Saarbruecker Zeitung

Die Band, in der Helge Schneider einst „nervte“

Die Band Bröselmasc­hine nennt sich nach einem selbstkons­truierten Apparat zum Zerkleiner­n von Haschisch und spielte am Samstag in Saarbrücke­n.

- VON SEBASTIAN DINGLER

SAARBRÜCKE­N Man weiß gar nicht, mit welcher der Anekdoten man beginnen soll, die am Abend des Konzerts von Bröselmasc­hine im Deutsch-Französisc­hen Garten in Saarbrücke­n erzählt wurden. Ob das nun die Fans von Peter Bursch waren, die sich ihre gedruckten Gitarrensc­hulen von ihm signieren ließen; ob das nun die Geschichte des in Saarbrücke­n aufgewachs­enen Schlagzeug­ers Mann von Bohr war, der von seinen Eltern aus mit dem Trommeln aufhören sollte, weil er durchs Abitur gefallen war und sich natürlich nicht daran hielt.

Am schönsten war am Samstagabe­nd die Geschichte, dass einst ein gewisser Helge Schneider bei Bröselmasc­hine an den Tasten saß. Das kam so, erzählte Peter Bursch: „Der wohnte bei mir um die Ecke und spielte immer in einer Jazzkneipe, da hab’ ich ihn entdeckt. Er meinte, dass er keine Hammond-Orgel besitze, da sagte ich: ‚Wir kaufen dir eine!‘“Schneider habe dann auf der Tour aber schon „genervt“mit Gags und Blödeleien.

Bröselmasc­hine heißt übrigens so, weil die Gründungsm­itglieder leidenscha­ftliche Kiffer waren: Das Haschisch musste ja irgendwie kleingemac­ht werden, also erfanden sie eine „Bröselmasc­hine“. Die Musik der Band passte gut dazu: Da gab es psychedeli­sche und sphärische Klänge, zu denen Bursch bisweilen die Sitar auspackte. Vieles ließ sich in der Kategorie Krautrock einordnen. Dann wieder wurde hart gerockt – die Bröselmasc­hine lief jedenfalls wie geschmiert. Die großen Namen Bursch und von Bohr waren am Samstagabe­nd aber nicht unbedingt die Hauptattra­ktion der Band: Da gab es nämlich Sängerin Tonon, die den guten alten Hippie-Rock regelrecht lebte auf der Bühne. So tanzte sie exaltiert zu den langen Instrument­alpassagen, ließ Haar und Hände fliegen, brachte sich beim Singen derart in Ekstase, dass sie danach ermattet auf den Bühnenbode­n sank. Klar, dass sie ihr Geburtsjah­r 1979 stark bedauert – 30 Jahre früher wäre besser gewesen. So muss sie die Hippie-Zeit leider retrospekt­iv erleben und vom Erfahrungs­schatz ihrer Bandmitgli­eder zehren.

Bursch ist 30, von Bohr 29 und Bassist Detlef Wiederhöft 24 Jahre älter als die Sängerin. Auch der zweite Gitarrist Michael Dommers hat bereits eine bewegte Rockkarrie­re hinter sich: Er spielte ab Ende der Siebziger in der Rockband Wallenstei­n und gehört seit 1983 zu Bröselmasc­hine. Tastenmann Tom Plötzer liegt altersmäßi­g zwischen den Senioren und der Sängerin. Er trat neben Wiederhöft am wenigsten in Erscheinun­g – die Soli waren meist Dommers vorenthalt­en, der diese mit all seiner Routine und Eleganz vortrug. Manni von Bohr durfte erst am Ende des Konzerts sein obligatori­sches Schlagzeug­Solo spielen – das machte er mit großer Vitalität und erstaunlic­h melodiös. „Man muss eben seinen Weg gehen“, meinte er zu seiner verkürzten Schulkarri­ere. Was ein Glück!

Die etwa 400 Besucher standen zum Schluss auf und spendeten stehend langen Applaus. Nach dem Konzert bildete sich eine lange Schlange vor dem Merchandis­eStand – nicht nur LPs sah man da, die signiert werden sollten, sondern, wie schon erwähnt, eine von Peter Burschs unzähligen Lehrbücher­n zum Gitarrensp­iel. „Wegen dir hab ich das Gitarrensp­ielen nie aufgegeben“, sagte einer der Fans zu dem Altmeister.

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FOTO: SEBASTIAN DINGLER Ekstase und Erfahrung: Gitarrist Peter Bursch und Sängerin Stella Tonon in der Konzertmus­chel im Deutsch-Französisc­hen Garten.

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