ZF verlängert Jobgarantie in Saarbrücken bis Ende 2025
Eine Zukunftsvereinbarung für den Standort mit rund 9000 Beschäftigten umfasst auch Pläne zur E-Mobilität.
SAARBRÜCKEN (ts/SZ) Wenige Tage nach der Enttäuschung über die Ford-Entscheidung gegen Saarlouis sorgt der Getriebehersteller ZF für Aufatmen im Saarland. Wie das Unternehmen am Montag bekanntgab, haben sich Geschäftsführung und Arbeitnehmervertretung auf eine Zukunftsvereinbarung für den Standort Saarbrücken mit seinen rund 9000 Beschäftigten geeinigt. Wichtigster Punkt: ZF verlängert die Beschäftigungssicherung bis zum 31. Dezember 2025. Zuvor galt sie bis Ende dieses Jahres.
Darüber hinaus soll das ZF-Werk eine stärkere Rolle in der E-Mobilität übernehmen. Bis 2025 sollen Rahmenbedingungen für die Weiterentwicklung des Standortes zu einem Anbieter rein elektrischer Antriebe erarbeitet werden. Bestandteil der Pläne ist auch die Einrichtung eines Zukunftsfonds, dessen Mittel in die
Ansiedlung neuer Produkte fließen sollen. Mit neuen Schichtmodellen und Möglichkeiten vorübergehender Arbeitszeitverkürzung soll die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts erhöht werden.
Standortleiter Alexander Wortberg sprach von einem „wichtigen Meilenstein“für Saarbrücken. Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) nannte die ZF-Pläne einen „Lichtblick und ein gutes Zeichen für den Wirtschaftsstandort Saarland“.
SAARBRÜCKEN Aufatmen bei den rund 9000 Beschäftigten des Getriebeherstellers ZF am Standort Saarbrücken. Anders als ihre Kolleginnen und Kollegen bei Ford in Saarlouis gibt es für sie eine gesicherte Zukunft für die kommenden Jahre. Entsprechend groß war am Montag die Erleichterung in der Belegschaft, als auf einer Betriebsversammlung über die Details der getroffenen Vereinbarung informiert wurde. Das Unternehmen selbst sieht in der jetzt abgeschlossenen Zukunftsvereinbarung vor allem „eine Weichenstellung an der Saar“. Die Verhandlungen erfolgten im Rahmen des Tarifvertrags Transformation, den ZF bereits im Juli 2020 für seine deutschen Standorte geschlossen hatte.
Wie der ZF-Konzern am Montag mitteilte, besteht ein zentrales Element dieser Zukunftsvereinbarung in der Verlängerung der Beschäftigungssicherung bis zum 31. Dezember 2025. Wie es weiter heißt, wird am Standort Saarbrücken ein Zukunftsfonds eingerichtet, dessen Mittel in die Ansiedlung neuer Produkte fließen. Dieser Zukunftsfonds erhält seine Gelder aus einer Anpassung der Entgeltlinien, die für alle zukünftigen Neueinstellungen gilt. Besonders wichtig dürfte auch die Zusage sein, dass die Volumina der neuen Generation des 8-GangAutomatikgetriebes vorrangig in Saarbrücken produziert werden. Weiterhin sagt ZF zu, dass die am Standort bestehende hohe Wertschöpfungstiefe in der Getriebeproduktion aufrecht erhalten wird.
Die Neupositionierung des ZFStandortes an der Saar im nationalen und internationalen Wettbewerb ist auch mit Umstellungen in der Arbeitsweise verbunden. Demnach werden neue Schichtmodelle eingeführt und erweiterte Möglichkeiten zur zeitweisen Verringerung von Arbeitszeiten. Das Unternehmen arbeitet dazu mit den Beteiligten ein neues Mehrkontenmodell aus. Ziel dieser Maßnahmen sollen flexiblere Arbeitszeiten sowie ein flexibleres Reagieren auf Auftragseingänge sein. Oberstes Ziel sei hierbei die weitere Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit.
Auch die Ausbildung am ZFStandort Saarbrücken wird im Rahmen der Zukunftsvereinbarung neu ausgerichtet. Demnach soll in den kommenden Jahren ein Teil der Ausbildungsplätze auch zur internen Um- und Weiterqualifizierung von Beschäftigten genutzt werden.
Unternehmen sowie Arbeitnehmervertreter stellen zudem klar, dass alle Maßnahmen auch für die Zeit nach 2025 gedacht sind. Demnach sieht die Zukunftsvereinbarung zwei Phasen vor. Die jetzt beschlossenen Maßnahmen gelten für die erste Phase bis Ende 2025. Bereits während dieser Zeit „werden die Rahmenbedingungen für die Weiterentwicklung des Standortes in der darauffolgenden zweiten Phase erarbeitet, in der sich der Wandel hin zu rein elektrischen Pkw-Antrieben weiter beschleunigen wird“, heißt es in der ZF-Mitteilung. Teil dieses Prozesses werde es ausdrücklich auch sein, „Produkte aus dem Bereich der rein elektrischen Antriebe zu identifizieren, die perspektivisch am Standort Saarbrücken angesiedelt werden können“.
Alexander Wortberg, Standortleiter von ZF in Saarbrücken, zeigt sich in einer ersten Reaktion erleichtert und zugleich erfreut über die sich künftig im Saarland bietenden Perspektiven. „Die Vereinbarung ist ein wichtiger Meilenstein für den Standort Saarbrücken. Sie macht uns wettbewerbsfähiger und eröffnet so Zukunftsperspektiven“, sagt Wortberg. Er legt sich zugleich fest: „Gemeinsam mit der Arbeitnehmervertretung haben wir die Voraussetzungen geschaffen, dass Saarbrücken langfristig eine starke Säule im globalen Produktionsnetzwerk von ZF bleibt“, so Wortberg.
Das sieht Mario Kläs, Vorsitzender des Betriebsrates am Standort Saarbrücken, genauso. Auch er betrachtet die jetzt getroffene Zukunftsvereinbarung als einen Meilenstein für den Standort sowie das Saarland insgesamt. „Eine langfristige Standortsicherung und eine damit verbundene Beschäftigungssicherung standen dabei für den Betriebsrat immer im Vordergrund.“Stolz fügt Kläs hinzu: „Mit dieser Vereinbarung zur Zukunftssicherung konnten wir unseren Kolleginnen und Kollegen neben der Beschäftigungssicherung nun auch eine positive Perspektive für die Zukunft aufzeigen.“
Nach der jetzt getroffenen Vereinbarung wird das ZF-Werk Saarbrücken nach Überzeugung des Unternehmens weiterhin der weltweite Leitstandort für das erfolgreiche 8-Gang-Automatikgetriebe bleiben und in dieser Funktion auch Produktionsabläufe an ausländischen Standorten der Division Electrified Powertrain Technology unterstützen, wie es heißt.
Es werde zudem höchsten Wert auf die Um- und Weiterqualifizierung der Beschäftigten an der Saar gelegt, „damit sie die Möglichkeit haben, auch mit veränderten Jobprofilen bei ZF die Zukunft der Mobilität mitzugestalten“.