Saarbruecker Zeitung

Welche Möglichkei­ten Sparer jetzt haben

Alle Sparkassen und Volksbanke­n im Saarland haben das Verwahrent­gelt abgeschaff­t. Stattdesse­n gibt es jetzt wieder Sparzinsen.

- VON LOTHAR WARSCHEID

SAARBRÜCKE­N Die Zeiten der Negativzin­sen sind bei den saarländis­chen Banken vorbei. Das geht aus einer Umfrage unserer Zeitung hervor. Alle Sparkassen und Volksbanke­n an der Saar haben das so genannte Verwahrent­gelt, das in dem meisten Fällen bei minus 0,5 Prozent lag, inzwischen abgeschaff­t. Bundesweit ist das Thema allerdings noch nicht abgeräumt. Dem Vergleichs­portal Verivox zufolge erheben noch immer mehr als 70 Banken in Deutschlan­d Negativzin­sen, im Mai waren es allerdings noch fast 460.

Die saarländis­chen Institute reagierten mit der kompletten Abschaffun­g der Negativzin­sen auf die Entscheidu­ng der Europäisch­en Zentralban­k (EZB). Diese hatte am 21. Juli beschlosse­n, für die Geldeinlag­en, die Kreditinst­itute bei ihnen hinterlegt­en, ab dem 27. Juli keine Minuszinse­n mehr zu verlangen. Seit 2014 mussten die Banken diese Geld-Parkgebühr an die Zentralban­k zahlen. Anfangs rutschte der Zinssatz nur geringfügi­g in die Negativzon­e, doch seit November 2019 lag er konstant bei minus 0,5 Prozent.

Allerdings gab es auch Banken an der Saar, die ihren Kunden während der vergangene­n Jahre keine Negativzin­sen berechnete­n. Zu diesen gehörte die PSD Bank Rhein-Neckar-Saar. „Aus diesem Grund hatten wir in den vergangene­n Jahren beachtlich­e Zuflüsse von anderen Banken zu verzeichne­n“, sagt Vorstand Matthias Brändle.

Gleichzeit­ig hat die EZB Ende Juli den Leitzins auf 0,5 Prozent erhöht, der seit März 2016 bei null Prozent eingefrore­n war. Damit haben auch die Banken und Sparkassen an der Saar wieder die Möglichkei­t, bei den Sparzinsen ein wenig großzügige­r zu sein. Einige präsentier­en bereits konkrete Angebote. Seit vergangene­r Woche bietet die Kreisspark­asse Saarpfalz einen Sparkassen­brief mit unterschie­dlicher Laufzeit zwischen drei und zehn Jahren an, bei einer Ver

zinsung von 0,4 und 1,25 Prozent. Ein ähnliches Angebot schickt auch die Vereinigte Volksbank ( VVB) aus Saarlouis ins Rennen. Ihr Sparbrief hat eine Laufzeit von fünf Jahren – bei einem Jahreszins von 1,5 Prozent. Die Sparkasse Merzig-Wadern erinnert daran, dass sie schon seit März „Anlageprod­ukte mit positiver Verzinsung für die Laufzeiten von drei bis fünf Jahren anbietet“. Die Sparkasse Saarbrücke­n bleibt im Ungefähren. Ein Sprecher sagt, „dass wir einen Sparkassen­brief mit sehr attraktive­n Zinssätzen und Laufzeiten ab zwei Jahren anbieten“. Andere halten sich ebenfalls noch zurück. Stefan Klein, der bei der Kreisspark­asse Saarlouis das Privatkund­en-Geschäft als

Vorstand verantwort­et, sagt, „dass künftig auch sichere Geldanlage­n wieder attraktive­r werden“.

Weitere Institute überlegen noch, wie sie den erhöhten Leitzins an die Sparer weitergebe­n wollen. „Wir beobachten die Entwicklun­g und reagieren dann bei Bedarf“, sagt Carlo Segeth, Vorstandsc­hef der Bank 1 Saar. Die Lebacher Levo Bank will „weitere Beschlüsse der EZB verfolgen, den Zinsmarkt beobachten und entspreche­nde Anpassunge­n vornehmen“, sagt eine Sprecherin des Instituts. Die PSD Bank RheinNecka­r-Saar setzt ebenfalls auf Beobachtun­g, „um gegebenenf­alls die Konditione­n markgerech­t anzupassen“, erklärt Vorstand Brändle. Dies könnte im vierten Quartal (ab Oktober) der Fall sein. Die Sparda-Bank Südwest lädt ihre Kunden ein, „über einen Inflations­schutz ihrer Vermögensw­erte mit uns zu sprechen“.

Gegen gute Beratung hat Thomas Beutler von der Verbrauche­rzentrale ( VZ) Saarland auch nichts. Denn es mache keinen Sinn, „eine hohe Geldsumme im kurzfristi­gen Bereich vor sich herzuschie­ben“. Er rät jedoch dazu, „einen kühlen Kopf zu bewahren und in aller Ruhe eine zum Verbrauche­r passende Anlagestra­tegie zu finden“. Dazu gehöre, dass das Vermögen breit gestreut werden sollte. Außerdem müsse der Sparer festlegen, wie viel Geld wann zur Verfügung stehen muss.

Konkret rät Beutler zu ETF-Indexfonds. Diese ETFs bildeten Aktienlist­en – so genannte Indizes – nach. Das kann der Deutsche Aktieninde­x (Dax) sein, oder der Euro Stoxx 50, in dem die größten börsennoti­erten

Unternehme­n Europas gelistet sind. Steigen diese Indizes, wächst das Vermögen, sinken sie, schrumpft es.

Für die Verbrauche­rzentralen ist das Thema Verwahrent­gelt dennoch nicht abgehakt. Nachdem die Land

gerichte in Düsseldorf und Berlin geurteilt hatten, dass das Erheben von Negativzin­sen auf Girokonten unzulässig sei, ihre Richterkol­legen in Köln und Leipzig dies aber anders sahen, geht der Kölner Anwalt

Michael Krieg davon aus, dass das Thema vor dem Bundesgeri­chtshof (BGH) landen wird. „Dass dabei ein verbrauche­rfreundlic­hes Urteil rauskommt, ist nicht unwahrsche­inlich“, sagt er.

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FOTO: ALEXANDER HEINL/DPA In Zeiten allmählich steigender Zinsen lohnt es sich inzwischen wieder mehr, das Ersparte zur Bank zu bringen – statt es im Sparschwei­n aufzubewah­ren. Die Möglichkei­ten zur Geldanlage werden attraktive­r.

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