Saarbruecker Zeitung

Mutter hofft auf Spenden für kranken Sohn

Eine alleinerzi­ehende Mutter aus Homburg kämpft für ihren an Mukoviszid­ose erkrankten fünfjährig­en Sohn. Um die Kosten für seine Erkrankung besser bewältigen zu können, sammelt sie jetzt Geld im Internet.

- VON JAKOB EMANUEL TANNER-TABARES Link zum Fundraiser: https://gofund.me/f0c7878c

HOMBURG Der fünfjährig­e Gino aus Homburg leidet unter der Stoffwechs­elkrankhei­t Mukoviszid­ose, bei der ein defektes Gen zur Verstopfun­g von lebenswich­tigen Organen wie der Lunge führt. Für seine alleinerzi­ehende Mutter wird es wegen der steigenden Kosten immer schwierige­r, den Lebensunte­rhalt ihres Sohnes zu meistern. Nun hofft sie, mit einem Fundraiser (Spendensam­mler) im Internet zusätzlich­e Unterstütz­ung zu bekommen.

Wenn man Gino spielen und lachen sieht, wirkt er wie jeder andere Junge seines Alters auch. Er spielt gerne mit Lego, Knete und seiner Spiel-Konsole, sein Lieblingse­ssen ist Spaghetti mit Tomatensoß­e. Dass er mit fünf Jahren bereits 15 Operatione­n hinter sich hat, weil er an einer angeborene­n Stoffwechs­elkrankhei­t leidet, sieht man dem Kind nicht an. Die Krankheit heißt Mukoviszid­ose und hat sein Leben bisher stark beeinfluss­t.

Seit die Saarbrücke­r Zeitung vor zwei Jahren über den Jungen aus Homburg berichtete, ist einiges passiert. Die Pandemie und die Energiekri­se treiben die Preise in die Höhe, was auch Sabrina Agugliaro, Ginos alleinerzi­ehende Mutter, zu schaffen macht. Obwohl der Blieskaste­ler Schutzenge­lverein dankenswer­terweise bereits seit zwei Jahren die

monatliche­n Apothekenk­osten der Agugliaros von bis zu 250 Euro übernehme, gebe es immer noch laufende Extrakoste­n für Gino, etwa spezielle Milchshake­s. „Es ist ja alles extrem teuer geworden, gerade bei meiner Arbeit krieg ich das mit“, beklagt Sabrina Agugliaro. Mittlerwei­le arbeitet die Mutter wieder unbefriste­t in Teilzeit im Supermarkt, das war vor zwei Jahren bei Ginos Verfassung nicht möglich. Da sie auf das Kinderkran­kengeld der Kran

kenkasse jedoch öfter mehr als zwei Monate warten und bei Krankheit des Kindes zuhause bleiben müsse, komme es immer wieder zu finanziell­en Engpässen.

„Wegen Corona bin ich diesen Monat wieder zwei Wochen ausgefalle­n, dann krieg ich natürlich auch nur den halben Monat bezahlt“, beklagt Sabrina Agugliaro. Aus diesen Gründen hat sie nun auf der Spendenpla­ttform „Gofundme“einen Spendensam­mler für Gino erstellt,

aus dessen Einnahmen sie Ginos laufende Kosten für Nahrungser­gänzungsmi­ttel und Sonderausg­aben, auch für Ginos älteren Bruder, bewältigen und ihre Schulden von etwa 2000 Euro abbezahlen will. Alles Weitere soll aufs Sparbuch kommen. „Es soll so sein, dass ich mir um bestimmte Sachen für Gino keine Sorgen mehr machen muss“, erklärt Agugliaro. Sie sei für jeden Euro dankbar.

Gino geht inzwischen in den

Kindergart­en. Laut seiner Mutter gehe es ihm dort sehr gut: „Er blüht dort total auf“, freut sie sich. Auch ist er endlich seinen künstliche­n Darmausgan­g los. So könne Gino nun wie alle anderen Nahrung zu sich nehmen und verdauen, nur schwer verdaulich­e Lebensmitt­el wie Mais, Rohkost oder Karotten bekämen ihm nicht gut, erklärt Sabrina Agugliaro. Nach wie vor aber werde er jede Nacht für mehr als vier Stunden an eine Pumpe angeschlos­sen, die ihn mit 620 Milliliter­n hochkalori­enhaltiger Milchnahru­ng und Enzymen versorge, sagt die Mutter. Dies sei nötig, weil sein Körper nicht genug Nahrung aufnimmt.

Auch seine Lunge muss belüftet und trainiert werden, weshalb Gino neben der wöchentlic­hen Physiother­apie verschiede­ne Übungen – wie das Pusten eines Balls über eine Kugelbahn – mache sowie zweimal täglich inhalieren müsse. Mit dem Kortison, welches er seit seiner zweiten Corona-Erkrankung Anfang Juli zu sich nehme, seien es zurzeit sogar dreimal am Tag, zählt Agugliaro. Das erste Mal habe sich Gino Anfang des Jahres in der Reha an der Nordsee mit dem Virus angesteckt, das zweite Mal sei aber heftiger gewesen: „Gerade nachts kriegt er so heftige Hustenanfä­lle, dass er nach Luft schnappt und erbrechen muss. So heftiger Husten war es letztes Mal nicht“, meint Agugliaro. Dass Ginos Lunge gestärkt werden muss, hängt auch mit seinen zahlreiche­n OPs zusammen. Diese haben Vernarbung­en hinterlass­en, welche es ihm erschweren, in den Bauch einzuatmen. Man versuche deswegen mithilfe von Massagen und Physiother­apie, die Vernarbung­en am Bauch weicher zu machen.

Die mit den OPs verbundene­n Krankenhau­saufenthal­te sind für Gino prägend gewesen: „Gino hat sehr viel mit Angst zu tun. Sobald irgendein Arzt in die Nähe kam, hat er sofort geschrien“, erinnert sich Agugliaro. Auch unebene Böden, Schaukeln und Kletterger­üste seien weiterhin ein Problem für ihn: „Mit der Rutsche haben wir sehr lange gekämpft“, so Ginos Mutter.

Mit fünf Jahren hat Gino mit Mukoviszid­ose, Neurodermi­tis und frühkindli­cher Migräne schon mehr durchgemac­ht, als die meisten seiner Altersgeno­ssen. Auf die Frage, wie es ihm geht, antwortet er mit „gut“. Dann präsentier­t er nacheinand­er seine Spielsache­n. Seine Mutter lehnt lächelnd im Türrahmen. Sie wünscht sich für ihren Sohn, dass er fit und der Krankheits­verlauf milde bleibt. Die Lungenprob­leme sollen bei Mukoviszid­ose erst ab sechs Jahren richtig anfangen, sagt Sabrina Agugliaro. Der Fundraiser soll sie zusätzlich dafür wappnen. „Für mich zählt jetzt an erster Stelle Gino, meine Kinder. Alles weitere kann erst Mal draußen bleiben“, stellt sie klar.

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FOTO: TANNER-TABARES Gino wohnt zusammen mit seinem älteren Bruder bei seiner Mutter Sabrina Agugliaro in Homburg. Obwohl die Mukoviszid­ose ihn sehr belastet, ist er ein aufgeweckt­er und neugierige­r Junge.
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FOTO: SABRINA AGUGLIARO Gino muss zurzeit dreimal täglich inhalieren, um seine Atemwege zu befreien.

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