Dick und Volpert wollen den EM-Titel
Die beiden Saarländerinnen gehören zum Aufgebot der deutschen U19-Fußballerinnen für das Turnier in Tschechien.
SAARBRÜCKEN/KARVINA Wenn diese Woche die deutsche U19-Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft in Tschechien antritt, stehen auch zwei Saarländerinnen im Team. Und eine davon sorgte in der Qualifikation dafür, dass die Fußballerinnen der DFB-Auswahl um Trainerin Kathrin Peter überhaupt erst dabei sein dürfen. Torfrau Laura Dick aus Sulzbach hielt im Elfmeterschießen des einzigen Qualifikationsspiels (Russland war zuvor ausgeschlossen worden, Belarus hatte seine Teilnahme zurückgezogen) gegen Finnland drei Strafstöße. „Ich trainiere das schon lange, hab‘ schon immer gerne Elfmeter trainiert. Und irgendwann hat man dann den Bogen raus, analysiert, wie die Schützinnen anlaufen und ihre Fußstellung“, berichtet Dick, die am 13. Juni ihren 19. Geburtstag feierte.
Die Saarländerin wechselte schon früh, nämlich 2018, vom TuS Jägersfreude in die Nachwuchs-Schmiede der TSG 1899 Hoffenheim, lebte dort in einer Gastfamilie. Dort tritt Dick jetzt in die Fußstapfen von Nationalspielerin Lena Lattwein aus Hüttigweiler. Das zielstrebige Mädchen, das beim FV Fischbach mit dem Fußballspielen begann und dort auch ihren Spitznamen „Rote Zora“bekam, arbeitete sich über die Jugendteams bis in die 2. und jetzt sogar in die 1. Bundesliga hoch. Nach Einsätzen bei der TSG-Zweiten in der 2. Liga hütete sie in dieser Saison vier Mal in der Bundesliga das Tor der Kraichgauerinnen. Dort hat sie noch ein Jahr Vertrag bis 2023, auch in der kommenden Saison wird sie dann dort mit der erfahrenen Martina Tufekovic um den Platz zwischen den Pfosten konkurrieren.
In diesem Sommer machte Dick ihr Fachabitur. „Jetzt will ich mich erst mal ein halbes bis ein Jahr auf den Fußball konzentrieren und danach BWL studieren. Als Fernstudium. Wenn man so viel unterwegs ist, ist man da flexibler“, erzählt das Toptalent, das im Training auch gerne mal im Feld mitspielt. Ihre Stärken? „Alles auf der Linie. Und meine Persönlichkeit. Ich übernehme gerne Verantwortung“, berichtet die Sulzbacherin, die bei Flanken noch Verbesserungspotenzial sieht. Dick geht voran – kein Wunder, dass sie seit dem letzten Lehrgang jetzt auch Kapitänin der U19 ist.
Ob sie bei der EM Stammtorfrau wird, weiß sie noch nicht. Aber dass die drei Gruppengegner Schweden, Norwegen und England schwierig, aber machbar sind, weiß die 19-Jährige. Das zeigte zuletzt das 4:1 bei der Generalprobe nach dem Trainingslager gegen Frankreich, bei der Dick und die andere Torfrau Sophia Winkler von der SGS Essen je eine Halbzeit im Tor standen. „Wir sind als Team so gut, dass wir jeden Gegner schlagen können“, sagt Dick.
Am Freitag ging es los nach Tschechien. Und neben Dick war mit Yara Volpert noch eine zweite Saarländerin mit in der Reisegesellschaft des DFB. Für die 18-jährige Defensivspezialistin aus Merzig kommt die EM zum richtigen Zeitpunkt, um wieder ein gutes Fußballgefühl zu bekommen. Schließlich stieg Volpert jüngst mit der SV Elversberg aus der 2. Liga ab. „Die ersten Tage nach dem Abstieg waren nicht einfach“, gibt Volpert zu, „aber ich habe hier schnell reingefunden, habe gut trainiert und fühle mich wohl.“
Hört man sich bei ihren Elversberger Teamkolleginnen um, fallen Attribute wie „athletisch“, „schnell“, „kopfballstark“, „robust“und „sehr verlässlich“. All diese Attribute haben der Schülerin vom Merziger Gymnasium am Stefansberg, die im kommenden Schuljahr ihr Abitur ablegen möchte, die Nominierung für die EM ermöglicht. In der U19Auswahl des DFB ist zu als Innenverteidung vorgesehen, kam bei der 4:1-Generalprobe gegen Frankreich auch 15 Minuten auf dieser Position zum Einsatz. „Wenn ich reinkomme, bin ich bereit“, sagt Volpert und ist beeindruckt vom Niveau, das in der U19 auf internationaler Ebene vorherrscht: „Die Spielgeschwindigkeit ist viel höher als in der 2. Liga, die Passschärfe auch.“Perfekte Bedingungen, um den nächsten Schritt nach vorne zu machen.
Am Sonntag stand die Spielanalyse von Auftaktgegner Schweden im Vordergrund. „Eine deutsche Auswahl gehört immer zu den Titelkandidaten“, sagt Volpert, „ich glaube schon, dass wir Europameister werden können.“Bei der letzten EM 2019 war Deutschland Vize-Europameister. Vielleicht geht es ja in diesem Jahr mit Laura Dick und Yara Volpert aus dem Saarland noch eine Stufe höher.