Schüsse an Tankstelle – Prozess verzögert sich
Im Fall des tödlichen Maskenstreits von Idar- Oberstein gab es vor Gericht Uneinigkeit über ein Gutachten.
BAD KREUZNACH (afp) Im Prozess um die Tötung eines Tankstellenmitarbeiters im Streit um die Maskenpflicht vor dem Landgericht im rheinland-pfälzischen Bad Kreuznach verschiebt sich der Beginn der Plädoyers weiter. Die Verteidigung stellte in der Verhandlung am Montag einen Antrag auf die Einholung eines weiteren psychiatrischen Gutachtens, den das Gericht später ablehnte. Die Verhandlung soll nun am 5. September fortgesetzt werden.
Zwischen den Beteiligten herrschte Streit darüber, ob der Angeklagte Mario N. zum Zeitpunkt der Tat in
Idar-Oberstein schuldfähig war oder nicht. Vor der Ablehnung des Antrags am späten Nachmittag war der Prozess für mehrere Stunden unterbrochen worden.
Am Morgen hatte die Kammer unter der Vorsitzenden Richterin Claudia Büch-Schmitz bereits einen im Juli gestellten Befangenheitsantrag der Verteidigung gegen den psychologischen Gutachter abgelehnt. Der Vorwurf lautete, dass er Aussagen des Manns verkürzt wiedergebe und aus dem Zusammenhang reiße.
Dem Gutachter fehle es an „Sachkunde“, weil in dem Gutachten mögliche psychische Folgen für N. nach dem Suizid seines Vaters und eines Schusses auf die Mutter nicht bedacht seien, hatte die Verteidigung argumentiert. Er habe bei der Tat vermutlich an einer Anpassungsstörung als Folge der Ereignisse gelitten, argumentierten die Anwälte. Der Gutachter habe zudem die psychischen Auswirkungen der Coronamaßnahmen auf Menschen außer Acht gelassen, die den Regeln kritisch gegenüber stünden.
Die Staatsanwaltschaft und die Nebenklage forderten die Kammer dazu auf, den Antrag abzulehnen.
Es sei nicht so, dass der Gutachter die psychischen Auswirkungen der Maßnahmen nicht gesehen hätte – sie seien für die Tat an sich schlicht irrelevant, sagte die Staatsanwältin.
N. hatte am 18. September 2021 im Streit um die Maskenpflicht einen 20-jährigen Tankstellenmitarbeiter in Idar-Oberstein erschossen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Mord vor. Der 50-jährige räumte die Tötung ein. Der mutmaßliche Mord hatte bundesweit großes Entsetzen und eine Diskussion über die Radikalisierung von Gegnern der Coronamaßnahmen ausgelöst.