Saarbruecker Zeitung

Wenn große Egos aufeinande­r krachen

Die eitlen Egos dreier Filmschaff­ender prallen beim Dreh des „besten Films aller Zeiten“aufeinande­r: Die vergnüglic­he Satire mit Penélope Cruz und Antonio Banderas startet in Saarbrücke­n.

- VON KATHARINA ZECKAU

SAARBRÜCKE­N (kna) Seinen Film „Der beste Film aller Zeiten“zu nennen, das ist so mutig wie kokett – und auch ein bisschen riskant. Im Original kommt der Titel zwar mit „Competenci­a oficial“– also: offizielle­r Wettbewerb – etwas bescheiden­er daher, verweist aber mit der höchsten Kategorie bei Festivals ebenfalls auf die Krone der Filmkunst. Der „beste Film aller Zeiten“ist der augenzwink­ernd so betitelte Film zwar nicht geworden, durchaus aber eine vergnüglic­he, scharfzüng­ige Satire über das Filmgeschä­ft mit seinen zahllosen Wichtigtue­rn und Eitelkeite­n.

Darin will der gelangweil­te Millionär Humberto Suarez ( José Luis Gómez) nichts weniger als „den besten Film aller Zeiten“produziere­n. „Was weiß ich?!“, antwortet er genervt auf die Frage, worum es darin gehen soll. Sich selbst unsterblic­h zu machen, ist das Motiv des 80-Jährigen. Also engagiert er mit der experiment­ierfreudig­en Regisseuri­n Lola (Penélope Cruz), Filmstar Felix (Antonio Banderas) und dem hochgelobt­en Theatersch­auspieler Ivan (Oscar Martinez) „die Besten“ihres Fachs. Sie sollen einen Literaturb­estseller namens „Rivalität“verfilmen, in dem es um den Konkurrenz­kampf zweier Brüder geht.

Das Thema ist damit gesetzt: Während „Der beste Film aller Zeiten“von den gemeinsame­n Proben erzählt, beleuchtet er vor allem den Hahnenkamp­f zwischen den zwei Mimen. Doch auch Regisseuri­n Lola ist keineswegs frei von der Überzeugun­g, ein Genie zu sein. Weshalb sie sich selbstbewu­sst einreiht in dieses Kaleidosko­p ziemlich unerträgli­cher Filmschaff­ender.

Das Autoren- und Regieduo Mariano Cohn und Gaston Duprat hat schon häufig zusammenge­arbeitet. Diesmal präsentier­en sie: die alles der (vermeintli­chen?) Kunst unterordne­nde Lola, die ihren Drehbuch-Ordner mit Collagen aus Fotos, Fundstücke­n, Kippen und Haarbüsche­ln versehen hat und sich in der Rolle des radikalen Enfant terrible gefällt. Den selbstverl­iebten Felix, der für internatio­nalen Mainstream­erfolg steht und sein Selbstbewu­sstsein vor allem aus häufig wechselnde­n jungen Geliebten zieht. Sowie den selbstgere­chten Ivan, der seine angebliche moralische Überlegenh­eit und seinen künstleris­ch-intellektu­ellen Anspruch wie eine Monstranz vor sich herträgt.

Die zwei Männer versuchen den jeweils anderen (und auch sich selbst) von der eigenen Herrlichke­it zu überzeugen. Gezielt gefördert wird deren Wettbewerb durch Lola. Die Schauspiel­er, die ein konkurrier­endes, aber nahezu symbiotisc­h verbundene­s Brüderpaar spielen sollen, will sie dazu bringen, ihre „Autonomie aufzugeben“; Transforma­tion sei die Antwort. Und nebenbei macht es ihr vermutlich auch ein bisschen Spaß, ihre Machtposit­ion zu nutzen.

Dazu kommt die puristisch-futuristis­che Villa der „Stiftung Humberto Suarez“, in der die Schauspiel­proben stattfinde­n. Das wie ein Ufo in der Landschaft liegende Gebäude mit seinen gigantisch­en Räumlichke­iten braucht es, um den nicht minder gigantisch­en Egos der drei Hauptfigur­en ausreichen­d Platz zur Entfaltung zu geben – Kameramann Arnau Valls Colomer fängt diesen Raum gekonnt ein.

Die hervorrage­nd gespielten Figuren des knapp zweistündi­gen

Films messen in scharfzüng­igen Dialogen ihre Kräfte.

Der effektvoll erzählte Film zeichnet mit viel schwarzem Humor, überrasche­nden Wendungen und einer präzise eingesetzt­en Musik ein höchst unterhalts­ames Bild der Filmbranch­e. Zwar pflegen Cohn und Duprat einen bewussten Umgang mit Klischees, schießen dabei aber gelegentli­ch übers Ziel hinaus. Etwas mehr Subtilität bei der Verwendung von Stereotype­n hätte dem Film gutgetan. Insgesamt gestaltet sich das Geschehen manchmal zu erwartbar, sind die Erkenntnis­se zur eitel-verkommene­n Filmwelt teils eher banal. Wahrlich überrasche­nd aber ist das vielfach schillernd­e Finale geraten, das, will man Lola glauben, gar kein wirkliches Ende ist – mehr sei an dieser Stelle nicht verraten.

„Der beste Film aller Zeiten“läuft ab Donnerstag in der Camera Zwo in Saarbrücke­n. Infos und Karten: www.camerazwo.de

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FOTO: MANOLO PAVON/DPA Selbsterna­nnte Film-Genies: Penélope Cruz als Lola Cuevas und Antonio Banderas als Felix Rivero in „Der beste Film aller Zeiten“.

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