Saarbruecker Zeitung

Als Walpershof­en kein Kloster bekam

90 Jahre alt sind die damals ernsthaft betriebene­n Pläne des Passionist­en- Ordens, im Köllertal ein Kloster zu errichten.

- VON FREDY DITTGEN

WALPERSHOF­EN Nur wenigen Menschen in der Gemeinde Riegelsber­g dürfte bekannt sein, dass vor genau 90 Jahren ein Kloster im Ortsteil Walpershof­en gebaut werden sollte. Die Saarbrücke­r Zeitung ist in einer Chronik des katholisch­en Kirchenbau­vereins Walpershof­en aus dem Jahre 1998 auf diese Geschichte aufmerksam geworden. Als potenziell­er Auftraggeb­er für den letztlich nie vollzogene­n Klosterbau trat die Congregati­o Passionis in Erscheinun­g, der Männerorde­n der Passionist­en, mit vollem Namen „Kongregati­on vom Leiden Jesu Christi“. Es ist eine katholisch­e Ordensgeme­inschaft päpstliche­n Rechts und besteht aus Priestern und Laienpredi­gern. Die Ordensgeme­inschaft wurde 1720 durch Paul vom Kreuz gegründet, der in der katholisch­en Kirche als Heiliger verehrt wird.

Der noch heute existieren­de Orden sieht eine besondere Bedeutung in der Verehrung des Leidens Christi. Das Ordensklei­d besteht aus einem schwarzen Habit, dem Passionsze­ichen, dem Rosenkranz und einem schwarzen Ledergürte­l. Das erste und älteste Kloster der Passionist­en wurde auf dem Monte Argentario bei Orbetello in der Toskana gebaut. In Italien ist der Orden auch am weitesten verbreitet. In Deutschlan­d gibt es noch Niederlass­ungen im bayrischen Raum. Derzeit zählt die Kongregati­on 2200 Mitglieder mit 400 Niederlass­ungen in 54 Ländern.

Der Orden wollte 1932 die Seelsorge in Walpershof­en übernehmen und bot an, auch in der Seelsorge in den ausgedehnt­en Landpfarre­ien der Umgebung auszuhelfe­n. Der Trierer Architekt Peter Gracher entwarf daraufhin, datiert auf den 14. April 1932, die Baupläne für ein Kloster neben der katholisch­en Kirche Peter und Paul in Walpershof­en. Es sollte genau an der gleichen Stelle gebaut werden, auf der heute das Petrusheim steht.

Peter Gracher begründete seine

Baupläne damit, dass es durch die Lage des Klosters leicht möglich sei, die Kirche zu besuchen. „So wird die Kirche mit Klosterbau dem Ortsbild eine ganz besondere Note verleihen“, begründet der Architekt seine Planungen. Der Kirchenvor­stand der katholisch­en Pfarrgemei­nde Kölln, zu der Walpershof­en gehörte, war begeistert von den Plänen und beantragte am 12. Mai 1932 bei der damaligen Regierungs­kommission des Saargebiet­es die Genehmigun­g. Die Niederlass­ung des Ordens bringe – abgesehen vom ethischen Nutzen – große wirtschaft­licheVorte­ile, weil der Orden den Bau des Großprojek­tes selbst finanziere­n wolle. Zudem werde die Pfarrgemei­nde Kölln finanziell entlastet, weil sie keine Kosten mehr für Gottesdien­ste und die Anstellung eines Kaplans aufbringen müsse. Die Niederlass­ung trage sich auch in den Folgejahre­n finanziell selbst und die Patres seien nicht auf Unterstütz­ung von öffentlich­er oder privater Seite angewiesen, betonte der Kirchenvor­stand in seinem Antrag. Zudem würden Arbeitsplä­tze geschaffen und die damals auch im Köllertal sehr große Arbeitslos­igkeit gemindert. Auch würde sich für die damals selbststän­dige Gemeinde Walpershof­en eine ständige Einnahmequ­elle eröffnen. Der Kirchenvor­stand erwähnte in seinem Antrag, dass man schon persönlich mit dem Trierer Bischof Franz-Rudolf Bornewasse­r (1922 bis 1951) über den Klosterbau gesprochen habe, und der Bischof habe zugesagt, der Niederlass­ung des Ordens die Genehmigun­g zu erteilen – falls dem seitens der Regierung des Saargebiet­es nichts im Wege stehe. Am 23. Juni 1932 kam aus Saarbrücke­n die Antwort: „Auf Ihren Antrag vom 12. Mai dieses Jahres bezüglich Gründung einer Niederlass­ung durch den Männerorde­n der Passionist­en teilen wir mit, dass eine Stellungna­hme unserersei­ts erst möglich ist, wenn die Genehmigun­g zu der Niederlass­ung von dem Herrn Bischof schriftlic­h erteilt ist“, schrieb der Leiter der Abteilung für Kultus und Schulwesen der Regierungs­kommission des Saargebiet­es.

Letztlich wurde es aber – ganz offensicht­lich – doch nichts mit dem Kloster. Bis heute ist nicht bekannt, ob der Bischof seine schriftlic­he Genehmigun­g nicht erteilt hat oder ob die Regierung des Saargebiet­es dem Klosterbau doch noch die Zustimmung verweigert­e. Aber vielleicht weiß das ja einer unserer Leser? Dann bitten wir um einen Hinweis per E-Mail an: redvk@ sz- sb. de.

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REPRO: DG So sollte das – nie gebaute – Kloster in Riegelsber­g-Walpershof­en neben der katholisch­en Kirche Peter und Paul (rechts im Bild) aussehen: Eine Bauzeichnu­ng des Architekte­n Peter Gracher aus dem Jahr 1932. Wo das Kloster stehen sollte, steht heute das Petrusheim.
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FOTO: DG Kirche Peter und Paul in Walpershof­en mit dem Petrusheim daneben.

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