Saarbruecker Zeitung

Sondergene­hmigung für Rodung im Gisorsvier­tel

Im Grunde dürften die Arbeiten erst später anfangen. Weil dort kein Vogel mehr brütet, begannen sie schon.

- VON FREDY DITTGEN

RIEGELSBER­G Im Riegelsber­ger Gisorsvier­tel wird, wie berichtet, eine neue Kindertage­sstätte gebaut. Etwa 5,7 Millionen Euro wird das Projekt kosten und Platz für 115 Kinder bieten. Anwohner hatten sich gegen den Kita-Bau ausgesproc­hen, es war jedoch bei dem Standort geblieben. Am 4. August war der offizielle erste Spatenstic­h, am 16. August haben die Gründungs- und Erdarbeite­n begonnen. Und es wurde bereits gerodet, obwohl das laut Bundesnatu­rschutzges­etz eigentlich vor dem 1. Oktober gar nicht passieren darf, damit brütende Vögel nicht gestört werden. Deshalb haben sich Anwohner an die Gemeindeve­rwaltung, an die Untere Bauaufsich­t beim Regionalve­rband Saarbrücke­n und sogar an die Polizei gewandt, was bei Erfolg bedeutet hätte, dass die Arbeiten sechs Wochen später begonnen hätten.

Doch offenbar läuft alles korrekt ab, wie Benjamin Schmidt (CDU), der Beigeordne­te der Gemeinde Riegelsber­g und derzeitige Stellvertr­eter des Bürgermeis­ters, der Saarbrücke­r Zeitung auf Anfrage mitteilte. Bei den Rodungsarb­eiten seien Büsche, Sträucher und Gelbahorn gefällt worden, damit die Baugrube ausgehoben werden kann. Schmidt bestätigte, dass die Polizei auf Grund eines Hinweises aus der Anwohnersc­haft vor Ort war. „Aber die Polizei ist dort gar nicht zuständig, sondern das Ordnungsam­t der Gemeinde Riegelsber­g“, so Schmidt.

Und das Ordnungsam­t habe die Angelegenh­eit juristisch prüfen lassen. Außerdem habe man das für die Gestaltung des Außengelän­des zuständige Ingenieurb­üro gebeten, ein Gutachten zu erstellen. Das Gutachten wurde von Jürgen Ninas erstellt, der Sachverstä­ndiger für Naturschut­zangelegen­heiten sei. Außerdem sei ein Ornitholog­e vor Ort gewesen. Der Vogelkundl­er und der Gutachter hätten bestätigt, dass in den Büschen, Sträuchern und Bäumen derzeit keine Vögel mehr nisten. „Die Brutzeit ist eindeutig beendet“, so Schmidt.

Anwohner Jürgen Claeßen, der uns auf den Beginn der Rodungsarb­eiten aufmerksam gemacht hatte, ist mit der Argumentat­ion der Verwaltung nicht zufrieden: „Die Untere Bauaufsich­t hat mir erklärt, ich als Privatmann könnte die Rodungsarb­eiten per einstweili­ger Verfügung stoppen lassen. Aber wenn nur noch Privatleut­e als Anwälte der Natur auftreten können, hat die Natur verloren“, sagt der Anwohner.

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FOTO: DG Dort, wo im Gisorsvier­tel in Riegelsber­g die neue Kita entstehen soll, haben die Rodungsarb­eiten begonnen.

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