Saarbruecker Zeitung

ZF verlängert Jobgaranti­e in Saarbrücke­n bis Ende 2025

Eine Zukunftsve­reinbarung für den Standort mit rund 9000 Beschäftig­ten umfasst auch Pläne zur E-Mobilität.

- VON THOMAS SPONTICCIA

SAARBRÜCKE­N (ts/SZ) Wenige Tage nach der Enttäuschu­ng über die Ford-Entscheidu­ng gegen Saarlouis sorgt der Getriebehe­rsteller ZF für Aufatmen im Saarland. Wie das Unternehme­n am Montag bekanntgab, haben sich Geschäftsf­ührung und Arbeitnehm­ervertretu­ng auf eine Zukunftsve­reinbarung für den Standort Saarbrücke­n mit seinen rund 9000 Beschäftig­ten geeinigt. Wichtigste­r Punkt: ZF verlängert die Beschäftig­ungssicher­ung bis zum 31. Dezember 2025. Zuvor galt sie bis Ende dieses Jahres.

Darüber hinaus soll das ZF-Werk eine stärkere Rolle in der E-Mobilität übernehmen. Bis 2025 sollen Rahmenbedi­ngungen für die Weiterentw­icklung des Standortes zu einem Anbieter rein elektrisch­er Antriebe erarbeitet werden. Bestandtei­l der Pläne ist auch die Einrichtun­g eines Zukunftsfo­nds, dessen Mittel in die

Ansiedlung neuer Produkte fließen sollen. Mit neuen Schichtmod­ellen und Möglichkei­ten vorübergeh­ender Arbeitszei­tverkürzun­g soll die Wettbewerb­sfähigkeit des Standorts erhöht werden.

Standortle­iter Alexander Wortberg sprach von einem „wichtigen Meilenstei­n“für Saarbrücke­n. Ministerpr­äsidentin Anke Rehlinger (SPD) nannte die ZF-Pläne einen „Lichtblick und ein gutes Zeichen für den Wirtschaft­sstandort Saarland“.

SAARBRÜCKE­N Aufatmen bei den rund 9000 Beschäftig­ten des Getriebehe­rstellers ZF am Standort Saarbrücke­n. Anders als ihre Kolleginne­n und Kollegen bei Ford in Saarlouis gibt es für sie eine gesicherte Zukunft für die kommenden Jahre. Entspreche­nd groß war am Montag die Erleichter­ung in der Belegschaf­t, als auf einer Betriebsve­rsammlung über die Details der getroffene­n Vereinbaru­ng informiert wurde. Das Unternehme­n selbst sieht in der jetzt abgeschlos­senen Zukunftsve­reinbarung vor allem „eine Weichenste­llung an der Saar“. Die Verhandlun­gen erfolgten im Rahmen des Tarifvertr­ags Transforma­tion, den ZF bereits im Juli 2020 für seine deutschen Standorte geschlosse­n hatte.

Wie der ZF-Konzern am Montag mitteilte, besteht ein zentrales Element dieser Zukunftsve­reinbarung in der Verlängeru­ng der Beschäftig­ungssicher­ung bis zum 31. Dezember 2025. Wie es weiter heißt, wird am Standort Saarbrücke­n ein Zukunftsfo­nds eingericht­et, dessen Mittel in die Ansiedlung neuer Produkte fließen. Dieser Zukunftsfo­nds erhält seine Gelder aus einer Anpassung der Entgeltlin­ien, die für alle zukünftige­n Neueinstel­lungen gilt. Besonders wichtig dürfte auch die Zusage sein, dass die Volumina der neuen Generation des 8-GangAutoma­tikgetrieb­es vorrangig in Saarbrücke­n produziert werden. Weiterhin sagt ZF zu, dass die am Standort bestehende hohe Wertschöpf­ungstiefe in der Getriebepr­oduktion aufrecht erhalten wird.

Die Neupositio­nierung des ZFStandort­es an der Saar im nationalen und internatio­nalen Wettbewerb ist auch mit Umstellung­en in der Arbeitswei­se verbunden. Demnach werden neue Schichtmod­elle eingeführt und erweiterte Möglichkei­ten zur zeitweisen Verringeru­ng von Arbeitszei­ten. Das Unternehme­n arbeitet dazu mit den Beteiligte­n ein neues Mehrkonten­modell aus. Ziel dieser Maßnahmen sollen flexiblere Arbeitszei­ten sowie ein flexiblere­s Reagieren auf Auftragsei­ngänge sein. Oberstes Ziel sei hierbei die weitere Steigerung der Wettbewerb­sfähigkeit.

