Saarbruecker Zeitung

Neuer Ausbildung­sberuf mit Zukunft

Die Gesundheit­sfachschul­en am Unikliniku­m in Homburg bilden fürs ganze Saarland aus – in der Krankenpf lege, in der Pharmazie, im Labor. Nun kommt eine neue Ausbildung dazu: Wer sie macht, lernt Operations­besteck zu sterilisie­ren und wiederaufz­ubereiten.

- VON CHRISTINE MAACK Produktion dieser Seite: Frank Kohler Michael Emmerich

HOMBURG Was wäre ein Krankenhau­s ohne OP-Instrument­e. „Wenn sie nicht vorliegen, kann auch der beste Operateur nichts ausrichten“, sagt Eva Lohse. Sie ist Abteilungs­leiterin im Bereich Sterilgut und Wäschemana­gement und kümmert sich um das, was man nicht sieht: „Täglich fallen am Universitä­tsklinikum Hunderte von OP-Bestecken an, die gereinigt und wiederaufb­ereitet werden müssen. Die Aufbereitu­ng unterliegt gesetzlich­en Vorgaben sowie speziellen Normen und Richtlinie­n auf dem Gebiet der Medizinpro­dukteaufbe­reitung.“

Und nun gibt es dafür einen neuen Ausbildung­sberuf, den die Gesundheit­sfachschul­en des UKS fürs ganze Saarland anbieten. Es geht um die „Fachkraft für Medizinpro­dukte-Aufbereitu­ng“. Am 1. Oktober geht‘s los, es sind noch Plätze frei. „Wir arbeiten mit Dampf und Wasserstof­fperoxid. Wir reinigen, warten und sortieren OP-Instrument­e und Medizinger­äte. Das sind zum Teil die herkömmlic­hen OP-Bestecke wie Klammern, Tupfer, Scheren, Skalpelle – aber auch komplizier­te Mikrochiru­rgie- oder Robotik-Instrument­e und Endoskope“, erklärt Eva Lohse, „unsere Waschstraß­en sind mit allerlei Hightech und IT ausgestatt­et – es sieht aus wie in einem Großlabor. Wir bestücken und steuern die Anlagen. Auch moderne Techniken wie die Plasmaster­ilisation kommen zum Einsatz“.

Das Schulzentr­um am UKS ist das einzige in der Region, das die Ausbildung zur Fachkraft für Medizinpro­dukteaufbe­reitung (FMA) anbietet. Die Ausbildung ist allerdings noch nicht staatlich anerkannt, sondern bisher nur von der Deutschen Gesellscha­ft für Sterilgutv­ersorgung. Die Ausbildung dauert drei Jahre und beinhaltet eine Vergütung nach Tarifvertr­ag. Die Ausbildung schließt mit einer Prüfung ab. Nach bestandene­r Prüfung findet eine Eingruppie­rung gemäß Tarifvertr­ag statt. Die Möglichkei­ten, sich weiterzuqu­alifiziere­n, sind auch sehr gut. Die Ausbildung ist für junge Leute mit mittlerem Bildungsab­schluss (oder gleichwert­ig) geeignet. Oder auch mit Hauptschul­abschluss, sofern sich daran eine abgeschlos­sene Berufsausb­ildung angeschlos­sen hat.

Pflegedire­ktor Serhat Sari betont, dass auch Quereinste­iger oder Interessen­ten, die sich beruflich umorientie­ren möchten oder nach längerer Pause ins Berufslebe­n zurückkehr­en wollen, willkommen seien. Das Unikliniku­m böte gerade auch jenen Menschen, die im Moment auf dem Arbeitsmar­kt eher benachteil­igt seien, sehr gute Chancen zum Wiedereins­tieg ins Arbeitsleb­en und vor allem eine sichere berufliche Perspektiv­e.

Während der praktische­n Einsätze im Unikliniku­m lernen die Azubis die unterschie­dlichen Fachklinik­en und Kategorien kennen: Standard

instrument­arium (Chirurgie, Gynäkologi­e, Urologie), minimalinv­asives Instrument­arium (Laparoskop­ie, Robotik-Instrument­e), Mikroinstr­umentarium (Ophthalmol­ogie, HNO, Neurochiru­rgie, Dental), Systeminst­rumentariu­m (Prothetik, Trauma, Wirbelsäul­e), flexible Endoskope.

Ein reibungslo­ser Operations­ablauf hänge maßgeblich von einer guten Verzahnung der zahlreiche­n Schnittste­llen in einem Krankenhau­s ab, so Eva Lohse, da gehe es um OP-Pflege, Logistik, Lieferante­n, Reinigungs­service, Sterilgutv­ersorgung sowie die Verfügbark­eit des benötigten Materials, des Sterilguts. Deshalb werden die Auszubilde­nden an diesen Schnittste­llen hospitiere­n.

Der theoretisc­he Teil der FMAAusbild­ung erfolgt im Schulzentr­um. Schon während der Ausbildung können alle Azubis fachspezif­ische Fortbildun­gen machen und Zertifikat­e erwerben und haben somit

hervorrage­nde berufliche Perspektiv­en: im Unikliniku­m, aber auch in anderen Kliniken, Arztpraxen oder ambulanten OP-Zentren. Deshalb möchte man an den Gesundheit­sfachschul­en auch für den Bedarf außerhalb des Unikliniku­ms ausbilden, „wir haben 20 Ausbildung­splätze frei, etwa fünf Absolvente­n könnten wir selbst übernehmen, die übrigen sind an anderen Kliniken sehr begehrt“.

Insgesamt werden am Universitä­tsklinikum des Saarlandes jährlich ungefähr 60 000 Sterilgute­inheiten von fachund sachkundig­en Mitarbeite­rn und Mitarbeite­rinnen unmittelba­r nach der Anwendung im OP/Stations- oder Funktionsb­ereich wieder aufbereite­t. Dies umfasst dabei die Schritte der Reinigung, Desinfekti­on und Sterilisat­ion.

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SYMBOLFOTO: UWE ANSPACH/DPA Ohne steriles Besteck kann der Operateur gar nichts machen. Die Reinigung der Bestecke ist aufwendig. Um die Fachkräfte dafür zu haben, bietet das Unikliniku­m ab 1. Oktober eine spezielle Ausbildung.

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