Herbert Strässer schuf Kunst auf dem Campus
Es gibt Kunstwerke, für die muss man nicht ins Museum gehen. Man kann sie sozusagen im Vorübergehen betrachten.
SAARBRÜCKEN Der Campus der Universität des Saarlandes ist fast schon ein Freilichtmuseum der Bildenden Kunst. Denn unter freiem Himmel finden sich Skulpturen, Reliefs oder Wandgestaltungen von namhaften saarländischen Künstlern aus den 1960er Jahren bis heute. Viele Kunstwerke sind frei zugänglich, manches Mal aber kann man sie nur durch große Glastüren von außen betrachten.
So auch bei dem Gebäude B4 1, der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät mit Auditorium maximum. Dort steht im Foyer unübersehbar eine große Dreierplastik aus Aluminium. Die Plastik hat eine Höhe von knapp drei Metern und wurde in den Jahren 1963 und 1964 von dem saarländischen Künstler Herbert Strässer erschaffen.
Die Plastik besteht aus ungegenständlichen Formen, aus nach oben
wachsenden schmalen Pfeilern, die durch an den Enden zulaufende Querformen miteinander verbunden sind. Die Anordnung der Formen erweckt Assoziationen zu einer miteinander verzahnten
dreiteiligen Figurengruppe, die Plastik hat dadurch einen figürlichen Charakter. Die Formen sind jedoch nicht aus der Natur abgeleitet, es sind autonome Formen und Gebilde.
Es handelt sich dabei um ganz eigene Formerfindungen von Herbert Strässer. Die Geschlossenheit dieser Formen verstärkt den figürlichen Eindruck der Plastik. Das Kunstwerk stand ursprünglich im Garten des Pingussongebäudes in Alt-Saarbrücken, als dort noch das Kultusministerium war. Hier war es den Wettereinflüssen ausgesetzt. Daher erhielt die Plastik nach ihrer Überarbeitung im Jahr 1989 durch den saarländischen Bildhauer Heinz Oliberius ihren jetzigen Standort.
Herbert Strässer wurde 1930 in Lebach geboren, besuchte von 1947 bis 1952 die Staatliche Schule für Kunst und Handwerk in Saarbrücken und studierte Freie und angewandte Grafik. Im Jahr 1952 erhielt er ein Stipendium für die Ecole Nationale Supérieure des Beaux-Arts in Paris, 1954 bis 1955 studierte er Experimentelle Fotografie bei Prof. Otto Steinert in Saarbrücken.
Erst 1955 beginnt er, sich plastischen Arbeiten zu widmen. Nach einer mehrjährigen Tätigkeit als Kunsterzieher hält er sich ab den 1970er Jahren häufig zu Studienund Arbeitsaufenthalten in Berlin auf. 1973 zieht er nach Berlin, 1990 nach Brücken in Niedersachsen, wo er 2005 starb.
Seine wohl bekannteste Plastik ist die Skulptur der Goldenen Europa aus dem Jahr 1968. Ganz ähnlich wie die Dreierplastik an der Universität besteht auch sie aus einer länglichen, abstrahierten Form, deren Rundungen und Ausbuchtungen an eine weibliche Figur denken lassen. Während bei der Goldenen Europa die Körperlichkeit noch stärker betont ist, überzeugt die hohe Dreiergruppe an der Universität mittels ihrer ganz eigenen Formgebung mit Verschränkungen und Überlagerungen.