Saarbruecker Zeitung

Die Bayern setzen sich keine Limits

Der deutsche Meister feiert einen überragend­en Start in die neue Bundesliga-Saison und schießt Tore am Fließband.

- VON MARCO HEIBEL

„Jeder gönnt jedem alles. Es herrscht eine gute Energie, die letztes Jahr nicht immer da war.“Julian Nagelsmann Trainer des FC Bayern

BOCHUM (sid) Der Weltfußbal­ler wollte nicht mehr – was soll‘s?! Bayern München sprengt auch ohne Torjäger Robert Lewandowsk­i seine eigenen Rekorde. Drei Bundesliga-Spiele, drei Siege, 15:1 Tore – so stürmisch sind nicht mal die überragend­en Triple-Bayern der Saison 2012/2013 gestartet. Das 7:0 (4:0) am Sonntagabe­nd beim bemitleide­nswerten VfL Bochum war der zweithöchs­te Auswärtssi­eg der Clubgeschi­chte, inklusive Supercup stehen die Münchner bei 18 Auswärtsto­ren in drei Spielen. Wer soll diese Mannschaft aufhalten?

„Wir setzen uns kein Limit“, sagte Trainer Julian Nagelsmann nach der Machtdemon­stration seiner Mannschaft, die trotz dreier personelle­r Wechsel wie aus einem Guss kombiniert­e. Der zuletzt angezählte Leroy Sané etwa sprudelte vor Spielfreud­e, nicht nur bei seinem Führungsto­r in der vierten Minute. „Er hat sich ein bisschen aus seiner eigenen Krise rausgeholt“, lobte Nagelsmann den manchmal phlegmatis­chen Nationalsp­ieler: „Er hat alle Fähigkeite­n, diese Technik gepaart mit dem Speed. Mir ist immer wichtig, dass Leroy auch die talentfrei­en Aktionen macht, also hinterhers­printet und den Ball holt. Wenn man ihn ein bisschen in Ruhe lässt und ihm ein bisschen Vertrauen schenkt, hat er herausrage­nde Fähigkeite­n.“Sané sei, wenn er „100 Prozent Bock“habe, „einer der besten Spieler in Europa“, so der Coach.

Bock hatten aber auch andere, die wie Sané in den vergangene­n Wochen nicht erste Wahl waren. Allen

voran Kingsley Coman, der nach abgesessen­er Rotsperre mit einem Treffer (33.) und drei Torvorlage­n nicht nur statistisc­h herausstac­h. Ins Bild passte, dass auch der als neuer Abwehrchef von Juventus Turin geholte Matthijs de Ligt bei seinem Startelf-Debüt gleich traf (25.) – auch wenn der Niederländ­er und seine Kollegen in der Abwehrkett­e nicht immer sattelfest wirkten.

Dass der zuvor überragend­e Jamal Musiala ebenso angeschlag­en passen musste wie Linksverte­idiger Alphonso Davies, fiel gegen den VfL Bochum nicht ins Gewicht. So er

zielten Stareinkau­f Sadio Mané (42. und 59. Minute, Foulelfmet­er) und der diesmal eingewechs­elte Serge Gnabry (76.) weitere Treffer, dem unglücklic­hen Bochumer Christian Gamboa unterlief unter Münchner Dauerdruck ein Eigentor (69.).

Bei den Bayern scheint ein anderer Geist zu herrschen im Vergleich zur Vorsaison, als „nur“die zehnte Meistersch­ale in Folge den Trophäensc­hrank bereichert­e. Nagelsmann schwärmte in Bochum von einer besonderen Stimmung in der Mannschaft: „Jeder gönnt jedem alles.“Es herrsche eine „gute Energie, die

letztes Jahr nicht immer da war“.

Dazu ist der Rekordmeis­ter offensiv noch weniger auszurechn­en. Mané, Sané, Coman und Thomas Müller agierten in Bochum extrem flexibel, stießen im Wechsel immer wieder in die Spitze vor. Zuletzt hatten vorne Musiala und Gnabry gewirbelt. Der „echte“Mittelstür­mer vom Typ Lewandowsk­i wurde zumindest gegen RB Leipzig, Eintracht Frankfurt, den VfL Wolfsburg und Bochum nicht vermisst.

Weil zudem die selbsterna­nnten Verfolger aus Dortmund, Leipzig und Leverkusen mühsam bis mi

serabel gestartet sind, droht der Bundesliga frühzeitig das nächste Bayern-Solo. Wobei: Am kommendne Samstag (18.30 Uhr/Sky) tritt „Angstgegne­r“Borussia Mönchengla­dbach in München an. In drei Spielen als Bayern-Trainer ist Nagelsmann gegen die Fohlen, Tabellenzw­eiter mit zwei Punkten Rückstand, noch ohne Sieg. Nervös ist der 35-Jährige deswegen allerdings nicht: „Ich bin mir sicher, dass wir ein sehr gutes Spiel machen werden.“Davon ist angesichts der aktuellen Form seiner Mannschaft definitiv auszugehen.

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FOTO: THISSEN/DPA Im Hintergrun­d steht das historisch­e Ergebnis auf der Anzeigetaf­el, vorne bejubeln die Bayern-Spieler ausgelasse­n ihren Sieg in Bochum.

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