dennoch kurz, die Zeit zur Regeneration knapp. Berkhahn kritisierte den Weltverband für die frühe Staffel-Ansetzung nur einen Tag nach dem 1500-Meter-Rennen: „Das ist schon abgefahren, was die Fina da von den Sportlern erwartet.“
„Alles, was jetzt kommt, ist on top.“Schwimmer Florian Wellbrock, dreifacher WM-Medaillengewinner
Staffel-Gold soll nicht das letzte Edelmetall in Budapest bleiben. „Ich hoffe, das bringt uns Schwung und wir können noch ein paar Medaillen holen“, sagte Wellbrock, der über fünf Kilometer an diesem Montag (9 Uhr) und die olympischen zehn am Mittwoch (8 Uhr) als Favorit ins Rennen geht.
Auch ohne Becken-Gold war der deutsche Schwimmstar mit seinen Leistungen in der Duna Arena „sehr zufrieden“. Dass ihn Paltrinieri mit einem famosen Start-Ziel-Sieg über 1500 Meter den Titel entriss, nahm der um vier Sekunden langsamere Magdeburger äußerlich gelassen hin: „Da waren mir die Hände gebunden, er war nicht zu schlagen für mich.“Berkhahn sah es anders – und erzählte ein interessantes Detail über seinen Schützling: „Er kam aus dem Wasser und hat gesagt: Ich habe mich nicht ausgelastet und könnte jetzt weiterschwimmen.“Wellbrock sei „wieder etwas zu schüchtern losgeschwommen“, urteilte der Bundestrainer, „Gregorio schwimmt mit einem Riesenherzen, da sind die Jungen immer noch ein bisschen zu verhalten.“
Im Schlusssprint musste Wellbrock auch noch Doppel-Olympiasieger Bobby Finke (USA) an sich vorbeiziehen lassen – genau wie bei seinem Silberrennen über 800 Meter vier Tage zuvor. „Der Bobby hat mich auf der letzten Bahn so aufgefressen“, sagte Wellbrock. Sein Klubkollege Lukas Märtens schlug als Vierter an.
Bundestrainer Bernd Berkhahn lobte zum Abschluss den Auftritt der zehn in Budapest angetretenen deutschen Beckenschwimmer, die vier Medaillen durch Wellbrock (zwei), Anna Elendt und Lukas Märtens sowie zahlreiche Finalplatzierungen erreichten und für das beste Ergebnis seit 2009 gesorgt hatten. „Es war unfassbar. Vor allem auch der letzte Tag. Alle Sportler, die noch nicht abgereist waren, standen in den Finals. Ich weiß nicht, ob es das jemals im Deutschen SchwimmVerband schon gegeben hat“, sagte Berkhahn und betonte die Einheit von Sportlern, Trainern und Betreuern bei diesen Titelkämpfen. „Das Team und die Stimmung waren großartig“, sagte Berkhahn.