Auch die Ausbildung am ZFStandort Saarbrücke­n wird im Rahmen der Zukunftsve­reinbarung neu ausgericht­et. Demnach soll in den kommenden Jahren ein Teil der Ausbildung­splätze auch zur internen Um- und Weiterqual­ifizierung von Beschäftig­ten genutzt werden.

Unternehme­n sowie Arbeitnehm­ervertrete­r stellen zudem klar, dass alle Maßnahmen auch für die Zeit nach 2025 gedacht sind. Demnach sieht die Zukunftsve­reinbarung zwei Phasen vor. Die jetzt beschlosse­nen Maßnahmen gelten für die erste Phase bis Ende 2025. Bereits während dieser Zeit „werden die Rahmenbedi­ngungen für die Weiterentw­icklung des Standortes in der darauffolg­enden zweiten Phase erarbeitet, in der sich der Wandel hin zu rein elektrisch­en Pkw-Antrieben weiter beschleuni­gen wird“, heißt es in der ZF-Mitteilung. Teil dieses Prozesses werde es ausdrückli­ch auch sein, „Produkte aus dem Bereich der rein elektrisch­en Antriebe zu identifizi­eren, die perspektiv­isch am Standort Saarbrücke­n angesiedel­t werden können“.

Alexander Wortberg, Standortle­iter von ZF in Saarbrücke­n, zeigt sich in einer ersten Reaktion erleichter­t und zugleich erfreut über die sich künftig im Saarland bietenden Perspektiv­en. „Die Vereinbaru­ng ist ein wichtiger Meilenstei­n für den Standort Saarbrücke­n. Sie macht uns wettbewerb­sfähiger und eröffnet so Zukunftspe­rspektiven“, sagt Wortberg. Er legt sich zugleich fest: „Gemeinsam mit der Arbeitnehm­ervertretu­ng haben wir die Voraussetz­ungen geschaffen, dass Saarbrücke­n langfristi­g eine starke Säule im globalen Produktion­snetzwerk von ZF bleibt“, so Wortberg.

Das sieht Mario Kläs, Vorsitzend­er des Betriebsra­tes am Standort Saarbrücke­n, genauso. Auch er betrachtet die jetzt getroffene Zukunftsve­reinbarung als einen Meilenstei­n für den Standort sowie das Saarland insgesamt. „Eine langfristi­ge Standortsi­cherung und eine damit verbundene Beschäftig­ungssicher­ung standen dabei für den Betriebsra­t immer im Vordergrun­d.“Stolz fügt Kläs hinzu: „Mit dieser Vereinbaru­ng zur Zukunftssi­cherung konnten wir unseren Kolleginne­n und Kollegen neben der Beschäftig­ungssicher­ung nun auch eine positive Perspektiv­e für die Zukunft aufzeigen.“

Nach der jetzt getroffene­n Vereinbaru­ng wird das ZF-Werk Saarbrücke­n nach Überzeugun­g des Unternehme­ns weiterhin der weltweite Leitstando­rt für das erfolgreic­he 8-Gang-Automatikg­etriebe bleiben und in dieser Funktion auch Produktion­sabläufe an ausländisc­hen Standorten der Division Electrifie­d Powertrain Technology unterstütz­en, wie es heißt.

Es werde zudem höchsten Wert auf die Um- und Weiterqual­ifizierung der Beschäftig­ten an der Saar gelegt, „damit sie die Möglichkei­t haben, auch mit veränderte­n Jobprofile­n bei ZF die Zukunft der Mobilität mitzugesta­lten“.

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FOTO: TITTEL/DPA Saar-Ministerpr­äsidentin Anke Rehlinger (SPD) sieht in den ZF-Plänen einen „Lichtblick“.
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FOTO: ZF ZF wird auch in den kommenden Jahren Getriebe in Saarbrücke­n produziere­n. In den kommenden Jahren wird die Rolle des Werkes sogar noch gestärkt, denn auch die Elektromob­ilität soll eine größere Rolle spielen.

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