Ein Tarzan-Schrei im Rechtsschutzsaal
Ein „ akustischer „ Zwischenfall“sorgt für den größten Lacher beim Kabarettabend mit Hans Gerzlich.
BILDSTOCK Im Rahmen der Kulturtage im Rechtsschutzsaal gastierte am Mittwoch der Kabarettist Hans Gerzlich in Bildstock. Mit seinem Programm „Das bisschen Haushalt ist doch kein Problem!“hielt Gerzlich den etwa 60 Besuchern den modernen Zivilisationsspiegel vor und ließ dabei kein relevantes Thema aus. Als Hausmann, in eine extravagante Haushaltsschürze gehüllt, nahm er nicht nur die alte Rollenverteilung zwischen Mann und Frau aufs Korn, sondern auch die neue. Nebenbei streifte er politische Themen, Kuriositäten des technischen Fortschritts und natürlich die ewigen Irrungen und Wirrungen in der Partnerschaft.
Eine über zweistündige „Rede an die Nation“, locker leicht aus der Hüfte geschossen, mit zotigen, aber auch nachdenklich stimmenden Sprüchen garniert und aus der Tiefe einer gutbürgerlichen deutschen Küche zwischen Spülmaschine und Kochtopf hervorquellend. Ein kurzweiliger, unterhaltsamer Abend, der durch einen unfreiwilligen akustischen „Zwischenfall“den wohl größten Lacher des Abends bot. Gerade in dem Moment, als Gerzlich einen gewissen Ernst an den
Abend legte und über die (fehlende) Gleichstellung von Männern und Frauen im Beruf, den Gender Pay Gap und die Nicht-Wertschätzung der wirklich systemrelevanten Berufe, etwa in der Pflege und der Erziehung, referierte, schallte aus einem Handy der originale Tarzanschrei durch den Raum. Ein echter Volltreffer, den Hans Gerzlich als
Vorlage geschickt aufnehmen konnte. „Ich Sag ja immer; wenn sie an einem Kabarettabend das Handy dabei haben, lassen Sie es an!“
Überhaupt gelang es dem gelernten Außenhandelskaufmann, studierten Wirtschaftswissenschaftler und ehemaligen Vorstandsreferenten eines großen Energiekonzerns immer wieder, die Gäste in das
Programm einzubeziehen und mit ihnen zu kommunizieren. Auch ein regelrechter Lachflash einer Zuhörerin, dessen Ursache nicht wirklich nachzuvollziehen war, brachte den Künstler nicht aus dem Konzept. Im Gegenteil; auch diese Vorlage konnte er aufnehmen und den Spaßpegel, zum Teil auch mit eher harmlosen, etwas altbackenen Witzen und Slapstickeinlagen bis zum Ende des Programms hochhalten. Das Publikum, vor allem das weibliche, hatte er jedenfalls von Beginn an auf seiner Seite. Was ob des Hauptthemas des Programms, der Umkehrung der traditionellen Rollenverteilung von Mann und Frau, wohl auch keine allzu große Herausforderung darstellte.
Sie; ganz plötzlich auf dem beruflichen Karriereweg unterwegs, ständig unter Menschen, gutgelaunt und aufblühend, er dagegen; in der grauen Einöde des Haushalts alleine, blass und überfordert mit den Tücken moderner Küchengerätschaften („Unsere Waschmaschine ist komplizierter zu bedienen als eine Mondrakete!“), über den heißen Kochtöpfen schwitzend und an und mit den Kindern verzweifelnd. Das entspricht dem Geschmack der Zeit, ist en vogue und lässt sich wohl auch weiterhin noch gut vermarkten.