Hilflos gegen dieWassermassen
Matthias Fuchs zeigt unveröffentlichte Aufnahmen von der Flutkatastrophe im Ahrtal.
SAARBRÜCKEN (ry) Die Aufzeichnungen überHochwasserereignisse an der Ahr und ihrenNebenflüssen reichen bis ins 14. Jahrhundert zurück. Dabei gibt es im Sommer, meist ausgelöst durch Gewitter, und im Winter Überflutungen. Charakteristisch für einHochwasser im Sommerist ein schneller Pegelanstieg, der mit einer großen Strömungsgeschwindigkeit verbunden ist. Ursächlich dafür ist der große Höhenunterschied von der Quelle bis zur Mündung, der auf einer Strecke von 85,1 Kilometern 421 Meter beträgt. Allerdings geht ein solchesHochwasser auch schnell wieder zurück. Anders sieht das im Winter aus: Der Fluss schwillt langsam an. Es gibt meist eineVorphase mit hohemWasserstand und eine längere Dauer, um allmählich wieder auf mittleren Wasserstand zu fallen. Ein verheerendes Sommerhochwasser traf den Landkreis AhrweileramAbend des 14. Juli 2021. Eine Flutwelle ließ die Ahr auf über sieben Meter anschwellen. Das Hochwasser zählt zusammen mit denen von 1804 und 1910 zu den stärksten bekannten an der Ahr. Autos und Häuser riss die Flutwelle mit sich, 135 Menschen starben, darunter beispielsweise in der Stadt Sinzig zwölf Bewohner der Behinderteneinrichtung „Lebenshilfe-Haus“. Über 300 Menschen konnten mit Hubschraubern von Bäumen und Dächern geholt werden. Auch in Nordrhein-Westfalen und in Belgien richteten Starkregen undHochwasser an diesem Abend riesige Zerstörungen an. Was genau passierte in der Flutnacht? Und war das alles einfach nurWetter, oder ist auch der Klimawandel verantwortlich?
In seinem Dokumentarfilm folgt Matthias Fuchs denMenschen an der Ahr und zeigt in bisher unveröffentlichtenAufnahmen, wie sie die Katastrophe erlebten: Oliver Grieß wurde beispielsweise von der Flutwelleim kleinen Dorf Insul aus seinemHaus gerissen:„Ich habe noch gesehen, wie unsere Bücke zerstört wurde – und dann kam die Apokalypse“. Alina Sonntag versuchte verzweifelt, die Winzergenossenschaft in Mayschoß zu retten. Feuerwehrmann Friedhelm Jakobs klammerte sich in Ahrweiler eine ganze Nacht an ein Grabkreuz im Wasser. Julian Dela ausBadNeuenahr lässt bis heute nicht los, was mit seinen Nachbarn in der Flutnacht geschah: „Die Hilfeschreie werde ich nie vergessen.“
Ausgehend von einem regionalen Ereignis weitet der Film die Perspektive auf die globaleKlimasituation aus. Internationale Forscher liefern einen Überblick, inwiefern der Klimawandel zu derartigenKatastrophen beiträgt und was man in Zukunft zu erwarten hat.
Die Nacht, als die Flut kam– Protokoll einer Klimakatastrophe, 20.15 Uhr, Arte