Klimaschutz ist alternativlos, fossile Energie nicht
Olaf Scholz ist mit vielen Krisen in seine Amtszeit als Kanzler gestartet – und sortiert sie nun notgedrungen. Eines seiner wichtigsten Ziele derzeit: Deutschland und den
Rest der Welt vor einem Weltkrieg bewahren. Scholz will nicht als Kriegskanzler in die Geschichtsbücher eingehen. Sondern als ein Taktgeber, der mit dazu beiträgt, dass sich die Wertegemeinschaft westlicher Demokratien neu sortiert, zukunftsweisende Bündnisse schmiedet und es den Demokratien gelingt, die Weltwirtschaft zu stabilisieren. Als Gastgeber beim G7-Gipfel will Scholz auch beim Klimaschutz vorankommen – nachdem er bereits als Finanzminister einen „Klimaclub“besonders engagierter Nationen ins Spiel gebracht hatte.
Doch in Elmau drohen die anstehenden Weichenstellungen in einem Schlingerkurs zu enden: Maßnahmen gegen Russlands Angriffskrieg auf der einen Seite, wichtige Zukunftsinvestitionen wie eben in den Klimaschutz auf der anderen Seite. Beispiel Energieversorgung der Weltbevölkerung: Um von Russlands billiger Energie wegzukommen, braucht es gewaltige Mengen an Gas aus anderen Quellen. Flüssiggas ist eine Option, für viele Länder ist das aber inzwischen unerschwinglich geworden. Dass die G7-Staaten nun erwägen, Investitionen und Fördermittel für die Ausbeutung weiterer Gas-Vorkommen zu beschließen, droht einen wichtigen Beschluss der UN-Klimakonferenz im vergangenen Jahr in Glasgow wirkungslos zu machen. Dort hatten sich rund 20 Staaten dazu bekannt – schließlich auch Deutschland – keine fossilen Energieträger in anderen Ländern mehr finanzieren zu wollen. Sollte in die Abschlusserklärung am Dienstag eine Formulierung eingehen, die das wieder aufweicht oder gar zurücknimmt, wären das schlechte Vorzeichen für die Weltklimakonferenz im Herbst in Ägypten. Der globale Klimaschutz ist auf Kante genäht. Die Maßnahmen, die erforderlich wären, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, sind radikal. Es braucht jede Anstrengung und selbst dann ist es noch ein kaum erreichbares Ziel. Die Staatengemeinschaft kann es sich nicht leisten, zurückzustecken. Das Problem: Die eine Staatengemeinschaft gibt es nicht (mehr), die Bündnisse sortieren sich derzeit neu.
Aber einigen Entwicklungsländern wie dem beim G7-Gipfel als Gast vertretenen Senegal die Ausbeutung neuer gigantischer Gasvorkommen in Aussicht zu stellen, bedeutet, andere Entwicklungsländer, denen das Wasser buchstäblich schon zum Hals steht, zu verraten. Letztere setzen darauf, dass es keine Rolle rückwärts beim Klimaschutz gibt, denn der ist ihre Lebensversicherung. Und auch in Deutschland werden die Auswirkungen der Erderwärmung von Jahr zu Jahr spürbarer.
Wenn die G7 nicht beim Klimaschutz versagen wollen, müssen sie sich mit ihren Beschlüssen an den Pariser Klimazielen orientieren. Beschlüsse zur Energieversorgung müssen sich dem unterordnen. Denn für sie gibt es Alternativen, es existieren unterschiedliche Energiequellen. Alternativen zum Klimaschutz gibt es nicht.