Israels neuer Botschafter tritt sein Amt in Berlin an
Ist ein emotionaler Auftritt des neuen israelischen Botschafters Ron Prosor auf dem Berliner Bebelplatz. Dort, wo die Nazis 1933 Bücher verbrannten, hält er die Antrittsrede.
BERLIN (dpa) Der neue israelische Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, sieht den Ausbau des Jugendaustausches zwischen beiden Ländern als eines seiner wichtigsten Ziele. „Lasst uns alles tun, um die direkten Begegnungen von israelischen und deutschen jungen Menschen zu fördern“, sagte der 63-Jährige am Montag in einer emotionalen Antrittsrede auf dem Bebelplatz in Berlin. Er selbst werde dafür seine ganze Kraft einsetzen. „Die Kinder und Jugendlichen sind unsere Zukunft. Sie sind die Zukunft unserer Beziehungen.“Prosor, der deutsche Wurzeln hat, löst Jeremy Issacharoff ab, der seit August 2017 israelischer Botschafter in Deutschland war.
Der Botschafter wird auf dem Bebelplatz von Jugendlichen begleitet, die im israelisch-deutschen Jugendaustausch aktiv sind. Er ernennt sie symbolisch zu „Botschaftern“und sagt: „Sie sind die echten Botschafter der Zukunft.“Nur die Begegnungen „zwischen Jugendlichen, zwischen Menschen, zwischen den Völkern kann uns zusammenbringen und eine echte Brücke zwischen Deutschland und Israel formen“.
Prosor, gelernter Artillerieoffizier im Rang eines Majors, gilt als einer der profiliertesten israelischen Diplomaten. Zwischen 2011 und 2015 war er Israels Botschafter bei den Vereinten Nationen. Während seiner
Amtszeit warf er den UN vor, Vorurteile gegen Israel zu haben. Zwischen 2007 und 2011 vertrat Prosor sein Land in Großbritannien. Von 1988 bis 1992 war er an der Botschaft in Bonn tätig und pflegte Verbindungen in die DDR. Nach dem Fall der Mauer knüpfte er Kontakte in die neuen Länder.
Dass Prosor auch in Deutschland die Öffentlichkeit suchen und seine Stimme erheben will, zeigt er schon am ersten Tag im Amt. Mit Bedacht dürfte er den Bebelplatz für seine Antrittsrede gewählt haben.
Zuerst spricht Prosor auf Hebräisch. „Die Bücherverbrennung war von entscheidender Bedeutung für Deutschlands Niedergang zu einem Tiefpunkt, wie ihn die Menschheit noch nicht erlebt hatte.“Deutschland habe vorher als Land der Dichter und Denker gegolten, das jüdische Volk sei immer bekannt gewesen und gelte immer noch als Volk des Buches. „Die Bücherverbrennung war keine Verbrennung von Papier, sondern von Bedeutung, von Seele – des jüdischen Geistes. Noch bevor sie den Körper des jüdischen Volkes in den Vernichtungslagern verbrannt haben.“
Später fährt er auf Deutsch fort. „Für mich ist das nicht nur eine berufliche Aufgabe“, sagt Prosor. „Es ist auch eine sehr persönliche und emotionale Angelegenheit. Ich kehre zu den deutschen Wurzeln meiner Familie zurück.“Und weiter: „Ich bin der Sohn von Uri Prosor, der 1927 nicht weit von mir entfernt an der Eisenzahnstraße 3 als Ulrich Proskauer geboren wurde.“Sein Vater, dessen Schwester und seine Großeltern seien 1933 aus Berlin nach Palästina geflohen. „Das war fünf Monate, nachdem hier genau auf diesem Platz die Bücher gebrannt haben.“
Prosor hatte am Vormittag sein Beglaubigungsschreiben an Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier übergeben. Beide nutzten die Zeremonie für einen Gedankenaustausch zu den deutsch-israelischen Beziehungen. Diese seien „von großer Tiefe und Lebendigkeit geprägt“, heißt es später aus dem Präsidialamt. Steinmeier sei überzeugt, dass mit Prosor „als einem unserem Land seit langem verbundenen Diplomaten die besondere Freundschaft zwischen Israel und Deutschland weiter ausgebaut werden kann“.
Vor der Fahrt ins Schloss Bellevue twittert Prosor: „Heute ist für mich ein besonderer Tag.“Er freue sich, dass „neben meiner Frau Hadas auch meine Mutter, mein Sohn und meine Schwester an meiner Seite sind, die extra angereist sind“.