Saarbruecker Zeitung

Im Internet lauern tückische Schuldenfa­llen

Häufig gibt es die Möglichkei­t, Online-Käufe erst später zu bezahlen. In Zeiten der Inflation ist das verlockend. Doch Experten warnen.

- VON MARKO VÖLKE zum Thema Bezahldien­stleister und eine Checkliste sind im Internet unter www.verbrauche­rzentrale-saarland.de zu finden.

SAARBRÜCKE­N Die zurzeit oft stark steigenden Preise und Energiekos­ten sorgen in vielen Haushalten dafür, dass ihr monatlich zur Verfügung stehendes Geld häufig schnell ausgegeben ist. Die Verbrauche­r sehen sich daher nicht selten gezwungen, mit ihren Finanzen zu improvisie­ren. Doch dies verleitet dazu, Dinge zu kaufen, die man sich eigentlich nicht leisten kann. So lauern gerade im Internet einige Schuldenfa­llen.

Der Spruch „Buy now, pay later“steht für die Möglichkei­t, Käufe zu tätigen, ohne direkt dafür bezahlen zu müssen. Es gibt verschiede­ne Modelle, die dem klassische­n Kauf auf Rechnung beziehungs­weise der Ratenzahlu­ng ähneln. Neu ist dabei vor allem, dass Kunden auch geringere Beträge als zuvor üblich in Raten aufteilen können. Außerdem ist kein Kreditantr­ag nötig.

Aufgrund der Zusatzfunk­tionen verschwimm­en bei den Anbietern jedoch die Grenzen zwischen Rechnungsk­auf und Ratenfinan­zierung, warnt die Verbrauche­rzentrale Saarland. Die Funktion wird in der Regel von Zahlungsdi­enstleiste­rn wie „Klarna“oder „PayPal“angeboten. Manche größere Online-Shops haben ebenfalls ähnliche Zahlungsop­tionen. Die Zahlung wird also von einem Dritten, dem Dienstleis­ter, und nicht dem Verkäufer selbst abgewickel­t.

Bei dem „Rechnungsm­odell“wird nach 14 oder 30 Tagen der Betrag vom Konto des Kunden abgebucht. Diese haben in der Regel auch die Möglichkei­t, früher zu bezahlen, erklären die Experten der Verbrauche­rzentrale Saarland. Bei dem „Ratenzahlu­ngsmodell“schließen Verbrauche­r einen Darlehensv­ertrag mit dem Zahlungsdi­enstleiste­r ab. Die Rückzahlun­g erfolgt in Raten über einen Zeitraum von bis zu 48 Monaten.

Juristin Yvonne Schmieder von der Verbrauche­rzentrale Saarland sieht diese Entwicklun­g eher kritisch: „Dieser Service erscheint auf den ersten Blick attraktiv“, räumt sie ein. Gerade in Zeiten wie diesen, in denen das Geld bei vielen Verbrauche­rn knapp werde, sie ständigen Kostenstei­gerungen ausgesetzt seien. Doch bevor man diesen Service nutze, sollten Kunden sich ganz ehrlich und kritisch fragen, ob es zum Zahlungsze­itpunkt wirklich finanziell besser aussieht. Hinzu komme das Risiko versteckte­r Kosten und dass man den Überblick über die Finanzen verliere. Ein Problem ist auch: Haben Käufer zum Zeitpunkt der Zahlungsfr­ist nicht ausreichen­d Geld auf ihrem Konto, kommen Gebühren auf sie zu. Zinsen können außerdem dafür sorgen, dass sie deutlich mehr für einen Artikel bezahlen als bei sofortiger Zahlung.

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