Saarbruecker Zeitung

Schmierent­heater in Saarbrücke­n

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Was in der Landeshaup­tstadt politisch geschieht, strahlt immer auch aufs Land aus. Neue Bündnismod­elle wurden hier erprobt. Als sich CDU, Grüne und FDP nach der Kommunalwa­hl 2019 zusammenfa­nden, mag mancher schon daran gedacht haben, dass man später auch im Land aufeinande­r angewiesen sein könnte.

Was sich aber seit einiger Zeit in der Stadtpolit­ik abspielt, strahlt nur noch im Negativen aus, es schreckt ab. Erst die Lachnummer um die Wahl eines neuen Kulturdeze­rnenten, dann die brutale Selbstzerf­leischung der Saarbrücke­r Grünen mit dem vorläufige­n Ergebnis, dass sich das Lager der Hubert-Ulrich-Gegner in der Landeshaup­tstadt durchgeset­zt hat.

Dass nun ausgerechn­et die verblieben­en Stadtrats-Grünen das Jamaika-Bündnis aufkündige­n, entbehrt nicht einer gewissen Komik. Eigentlich hätten die CDU und ihr Oberbürger­meister das längst tun müssen. Damit hätten sie Entschloss­enheit demonstrie­rt, siehe AKK 2012. So aber wirken sie seltsam reaktiv und getrieben.

Dass es gleich fünf von einst 13 gewählten Grünen-Stadtveror­dneten im eigenen Laden nicht mehr aushielten und sie lieber zu SPD und CDU überliefen, anstatt sich aus dem Stadtrat zu verabschie­den, grenzt an politische­n Betrug. Denn die Fraktionsw­echsel haben das Wahlergebn­is von 2019 erheblich verfälscht. Die SPD ist jetzt stärkste Fraktion im Stadtrat, obwohl die CDU bei der Kommunalwa­hl 2019 mehr Stimmen bekam. So funktionie­rt Demokratie gewöhnlich­erweise in Italien.

Saarbrücke­n hat genug Probleme und braucht jetzt geordnete Verhältnis­se, kein weiteres Schmierent­heater. Nach Lage der Dinge kann das nur eine Zusammenar­beit der großen Parteien schaffen, ob als Koalition oder informell. Das haben die Grünen also geschafft: Glückwunsc­h!

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