Wenn große Egos aufeinander krachen
Die eitlen Egos dreier Filmschaffender prallen beim Dreh des „besten Films aller Zeiten“aufeinander: Die vergnügliche Satire mit Penélope Cruz und Antonio Banderas startet in Saarbrücken.
SAARBRÜCKEN (kna) Seinen Film „Der beste Film aller Zeiten“zu nennen, das ist so mutig wie kokett – und auch ein bisschen riskant. Im Original kommt der Titel zwar mit „Competencia oficial“– also: offizieller Wettbewerb – etwas bescheidener daher, verweist aber mit der höchsten Kategorie bei Festivals ebenfalls auf die Krone der Filmkunst. Der „beste Film aller Zeiten“ist der augenzwinkernd so betitelte Film zwar nicht geworden, durchaus aber eine vergnügliche, scharfzüngige Satire über das Filmgeschäft mit seinen zahllosen Wichtigtuern und Eitelkeiten.
Darin will der gelangweilte Millionär Humberto Suarez ( José Luis Gómez) nichts weniger als „den besten Film aller Zeiten“produzieren. „Was weiß ich?!“, antwortet er genervt auf die Frage, worum es darin gehen soll. Sich selbst unsterblich zu machen, ist das Motiv des 80-Jährigen. Also engagiert er mit der experimentierfreudigen Regisseurin Lola (Penélope Cruz), Filmstar Felix (Antonio Banderas) und dem hochgelobten Theaterschauspieler Ivan (Oscar Martinez) „die Besten“ihres Fachs. Sie sollen einen Literaturbestseller namens „Rivalität“verfilmen, in dem es um den Konkurrenzkampf zweier Brüder geht.
Das Thema ist damit gesetzt: Während „Der beste Film aller Zeiten“von den gemeinsamen Proben erzählt, beleuchtet er vor allem den Hahnenkampf zwischen den zwei Mimen. Doch auch Regisseurin Lola ist keineswegs frei von der Überzeugung, ein Genie zu sein. Weshalb sie sich selbstbewusst einreiht in dieses Kaleidoskop ziemlich unerträglicher Filmschaffender.
Das Autoren- und Regieduo Mariano Cohn und Gaston Duprat hat schon häufig zusammengearbeitet. Diesmal präsentieren sie: die alles der (vermeintlichen?) Kunst unterordnende Lola, die ihren Drehbuch-Ordner mit Collagen aus Fotos, Fundstücken, Kippen und Haarbüscheln versehen hat und sich in der Rolle des radikalen Enfant terrible gefällt. Den selbstverliebten Felix, der für internationalen Mainstreamerfolg steht und sein Selbstbewusstsein vor allem aus häufig wechselnden jungen Geliebten zieht. Sowie den selbstgerechten Ivan, der seine angebliche moralische Überlegenheit und seinen künstlerisch-intellektuellen Anspruch wie eine Monstranz vor sich herträgt.
Die zwei Männer versuchen den jeweils anderen (und auch sich selbst) von der eigenen Herrlichkeit zu überzeugen. Gezielt gefördert wird deren Wettbewerb durch Lola. Die Schauspieler, die ein konkurrierendes, aber nahezu symbiotisch verbundenes Brüderpaar spielen sollen, will sie dazu bringen, ihre „Autonomie aufzugeben“; Transformation sei die Antwort. Und nebenbei macht es ihr vermutlich auch ein bisschen Spaß, ihre Machtposition zu nutzen.
Dazu kommt die puristisch-futuristische Villa der „Stiftung Humberto Suarez“, in der die Schauspielproben stattfinden. Das wie ein Ufo in der Landschaft liegende Gebäude mit seinen gigantischen Räumlichkeiten braucht es, um den nicht minder gigantischen Egos der drei Hauptfiguren ausreichend Platz zur Entfaltung zu geben – Kameramann Arnau Valls Colomer fängt diesen Raum gekonnt ein.
Die hervorragend gespielten Figuren des knapp zweistündigen
Films messen in scharfzüngigen Dialogen ihre Kräfte.
Der effektvoll erzählte Film zeichnet mit viel schwarzem Humor, überraschenden Wendungen und einer präzise eingesetzten Musik ein höchst unterhaltsames Bild der Filmbranche. Zwar pflegen Cohn und Duprat einen bewussten Umgang mit Klischees, schießen dabei aber gelegentlich übers Ziel hinaus. Etwas mehr Subtilität bei der Verwendung von Stereotypen hätte dem Film gutgetan. Insgesamt gestaltet sich das Geschehen manchmal zu erwartbar, sind die Erkenntnisse zur eitel-verkommenen Filmwelt teils eher banal. Wahrlich überraschend aber ist das vielfach schillernde Finale geraten, das, will man Lola glauben, gar kein wirkliches Ende ist – mehr sei an dieser Stelle nicht verraten.
„Der beste Film aller Zeiten“läuft ab Donnerstag in der Camera Zwo in Saarbrücken. Infos und Karten: www.camerazwo.de