Neues vom Gemischten Damenchor
DUDWEILER „Gelobt sind die, die immer noch glauben, es gäbe Menschenrechte für alle!“So hieß es am Sonntag im gut besuchten Bürgerhaus Dudweiler: Unter dem Titel „So still wie Dein Herz“interpretierte der Gemischte Saarbrücker Damenchor Musik und Texte der Sinti und Roma.
Das neue Programm begreift sich als Plädoyer gegen Rassismus, Antiziganismus und Antisemitismus; es vereint unterschiedliche (folkloristische) Lieder und Instrumentalstücke vom Balkan oder der Türkei, aus Russland, Tschechien, Rumänien, Deutschland und Frankreich.
Dazu hätte man sich bei einem knapp drei Stunden dauernden Konzert ein paar erläuternde Ansagen gewünscht, aber der Chor vertraute auf die Ausführungen im Programmheft und beließ es bei Rezitationen aus der Gedicht-Anthologie „Die Morgendämmerung der Worte“.
Unter der künstlerischen Leitung von Amei Scheib, die selbst etliche Bearbeitungen beisteuerte, verlangt das Repertoire den Choristinnen nicht nur fremdsprachliche, sondern auch stilistische Flexibilität ab, und diese Herausforderung wurde souverän gewuppt: Die gemischten Damen empfahlen sich mit geschultem Stimmklang, Textverständlichkeit, temperamentvoller Sangeslaune und dynamischem Feintuning; sie meisterten Heiteres und Melancholisches, knifflige mehrstimmige Passagen ebenso wie anspruchsvolle Harmonien und Rhythmen und punkteten zudem mit stimmstarken Solistinnen und kleinen tänzerischen Einlagen (Choreografie: Bérangère Brulebois, Lionel Droguet).
Vor allem präsentierten sie sich bestens vorbereitet, im Gegensatz zum mitwirkenden Torino Reinhardt Ensemble. Oft lavierte insbesondere Gitarrist Forello Reinhardt so unbekümmert in den Akkorden herum, dass er die Sängerinnen eher boykottierte als unterstützte. Auch der namensgebende Ensemble-Chef wirkte beim Improvisieren auf der Violine oft unsicher; gestimmte Instrumente wären der Sache außerdem dienlich gewesen. Pianist Micky Bamberger, der sich mit der versierten Chorbegleiterin Andrea Hermann am E-Klavier abwechselte, schien mitunter der Einzige, der wusste, was er tat. Lediglich bei traditionellem Sinti-Jazz à la Django Reinhardt oder anderen swingenden Klassikern war das Quintett meist ganz in seinem authentischen Element und spielte so rasant wie beseelt – da wandelte Torino Reinhardt auf den virtuosen Pfaden Stéphane Grappellis und riss das Publikum auch als Sänger mit.
Leider litten fast alle Darbietungen unter der heiklen Raumakustik, und der chaotische Soundmix trübte den Hörgenuss zusätzlich. Dass einige Damen namentlich im zweiten Teil Nerven zeigten: Wer wollte es ihnen unter diesen Umständen verübeln? Dennoch gelangen nach der Pause die anrührendsten Momente: Nach Mikis Theodorakis‘ fordernder „Mauthausen Kantate“bescherten etwa Ilse Webers volksliedhafte „Lieder aus Theresienstadt“ergreifende A-cappella-Gänsehaut-Momente.
Nach der Roma-Hymne „Djelem Djelem“tobten Begeisterungsstürme – den bewegenden Titelsong des Konzerts schrieb übrigens Marianne Rosenberg für ihren Vater, der den NSTerror überlebte.