„Es gibt zu wenige öffentliche Toiletten in der Stadt“
SZ-Umfrage: Passanten wollen mehr für jeden zugängliche Häuschen und finden die vorhandenen Anlagen oft zu schmutzig.
SAARBRÜCKEN Die Innenstadt bietet durchaus einige öffentliche Toiletten, aber „an jeder Ecke“gibt es sie nicht. Die SZ hat sich in der Stadtmitte umgehört, wie Passanten die Ausstattung mit öffentlichen WCs beurteilen. Ergebnis: Einige Passanten halten die Stadt in diesem Punkt für unterversorgt.
Zum Beispiel Jasmin Rink, Gastronomin aus dem Alex Bistro: „Es fehlt eindeutig an öffentlichen Toiletten, viele Menschen kommen zu uns und fragen, ob sie unsere sanitären Einrichtungen nutzen dürfen“, sagt die 31-Jährige. „Wir können aber nicht alle Passanten auf die Toiletten lassen, weil sonst unsere Gäste warten müssten und das weniger Kundenzufriedenheit bedeutet. Außerdem hinterlassen Passanten die Räume oft sehr unordentlich. Wir machen gern Ausnahmen bei Kindern und Schwangeren.“
Sie erklärt, es gebe am Staden saubere öffentliche Toiletten. In der City selbst fallen ihr keine ein, obwohl es welche gibt. „Es muss sich etwas verändern. Richtung Saarwiesen am Staatstheater gibt es gar keine Toiletten, und gerade dort ist immer was los“, erklärt die Saarbrückerin. Ihre Gaststätte ist von den Saarwiesen die nächstgelegene, das erkläre den Zustrom.
Frank Herpich (60) ist ähnlicher Meinung: „Ich suche immer die Toiletten in den Gaststätten auf, die sind sauber im Gegensatz zu öffentlichen Toiletten“, sagt der Saarbrücker. „Erfahrungsgemäß muss man entweder dafür bezahlen, um saubere Toiletten nutzen zu können oder man findet diese verschmutzt vor“, ergänzt der Angestellte.
Iris Ram (60) ergänzt: „Die Möglichkeiten, zur Toilette zu gehen, sind hier katastrophal, es muss unbedingt mehr sanitäre Einrichtungen geben.“Und sie fügt an: „Am Friedhof und auf Spielplätzen gibt es keine Möglichkeit, zur Toilette zu gehen, was gerade für die Großen und ganz Kleinen eine Zumutung ist“, fügte die Saarbrückerin hinzu.
Auch Gastro-Mitarbeiterin Ronja Holzer sieht das so: „Es gibt eindeutig zu wenige öffentliche Toiletten, die Passanten kommen einfach in unsere Bar und nutzen diese, ohne zu fragen. Natürlich lassen wir die Leute auch gehen, der Toilettengang ist schließlich ein menschliches Bedürfnis“, sagt die 17-Jährige aus dem Sankt J. Sie findet: „Gerade an Spielplätzen muss es mehr sanitäre Einrichtungen geben, denn sonst werden diese gern als Toiletten genutzt.“Sie selbst nutze öffentliche Toiletten nicht, sondern warte lieber, bis sie zuhause ist.
Ataale Behtasch, der einen Feinkoststand auf dem Wochenmarkt betreibt, sieht Nachbesserungsbedarf: „Wenn wir Marktleute zu Toilette müssen, bleibt uns nur die Möglichkeit, in Geschäften in der Nähe zu fragen, ob wir diese nutzen dürfen. Es mangelt definitiv an sanitären Einrichtungen. Gerade an Plätzen wo besonders viel los ist, muss man etwas tun“, sagt der 63-Jährige und moniert: „Die Sauberkeit auf öffentlichen Toiletten lässt zu wünschen übrig, es sei denn, man muss für diese zahlen.“
Behtasch erinnert sich noch an die Toiletten unter dem St. Johanner Markt. Diese öffentliche Anlage wurde schon vor Jahren entfernt und später zugeschüttet. Das öffentliche Häuschen in der Kaltenbachstraße hat er nicht auf dem Schirm.
Sein Kollege Maher Youssef sieht es ähnlich: „Es gibt viel zu wenige öffentliche Toiletten, und diese sind immer sehr dreckig, daher möchte man sie ungern nutzen. Wenn ich mal muss, gehe ich an der Ludwigskirche, aber die Toilette ist sehr unsauber. Man sollte sie dreimal täglich reinigen lassen, um diese für die Passanten attraktiver zu machen“, sagt der Barista. Er ergänzt: „Deswegen nutze ich auch gerne die Toiletten der Gastronomie, da die Mitarbeiter oft Verständnis für uns Marktverkäufer haben.“
Wir haben auch einen Designer befragt, der klar Stellung bezog: „Es gibt zu wenige öffentliche Toiletten. Die, die es gibt, kosten etwas oder sind verschmutzt. Frauen haben es da wesentlich schwerer als Männer. Wenn die öffentlichen Toiletten kostenlos wären, würden sie auch mehr genutzt. Ich gehe immer ins Kultur Café, da bin ich Stammgast, weswegen sie mich immer gehen lassen“, antwortet Rolf Friemond. Der 72-jährige Saarbrücker fügt hinzu: „An den Hotspots sollte es mehr sanitäre Einrichtungen geben, gerade in der Hochsaison. Unsere Stadt sollte so flexibel sein, um dies einrichten zu können.“