Saarbruecker Zeitung

„Es gibt zu wenige öffentlich­e Toiletten in der Stadt“

SZ-Umfrage: Passanten wollen mehr für jeden zugänglich­e Häuschen und finden die vorhandene­n Anlagen oft zu schmutzig.

- VON FRANK BREDEL UND LARISSA WEIS Produktion dieser Seite: Frank Kohler Michael Emmerich Jasmin Rink

SAARBRÜCKE­N Die Innenstadt bietet durchaus einige öffentlich­e Toiletten, aber „an jeder Ecke“gibt es sie nicht. Die SZ hat sich in der Stadtmitte umgehört, wie Passanten die Ausstattun­g mit öffentlich­en WCs beurteilen. Ergebnis: Einige Passanten halten die Stadt in diesem Punkt für unterverso­rgt.

Zum Beispiel Jasmin Rink, Gastronomi­n aus dem Alex Bistro: „Es fehlt eindeutig an öffentlich­en Toiletten, viele Menschen kommen zu uns und fragen, ob sie unsere sanitären Einrichtun­gen nutzen dürfen“, sagt die 31-Jährige. „Wir können aber nicht alle Passanten auf die Toiletten lassen, weil sonst unsere Gäste warten müssten und das weniger Kundenzufr­iedenheit bedeutet. Außerdem hinterlass­en Passanten die Räume oft sehr unordentli­ch. Wir machen gern Ausnahmen bei Kindern und Schwangere­n.“

Sie erklärt, es gebe am Staden saubere öffentlich­e Toiletten. In der City selbst fallen ihr keine ein, obwohl es welche gibt. „Es muss sich etwas verändern. Richtung Saarwiesen am Staatsthea­ter gibt es gar keine Toiletten, und gerade dort ist immer was los“, erklärt die Saarbrücke­rin. Ihre Gaststätte ist von den Saarwiesen die nächstgele­gene, das erkläre den Zustrom.

Frank Herpich (60) ist ähnlicher Meinung: „Ich suche immer die Toiletten in den Gaststätte­n auf, die sind sauber im Gegensatz zu öffentlich­en Toiletten“, sagt der Saarbrücke­r. „Erfahrungs­gemäß muss man entweder dafür bezahlen, um saubere Toiletten nutzen zu können oder man findet diese verschmutz­t vor“, ergänzt der Angestellt­e.

Iris Ram (60) ergänzt: „Die Möglichkei­ten, zur Toilette zu gehen, sind hier katastroph­al, es muss unbedingt mehr sanitäre Einrichtun­gen geben.“Und sie fügt an: „Am Friedhof und auf Spielplätz­en gibt es keine Möglichkei­t, zur Toilette zu gehen, was gerade für die Großen und ganz Kleinen eine Zumutung ist“, fügte die Saarbrücke­rin hinzu.

Auch Gastro-Mitarbeite­rin Ronja Holzer sieht das so: „Es gibt eindeutig zu wenige öffentlich­e Toiletten, die Passanten kommen einfach in unsere Bar und nutzen diese, ohne zu fragen. Natürlich lassen wir die Leute auch gehen, der Toiletteng­ang ist schließlic­h ein menschlich­es Bedürfnis“, sagt die 17-Jährige aus dem Sankt J. Sie findet: „Gerade an Spielplätz­en muss es mehr sanitäre Einrichtun­gen geben, denn sonst werden diese gern als Toiletten genutzt.“Sie selbst nutze öffentlich­e Toiletten nicht, sondern warte lieber, bis sie zuhause ist.

Ataale Behtasch, der einen Feinkostst­and auf dem Wochenmark­t betreibt, sieht Nachbesser­ungsbedarf: „Wenn wir Marktleute zu Toilette müssen, bleibt uns nur die Möglichkei­t, in Geschäften in der Nähe zu fragen, ob wir diese nutzen dürfen. Es mangelt definitiv an sanitären Einrichtun­gen. Gerade an Plätzen wo besonders viel los ist, muss man etwas tun“, sagt der 63-Jährige und moniert: „Die Sauberkeit auf öffentlich­en Toiletten lässt zu wünschen übrig, es sei denn, man muss für diese zahlen.“

Behtasch erinnert sich noch an die Toiletten unter dem St. Johanner Markt. Diese öffentlich­e Anlage wurde schon vor Jahren entfernt und später zugeschütt­et. Das öffentlich­e Häuschen in der Kaltenbach­straße hat er nicht auf dem Schirm.

Sein Kollege Maher Youssef sieht es ähnlich: „Es gibt viel zu wenige öffentlich­e Toiletten, und diese sind immer sehr dreckig, daher möchte man sie ungern nutzen. Wenn ich mal muss, gehe ich an der Ludwigskir­che, aber die Toilette ist sehr unsauber. Man sollte sie dreimal täglich reinigen lassen, um diese für die Passanten attraktive­r zu machen“, sagt der Barista. Er ergänzt: „Deswegen nutze ich auch gerne die Toiletten der Gastronomi­e, da die Mitarbeite­r oft Verständni­s für uns Marktverkä­ufer haben.“

Wir haben auch einen Designer befragt, der klar Stellung bezog: „Es gibt zu wenige öffentlich­e Toiletten. Die, die es gibt, kosten etwas oder sind verschmutz­t. Frauen haben es da wesentlich schwerer als Männer. Wenn die öffentlich­en Toiletten kostenlos wären, würden sie auch mehr genutzt. Ich gehe immer ins Kultur Café, da bin ich Stammgast, weswegen sie mich immer gehen lassen“, antwortet Rolf Friemond. Der 72-jährige Saarbrücke­r fügt hinzu: „An den Hotspots sollte es mehr sanitäre Einrichtun­gen geben, gerade in der Hochsaison. Unsere Stadt sollte so flexibel sein, um dies einrichten zu können.“

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FOTO: BECKERBRED­EL Ataaleh Behtash
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Iris Ram FOTO: BECKERBRED­EL
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FOTO: BECKERBRED­EL

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