Die Bayern setzen sich keine Limits
Der deutsche Meister feiert einen überragenden Start in die neue Bundesliga-Saison und schießt Tore am Fließband.
„Jeder gönnt jedem alles. Es herrscht eine gute Energie, die letztes Jahr nicht immer da war.“Julian Nagelsmann Trainer des FC Bayern
BOCHUM (sid) Der Weltfußballer wollte nicht mehr – was soll‘s?! Bayern München sprengt auch ohne Torjäger Robert Lewandowski seine eigenen Rekorde. Drei Bundesliga-Spiele, drei Siege, 15:1 Tore – so stürmisch sind nicht mal die überragenden Triple-Bayern der Saison 2012/2013 gestartet. Das 7:0 (4:0) am Sonntagabend beim bemitleidenswerten VfL Bochum war der zweithöchste Auswärtssieg der Clubgeschichte, inklusive Supercup stehen die Münchner bei 18 Auswärtstoren in drei Spielen. Wer soll diese Mannschaft aufhalten?
„Wir setzen uns kein Limit“, sagte Trainer Julian Nagelsmann nach der Machtdemonstration seiner Mannschaft, die trotz dreier personeller Wechsel wie aus einem Guss kombinierte. Der zuletzt angezählte Leroy Sané etwa sprudelte vor Spielfreude, nicht nur bei seinem Führungstor in der vierten Minute. „Er hat sich ein bisschen aus seiner eigenen Krise rausgeholt“, lobte Nagelsmann den manchmal phlegmatischen Nationalspieler: „Er hat alle Fähigkeiten, diese Technik gepaart mit dem Speed. Mir ist immer wichtig, dass Leroy auch die talentfreien Aktionen macht, also hinterhersprintet und den Ball holt. Wenn man ihn ein bisschen in Ruhe lässt und ihm ein bisschen Vertrauen schenkt, hat er herausragende Fähigkeiten.“Sané sei, wenn er „100 Prozent Bock“habe, „einer der besten Spieler in Europa“, so der Coach.
Bock hatten aber auch andere, die wie Sané in den vergangenen Wochen nicht erste Wahl waren. Allen
voran Kingsley Coman, der nach abgesessener Rotsperre mit einem Treffer (33.) und drei Torvorlagen nicht nur statistisch herausstach. Ins Bild passte, dass auch der als neuer Abwehrchef von Juventus Turin geholte Matthijs de Ligt bei seinem Startelf-Debüt gleich traf (25.) – auch wenn der Niederländer und seine Kollegen in der Abwehrkette nicht immer sattelfest wirkten.
Dass der zuvor überragende Jamal Musiala ebenso angeschlagen passen musste wie Linksverteidiger Alphonso Davies, fiel gegen den VfL Bochum nicht ins Gewicht. So er
zielten Stareinkauf Sadio Mané (42. und 59. Minute, Foulelfmeter) und der diesmal eingewechselte Serge Gnabry (76.) weitere Treffer, dem unglücklichen Bochumer Christian Gamboa unterlief unter Münchner Dauerdruck ein Eigentor (69.).
Bei den Bayern scheint ein anderer Geist zu herrschen im Vergleich zur Vorsaison, als „nur“die zehnte Meisterschale in Folge den Trophäenschrank bereicherte. Nagelsmann schwärmte in Bochum von einer besonderen Stimmung in der Mannschaft: „Jeder gönnt jedem alles.“Es herrsche eine „gute Energie, die
letztes Jahr nicht immer da war“.
Dazu ist der Rekordmeister offensiv noch weniger auszurechnen. Mané, Sané, Coman und Thomas Müller agierten in Bochum extrem flexibel, stießen im Wechsel immer wieder in die Spitze vor. Zuletzt hatten vorne Musiala und Gnabry gewirbelt. Der „echte“Mittelstürmer vom Typ Lewandowski wurde zumindest gegen RB Leipzig, Eintracht Frankfurt, den VfL Wolfsburg und Bochum nicht vermisst.
Weil zudem die selbsternannten Verfolger aus Dortmund, Leipzig und Leverkusen mühsam bis mi
serabel gestartet sind, droht der Bundesliga frühzeitig das nächste Bayern-Solo. Wobei: Am kommendne Samstag (18.30 Uhr/Sky) tritt „Angstgegner“Borussia Mönchengladbach in München an. In drei Spielen als Bayern-Trainer ist Nagelsmann gegen die Fohlen, Tabellenzweiter mit zwei Punkten Rückstand, noch ohne Sieg. Nervös ist der 35-Jährige deswegen allerdings nicht: „Ich bin mir sicher, dass wir ein sehr gutes Spiel machen werden.“Davon ist angesichts der aktuellen Form seiner Mannschaft definitiv auszugehen.