Ukraine fürchtet am Nationalfeiertag neue russische Attacken
KIEW (dpa) Unmittelbar vor dem ukrainischen Nationalfeiertag am heutigen Mittwoch wächst die Nervosität vor verstärkten russischen Attacken. Die USA forderten ihre Bürger in der Ukraine auf, das Land sofort zu verlassen. Zugleich wollte Kiew auf einem Online-Gipfel erneut internationale Unterstützung bei seinen Plänen zur Rückeroberung der von Russland annektierten Halbinsel Krim mobilisieren. Deutschland sendet bei dieser Gelegenheit ein klares
Signal des Beistands. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier lobte unterdessen den Kampfgeist der Ukrainer.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bekräftigte bei der Konferenz den Anspruch seines Landes auf die Krim: „Ich möchte, dass Sie alle wissen: Wir werden auf jeden Fall zurückkommen!“Er warf Teilen der internationalen Gemeinschaft vor, die Ereignisse auf der Schwarzmeer-Halbinsel nach der russischen Annexion 2014 ausgeblendet zu haben. Für sein Land sei die Krim nicht irgendein Gebiet. „Für die Ukraine ist die Krim ein Teil unseres Volkes unserer Gesellschaft.“
Angesichts von Befürchtungen über verstärkte russische Angriffe in den kommenden Tagen haben die USA ihre Bürger in der Ukraine zum sofortigen Verlassen des Landes aufgefordert. Die US-Botschaft in Kiew veröffentlichte dazu am Dienstag eine neue Sicherheitswarnung. Darin heißt es: „Das (US-)
Außenministerium verfügt über Informationen, wonach Russland seine Bemühungen verstärkt, in den kommenden Tagen Angriffe gegen die zivile Infrastruktur der Ukraine und Regierungseinrichtungen zu starten.“Die Ukraine feiert am Mittwoch – genau ein halbes Jahr nach Kriegsbeginn – den 31. Jahrestag ihrer Unabhängigkeit von der Sowjetunion.
Nach dem ukrainischen Beschuss strategisch wichtiger Brücken über den Fluss Dnipro arbeitet Russland derweil nach britischer Einschätzung an einer Behelfsbrücke. Russische Truppen hätten am Wochenende vermutlich damit begonnen, Lastkähne in Position zu bringen, um direkt neben der beschädigten Antoniwskyj-Brücke eine Pontonbrücke zu errichten, teilte das Verteidigungsministerium in London am Dienstag unter Berufung auf Geheimdienstinformationen mit. Die Brücke ist von zentraler Bedeutung für die Versorgung russischer Truppen in der besetzten südukrainischen Großstadt Cherson.
Bundespräsident Steinmeier hat der Ukraine seine „größte Hochachtung“für ihren Freiheitskampf gegen Russland ausgesprochen. „Ich bewundere, mit welchem Mut, welcher Entschlossenheit Sie, die Streitkräfte und die gesamte Bevölkerung sich dem brutalen russischen Angriffskrieg entgegenstellen“, schrieb er am Dienstag dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj anlässlich des Nationalfeiertags.