„Musikalisch war es die bislang beste Saison“
Zum Finale von „ Sonntags ans Schloss“geht’s zünftig zu, verspricht Programmchef Claude Adam-Brettar. Er zieht schon jetzt eine positive Bilanz der Reihe – trotz einiger Zitterpartien.
SAARBRÜCKENWelch eine Saison! Geschafft, aber glücklich lehnt Claude Adam-Brettar am Mast des Sonnensegels der Bühne im Schlossgarten. Insgesamt gut 30 000 Leute werden am Ende der laufenden Ausgabe von „Sonntags ans Schloss“(SaS) den Weg zu den dortigen Open Air-Veranstaltungen gefunden haben, das kann er schon vor Ablauf der Reihe absehen. Und gefühlt jeder zweite Konzertbesucher habe sich überschwänglich persönlich bei ihm bedankt, dass nach zwei Pandemie-Jahren endlich wieder die Musik spiele: „Das tut richtig gut!“, sagt Adam-Brettar strahlend.
Zur Wiederauferstehung von SaS konnte der künstlerische Leiter des Kulturforums des Regionalverbands fünf neue Bands bei den Blues-Matinéen und acht Newcomer bei den Soiréen präsentieren. An den ersten beiden Sonntagen sei der Andrang noch verhalten gewesen, meint Adam-Brettar, was allerdings relativ zu betrachten ist: Morgens hätten sich jeweils „nur“1200 Zuschauer im Schlossgarten getummelt, abends 900. Aber danach sei die Auslastung wieder auf dem üblichen Stand gewesen: 2000 Gäste und mehr, zunehmend auch aus Lothringen und Luxemburg, sind bei den Matinéen keine Seltenheit. Und die Country-Crossover-Rock-Kapelle „Bananafishbones“, seit Jahren Stammgruppe bei den Soiréen, habe mit rund 1600 Zuschauern fast zum Niveau der Matinéen aufgeschlossen, berichtet Adam-Brettar.
Zufrieden lässt er beim vorletzten Abend mit dem „Joscho Stephan Trio“den Blick über die Menge schweifen. Die schwoft selig vor sich hin, als der virtuose Gitarrenmeister frischen Gypsy-Swings und seine Begleiter an Rhythmusgitarre und Kontrabass beispielsweise den Beatles-Titel „Can‘t buy me love“, die Filmmusik des Rosaroten Panthers oder den Instrumental-Hit „Jessica“von den Allman Brothers so klingen lassen, als stammten die Nummern vom seligen Django Reinhardt persönlich. Nostalgie pur, serviert mit flottem Spielwitz und in bester Plauderlaune. „Das sind auch schon wieder gut 1400 Leute“, peilt Adam-Brettar routiniert über den Daumen. Morgens sei bei „The Bluesanovas“kein Durchkommen mehr gewesen – bei den mit Preisen überhäuften Jungs aus Münster sei‘s noch voller gewesen als die Woche zuvor bei dem Gitarristen Jimmy Reiter, einem der absoluten Publikumslieblinge. Adam-Brettar: „Und da hat die Hütte auch schon gebrannt!“Den Neuzugang Bluesanovas erwähnt er auch als sein persönliches Highlight: Mit ihrer unwiderstehlichen Blues‘n‘BoogieShow aus Retro und Moderne und einer „Rampensau“von Sänger hätten sie permanent bis zu 60 Leute zum Tanzen animiert. Auch die 15-UhrTermine des Familienprogramms „Kids“seien mit jeweils 200 bis 300 Besuchern in neue Dimensionen vorgedrungen: „Das war mehr Publikum als sonst“, sagt Adam-Brettar; man merke, dass die Leute regelrecht ausgehungert seien. Apropos: Das kulinarische Angebot von SaS wurde erstmals um eine Grillbude ergänzt. „Auch musikalisch gesehen war es die bislang beste Saison“, zieht Adam Brettar ein rundum positives Fazit. Zumal auch das Wetter mitspielte: Es war eher zu heiß; lediglich das Kindertheater „Hille Pupille“musste wegen Regens in den Schlosskeller ausweichen.
Zitterpartien bis zum Schluss gab‘s dennoch, aus anderen Gründen. Einmal war bis Freitagnachmittag nicht klar, ob eine Band überhaupt kommen würde. Als bei „Kids“der Zauberer „Zink“ausfiel, telefonierte Adam-Brettar sich vergeblich einen Wolf unter den regionalen Magiern. „Die waren alle auf einem Zaubereikongress in Kanada!“, sagt er fassungslos – schließlich füllte Lokalmatador Willi Fries die Lücke mit Impro-Theater. Der Gipfel des Nervenkitzels: Am 19. Juni habe ihm die A cappella-Band „anders“sonntags um 10 Uhr mitgeteilt, dass sie abends nicht auftreten könne. Erneuter Telefonmarathon: Klarinettist Helmut Eisel und Gitarrist Michael Marx sprangen spontan ein.
Dass Marx nun überraschend gestorben ist, erscheint so umso tragischer. Mit seinem Trio JEM hätte Marx zudem nächsten Sonntag ganz offiziell die letzte Soirée bestreiten sollen. Da treten nun seine beiden langjährigen Mitspieler Stefan Engelmann (Bass) und Helmut Eisel mit dessen Duo-Partnerin, der Harfenistin Birke Falkenroth, als „Elfenpalast-Trio“auf. Das werde, verspricht Adam-Brettar, zünftiger, als man vielleicht denke: „Die Frau harft ganz schön los!“
Am Sonntag endet die beliebte Reihe für dieses Jahr
von „Sonntags ans Schloss“: Sonntag, 28. August. 11 Uhr: Bluesrock mit „Manu Lanvin & The Devil Blues“. 15 Uhr: „Theater Radelrutsch“. 18 Uhr: Klezmer und Tango mit dem „Elfenpalast-Trio“. Der Eintritt ist frei.