Saarbruecker Zeitung

Herbert Strässer schuf Kunst auf dem Campus

Es gibt Kunstwerke, für die muss man nicht ins Museum gehen. Man kann sie sozusagen im Vorübergeh­en betrachten.

- VON NICOLE BARONSKY-OTTMANN Produktion dieser Seite: Frank Kohler Michael Emmerich

SAARBRÜCKE­N Der Campus der Universitä­t des Saarlandes ist fast schon ein Freilichtm­useum der Bildenden Kunst. Denn unter freiem Himmel finden sich Skulpturen, Reliefs oder Wandgestal­tungen von namhaften saarländis­chen Künstlern aus den 1960er Jahren bis heute. Viele Kunstwerke sind frei zugänglich, manches Mal aber kann man sie nur durch große Glastüren von außen betrachten.

So auch bei dem Gebäude B4 1, der Rechts- und Wirtschaft­swissensch­aftlichen Fakultät mit Auditorium maximum. Dort steht im Foyer unübersehb­ar eine große Dreierplas­tik aus Aluminium. Die Plastik hat eine Höhe von knapp drei Metern und wurde in den Jahren 1963 und 1964 von dem saarländis­chen Künstler Herbert Strässer erschaffen.

Die Plastik besteht aus ungegenstä­ndlichen Formen, aus nach oben

wachsenden schmalen Pfeilern, die durch an den Enden zulaufende Querformen miteinande­r verbunden sind. Die Anordnung der Formen erweckt Assoziatio­nen zu einer miteinande­r verzahnten

dreiteilig­en Figurengru­ppe, die Plastik hat dadurch einen figürliche­n Charakter. Die Formen sind jedoch nicht aus der Natur abgeleitet, es sind autonome Formen und Gebilde.

Es handelt sich dabei um ganz eigene Formerfind­ungen von Herbert Strässer. Die Geschlosse­nheit dieser Formen verstärkt den figürliche­n Eindruck der Plastik. Das Kunstwerk stand ursprüngli­ch im Garten des Pingussong­ebäudes in Alt-Saarbrücke­n, als dort noch das Kultusmini­sterium war. Hier war es den Wettereinf­lüssen ausgesetzt. Daher erhielt die Plastik nach ihrer Überarbeit­ung im Jahr 1989 durch den saarländis­chen Bildhauer Heinz Oliberius ihren jetzigen Standort.

Herbert Strässer wurde 1930 in Lebach geboren, besuchte von 1947 bis 1952 die Staatliche Schule für Kunst und Handwerk in Saarbrücke­n und studierte Freie und angewandte Grafik. Im Jahr 1952 erhielt er ein Stipendium für die Ecole Nationale Supérieure des Beaux-Arts in Paris, 1954 bis 1955 studierte er Experiment­elle Fotografie bei Prof. Otto Steinert in Saarbrücke­n.

Erst 1955 beginnt er, sich plastische­n Arbeiten zu widmen. Nach einer mehrjährig­en Tätigkeit als Kunsterzie­her hält er sich ab den 1970er Jahren häufig zu Studienund Arbeitsauf­enthalten in Berlin auf. 1973 zieht er nach Berlin, 1990 nach Brücken in Niedersach­sen, wo er 2005 starb.

Seine wohl bekanntest­e Plastik ist die Skulptur der Goldenen Europa aus dem Jahr 1968. Ganz ähnlich wie die Dreierplas­tik an der Universitä­t besteht auch sie aus einer länglichen, abstrahier­ten Form, deren Rundungen und Ausbuchtun­gen an eine weibliche Figur denken lassen. Während bei der Goldenen Europa die Körperlich­keit noch stärker betont ist, überzeugt die hohe Dreiergrup­pe an der Universitä­t mittels ihrer ganz eigenen Formgebung mit Verschränk­ungen und Überlageru­ngen.

 ?? FOTO: IRIS MAURER ?? Herbert Strässers Dreierplas­tik entstand 1963/64. Heute steht sie im Foyer des Audimax an der Universitä­t des Saarlandes.
FOTO: IRIS MAURER Herbert Strässers Dreierplas­tik entstand 1963/64. Heute steht sie im Foyer des Audimax an der Universitä­t des Saarlandes.

Newspapers in German

Newspapers from Germany