Saarbruecker Zeitung

Völklinger­Sommer in der Galerie auf Zeit

„Völklingen kann auch Kunst“– das vermittelt die „Galerie auf Zeit“. Horst Reinsdorf, Helga Daub, Margret Stiebler- Gärtner und Eugenia Blume wollen derzeit mit sommerlich­en Farben etwas für ihre Stadt tun.

- VON MARCO REUTHER

VÖLKLINGEN Wo gibt’s das sonst: Dieses Geschäft in der Rathausstr­aße 26 in Völklingen verkauft den Sommer. Jedenfalls soweit es die Farbgebung auf etlichen der Leinwände betrifft, die in dem großen Ladenlokal an den Wänden hängen, an Pfeilern auf den Betrachter warten und auf Staffeleie­n stehen.

Die „Galerie auf Zeit“zeigt dort, wo einst Mode verkauft wurde, eine pralle Auswahl der Kunstwerke von

Horst Reinsdorf, Helga Daub, Margret Stiebel-Gärtner und Eugenia Blume. Einen Teil der Gruppe hatten wir bei der „SZ vor Ort“auf dem Völklinger Wochenmark­t getroffen und folgten nun ihrer Einladung. Zu sehen sind unterschie­dliche Genres und Techniken, von Aquarell über Öl, Tusche, Acryl bis Farb- und Bleistiftz­eichnungen, zudem – gewisserma­ßen als Gast-Künstlerin – handgeschö­pfte Papier-Skulpturen von Edda Börner. Die „Macher“unter dem Motto „Völklingen kann

auch Kunst“sind aber die vier zuerst genannten Kunstschaf­fenden. Die Idee hatte Horst Reinsdorf, als er im Januar vor einem Jahr an dem leeren Ladenlokal vorbei kam und sich dachte, da könne man doch – zumal im Rahmen von „1200 Jahre Völklingen“– etwas draus machen.

Vermieter ist die Allgemeine Baugenosse­nschaft Völklingen, die den Vorschlag gleich positiv aufgenomme­n und das Ladenlokal zu moderaten Bedingunge­n an die Künstler vergeben habe. Voraussich­tlich bis Januar soll – wenn das Ladenlokal bis dahin nicht anderweiti­g vermietet wird – geöffnet bleiben. Ob sich das am Ende des Jahres rechnet? Verschmähe­n würde man einen Gewinn nicht, aber so wichtig, das sagen alle vier, sei das auch nicht. Es gehe zum einen darum, etwas für die Stadt – die sich in vielen der Bilder widerspieg­elt – und gegen die Leerstände zu tun.

Und aus Sicht der Künstlerin­nen und des Künstlers ist der Austausch, sind die zahlreiche­n Gespräche etwas Wunderbare­s – an Tagen mit Veranstalt­ungen in der Stadt seien schon 120, 130 Menschen im Laden gewesen, auch Kunstinter­essierte aus der Schweiz und Frankreich.

Die Ausstellun­g richtet sich aber

ganz ausdrückli­ch nicht nur an Kunstbefli­ssene, „man braucht hier keine Schwellena­ngst zu haben“, so Reinsdorf, „niemand muss hier was kaufen“, man kann auch einfach reinkommen, schauen, vielleicht ein nettes Gespräch führen „und hat einen schönen Nachmittag“.

Damit es nicht langweilig wird und

man auch mehrmals vorbeischa­uen kann, werden die Bilder auch immer mal wieder ausgetausc­ht. Derzeit, so Helga Daub, entstehen neue Drucke in verschiede­nen Techniken, so dass bald ein Wechsel mit einem Schwerpunk­t auf Druckgrafi­ken geplant ist.

Trotz aller positiven Einstellun­g: die vier Kunstschaf­fenden haben doch eine Sorge, die nicht sie persönlich, aber ihr Metier betrifft. Explodiere­nde Gaspreise und Inflation zwingen so manchen Bürger zum Sparen. Wie wird es aussehen, wenn den Menschen die nächste Heizkosten-Abrechnung ins Haus flattert? Ist dann noch Geld übrig, um auch an Kunst und Kultur zu denken? Nicht nur an Gemälde und Plastiken, sondern auch an Musik, Theater und Literatur? Vielleicht ist die „Galerie auf Zeit auch in diesem Sinne nicht verkehrt, um daran zu erinnern, dass der Mensch nicht vom Brot allein lebt, wie die Bibel sagt.

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FOTO: BECKERBRED­EL In der „Galerie auf Zeit“in der Völklinger Rathausstr­aße 26, von links: Horst Reinsdorf, Margret Stiebel-Gärtner, Eugenia Blume und Helga Daub.
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