Kirche meldet massive Austritte auch im Saarland
Noch nie haben so viele Katholiken ihrer Kirche den Rücken gekehrt wie im vorigen Jahr. Kirchenvertreter zeigen sich erschüttert – und selbstkritisch.
BONN/TRIER/SPEYER (kes/sey/dpa) Der Exodus in der katholischen Kirche geht weiter: Im vergangenen Jahr sind so viele Menschen ausgetreten wie nie zuvor. 359 000 Katholiken kehrten der Kirche den Rücken, 138 000 mehr als im Jahr zuvor. Das gab die Deutsche Bischofskonferenz am Montag in Bonn bekannt. Im Saarland traten demnach 7615 Menschen aus, deutlich mehr als im Jahr zuvor. 2020 waren es 4966 Austritte gewesen, 2019 wurden 6303 Austritte im Saarland gemeldet.
Deutliche Rückgänge verzeichneten insgesamt auch die Bistümer Trier und Speyer, zu denen das Saarland gehört. Das Bistum Trier, das den größten Teil des Saarlands umfasst, meldete 18 599 Austritte – ebenfalls ein Rekord. 2020 waren es 10 836 gewesen. Von einer „Abstimmung mit den Füßen“sprach der Trierer Generalvikar Ulrich Graf von Plettenberg – und von einer „tragischen Entwicklung, weil wir zum einen für Viele zum Ärgernis geworden sind, besonders im Bereich des Umgangs mit Missbrauch, zum anderen weil wir die Themen und Bedürfnisse der Menschen nicht mehr ansprechen“.
Im Bistum Speyer, zu dem der Saarpfalz-Kreis zählt, traten 7579 Menschen aus. Ein Jahr zuvor waren es 5275 gewesen.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz und frühere Trierer Generalvikar Georg Bätzing zeigte sich „zutiefst erschüttert“. Die Zahl der Austritte sei Zeugnis einer „tiefgreifenden Krise“der Kirche.
Die kirchenkritische Bewegung „Wir sind Kirche“sah in den Zahlen einen erneuten Beweis für den Vertrauensverlust in die Kirchenleitung. Gründe seien die schleppende Missbrauchsaufarbeitung, der Abbau ortsnaher Strukturen und die mangelnde Unterstützung aus Rom für den Synodalen Weg.
Die Evangelische Kirche in Deutschland hatte ihre Zahlen im März genannt. Dort stieg die Zahl der Austritte um 60 000 auf rund 280 000.
7615 Katholiken traten im Saarland 2021 aus der Kirche aus.