Sein Büro ist der saarländische Wald
Was sind eigentlich die täglichen Aufgaben eines Försters? Revierleiter Benedikt Krächan ist seit vier Jahren für das Forstrevier St. Ingbert-Nord zuständig. Er berichtet, warum er seinen Beruf nicht mehr missen will.
ST. INGBERT Sein Tag beginnt um sieben Uhr morgens. Eine Tasse Kaffee, ein volles E-Mail-Postfach, ein kurzer Plausch mit den Kollegen – wirkt beinahe wie ein gewöhnlicher Büroalltag. Zumindest in der ersten Stunde. Das Büro von Förster Benedikt Krächan liegt in der Waldarbeitsschule des SaarForst Landesbetriebs in Eppelborn.
Mit dem Auto 20 Minuten entfernt liegt sein zweites Büro – das Revier 13. Seit vier Jahren ist er dort nun Forstleiter. Sein Zuständigkeitsbereich erstreckt sich von Haasel über Elversberg bis nach Rentrisch. Immer an seiner Seite: Jagdhund Anton. „Ein Hund ist in diesem Beruf kein Muss, aber es ist schön, jemanden dabei zu haben“, sagt Krächan. In der Waldarbeitsschule sind aktuell neben Ausbildern und Revierleitern auch elf Azubis angestellt. Doch wie in so vielen Ausbildungsberufen herrsche auch hier Nachwuchsmangel. „Die Ausbildung zum Forstwirt dauert drei Jahre und findet im Blockunterricht in Eppelborn und Bad Kreuznach statt“, erklärt der 33-Jährige. Die Empathie für Wald und Umwelt sei dabei sehr wichtig, genauso wie die Begeisterung für’s „draußen sein“.
Krächan selbst hat sich nach dem Studium der Betriebswirtschaftslehre und zwei Jahren in der freien Wirtschaft für einen Neuanfang entschieden. Mit 23 beginnt er sein Forstwirtschaft-Studium. Nach drei Jahren folgt 2017 das Anwärterjahr, um anschließend als Förster ein eigenes Revier zu übernehmen. Mittlerweile gehören zu seinem Team Forstwirte der Waldarbeitsschule, ein Forstwirtschaftsmeister und mehrere Jäger.
Nach der Planung am Morgen geht es für den Förster und seinen Vierbeiner los in den Wald. Je nach Jahreszeit verbringe er etwa 60 Prozent des Tages im Revier. Die Spitzenzeit für Förster sei die Holzernte im Winter. „Da kommt und geht
man häufig mit der Dunkelheit“, erklärt Krächan. Was er an seinem Beruf zu schätzen wisse, sei die Selbstbestimmtheit. „Man ist sein eigener Herr, kann seinen Tag selbstständig planen.“Und zu planen gibt es einiges. Sein Revier hat mit 1340 Hektar die Größe von 1700 Fußballfeldern – da falle einiges an Arbeit an. Der Wald in St. Ingbert sei sehr urban geprägt, ziehe also auch viele Besucher an. „Zum Förster sein gehören daher auch Kommunikationsfähigkeiten und viel Geduld.“Aufklärung sei für ihn ein wichtiger Teil der Arbeit. „Die Menschen begegnen einem ganz anders, wenn man erklärt, was gemacht wird und warum. Und ein nettes Winken und Lächeln schadet auch nie“, sagt Krächan und lacht.
Die Aufgaben als Revierleiter seien jeden Tag unterschiedlich. Von Holzernte über Schädlingseindämmung bis hin zur Planung des Waldes gehöre alles mit dazu. „Es muss laufen im Revier, das ist der Anspruch, den man an sich selbst stellt.“Damit es läuft, passe man verschiedene Forst-Konzepte immer wieder an und überarbeite diese. Das Waldbaukonzept beispielsweise diene dazu, den sogenannten Z-Bäumen („Zukunftsbäume“) das Wachstum zu erleichtern. „Die von
uns markierten Z-Bäume haben Potenzial und sind wichtig für den Wald.“Diese unterstütze man, indem umliegende Bäume, die den ausgewählten Baum wegdrängen, gefällt werden. „Buchen wachsen beispielsweise schneller als Eichen. Steht eine Eiche nun umringt von Buchen, wird sie in ihrem Wachstum eingeschränkt. Das wollen wir mit dem Fällen verhindern.“Je nach Revier sei bei dieser Arbeit die Handschrift der einzelnen Förster zu erkennen. „Man hat eine Vorstellung, wie der Wald aussehen soll und wo man unterstützen kann. Das ist sehr
individuell, da jeder seine eigenen Entscheidungen trifft“, erklärt der Revierleiter.
Das sei auch bei der Verjüngung des Waldes zu erkennen. Hier gehe es darum, den Generationenwechsel der Bäume zu begleiten. Ansamungen der bestehenden Bäume lasse Flächen mit neuen Keimlingen entstehen. Um die jungen Pflanzen baue man versetzt Holzgatter, um Wildverbiss zu vermeiden. Das Kahlfressen durch das einheimische Wild ist für Förster Krächan nicht das einzige Problem. Die andauernde Dürre setze dem Wald immer mehr zu.
Der Boden staubig, die Blätter welk oder vertrocknet. Dass die Bäume teilweise jetzt schon so kahl sind, gefalle ihm gar nicht. „Das macht Sorgen, wenn man an die nächste Jahre denkt.“Umso wichtiger sei es jetzt schon, langfristige Lösungen zu finden. „Wir setzen zunehmend auf Baumarten, wie die Esskastanie, die sich dem Klima besser anpassen und standhalten können.“
Gleichzeitig kümmert sich der Förster auch um Schädlingsbekämpfung. In diesem Fall: der Borkenkäfer. Für diese sei die lange Trockenzeit ein wahres Fest. „Durch den Wassermangel haben die Bäume nicht mehr genügend Abwehrressourcen, um sich gegen den Befall der Käfer zu wehren.“Die effektivste Lösung: Das Fällen der infizierten Bäume. Auch hier sei es Krächan wichtig, den Waldbesuchern, die das kritisch hinterfragen, zu erklären, warum die Bäume gefällt werden. „Ob im Büro oder Revier – in diesem Beruf sollte man die Nähe zu Wald und Menschen lieben.“Und das tut er. Nach etwa sechs Stunden geht es für die beiden zurück ins Büro. Einen gemütlichen Waldspaziergang nach Feierabend könne er ausschließen. „Den sehe ich ja morgen schon wieder.“
Der Wald ist auch Thema der deutschen Waldtage 2022. Unter dem Motto „Biologische Vielfalt erleben“laden am dritten Septemberwochenende Förster, Vereine und Organisationen in ganz Deutschland zu verschiedenen Infoveranstaltungen ein. Benedikt Krächan bietet in seinem Revier einen Waldspaziergang mit dem Fokus auf die Waldwirtschaft an. „Es geht um die Verjüngung des Waldes und die Hintergründe der Waldarbeit.“Der zweistündige Spaziergang durch Revier 13 findet am Sonntag, 18. September, statt. Weitere Infos unter www.deutsche-waldtage.de.