Ein Stadtquartier tanzt in den Sommer
Die traditionellen Hoffeste im Quartier Mainzer Straße fanden in diesem Jahr als „ Mittsommerfest“und mit historischem Bezug zum 700. Stadtjubiläum St. Johanns statt. Im Quartier wünscht man sich eine Tempo 30-Zone.
ST. JOHANN In sehr entspannter Atmosphäre fanden die diesjährigen Hoffeste des Quartiers Mainzer Straße statt. Nach zwei Jahren Pandemie traf sich die Nachbarschaft mit ihren Gästen aus der ganzen Stadt und darüber hinaus endlich wieder, um zu feiern. In diesem Jahr sogar etwas Besonderes: das 700. Jubiläum des Stadtteils St. Johann – kombiniert mit dem Fest des Schutzpatrons Johannes des Täufers und der Sommersonnenwende. Wer etwas über die Geschichte des Stadtteils erfahren wollte, konnte so manches lernen bei einem der kurzweiligen Quartiersrundgänge mit dem bestens informierten Gästeführer Klaus Friedrich.
Ab der Ecke Bleichstraße/Mainzer Straße bis ganz hoch zur Pastamanufaktur hinter der Heinestraße konnte man schlendern, die vielen originellen Läden besuchen und die Höfe und Hinterhöfe entdecken, die das Viertel, in dem 5000 Menschen leben, so charmant machen. Dort fand man allerlei Trödel und
Flohmarkt-Artikel, aber auch Kulinarisches. Und es wurde getanzt: In Hof 26 gab es Tango. In Hof 52 hatte sich Lindy Hop Saarbrücken verabredet. Die Swing-Tänzer und -Tänzerinnen sorgten für Stimmung und ließen sich trotz sengender Sonne nicht davon abhalten, das Tanzbein zu schwingen.
Wer eine abgesperrte Mainzer Straße erwartet hatte, wurde auch in diesem Jahr enttäuscht. „Das können wir nicht mehr machen, es ist viel zu teuer, denn mittlerweile gibt es sehr hohe Auflagen für eine Straßensperrung“, erklärte Hotelier Gerd Leidinger vom veranstaltenden Verein Quartier Mainzer Straße. Bis zu 15 000 Euro würde es kosten. „Das kann der Verein nicht bezahlen.“
Um die Lebens- und Wohnqualität in der Mainzer Straße – laut Leidinger dem „einzigen unzerstörten Boulevard der Stadt“– ging es am Samstagmorgen beim „politischen
Anwohner- und Pressefrühstück“im Bistro Kunstherz in der Modernen Galerie, die ebenfalls ins Programm eingebunden war. Die Forderung nach Tempo 30 in der Mainzer Straße liegt schon länger auf dem Tisch (wir berichteten).
Dafür müsste sie als Bundesstraße zumindest in einem Teilbereich entwidmet werden. Gerd Leidinger wiederholte die Forderung, die von der SPD-Stadtratsfraktion unterstützt wird. Doch nicht alle Anwesenden zeigten sich begeistert. Eine Anwohnerin befürchtet Staus an den Ampeln, sollte ein solches Tempolimit eingeführt werden. Einem anderen Anwohner ging der Vorschlag wiederum nicht weit genug. Er plädierte dafür, den unteren Teil der Mainzer Straße gleich ganz zur Fußgängerzone zu machen.
Weder Oberbürgermeister noch Bürgermeisterin waren gekommen, dafür aber einige Stadtverordnete, Bezirksbürgermeister Stefan Brand, die SPD-Bundestagsabgeordnete Josephine Ortleb und ihre Kollegin im Landtag, Kira Braun.
„Die Leute sollen nicht nur feiern, sondern etwas mitnehmen“, hatte Gerd Leidinger vom Vorstand des Quartier-Vereins bei der Vorstellung des Festprogrammes gehofft. Dass aus den Hoffesten dauerhaft Mittsommerfeste werden, ist noch nicht entschieden. Traditionen müsse man pflegen, darin waren sich die Veranstalter und ihre Frühstücksgäste einig.