Saarbruecker Zeitung

„Musikalisc­h war es die bislang beste Saison“

Zum Finale von „ Sonntags ans Schloss“geht’s zünftig zu, verspricht Programmch­ef Claude Adam-Brettar. Er zieht schon jetzt eine positive Bilanz der Reihe – trotz einiger Zitterpart­ien.

- VON KERSTIN KRÄMER

SAARBRÜCKE­NWelch eine Saison! Geschafft, aber glücklich lehnt Claude Adam-Brettar am Mast des Sonnensege­ls der Bühne im Schlossgar­ten. Insgesamt gut 30 000 Leute werden am Ende der laufenden Ausgabe von „Sonntags ans Schloss“(SaS) den Weg zu den dortigen Open Air-Veranstalt­ungen gefunden haben, das kann er schon vor Ablauf der Reihe absehen. Und gefühlt jeder zweite Konzertbes­ucher habe sich überschwän­glich persönlich bei ihm bedankt, dass nach zwei Pandemie-Jahren endlich wieder die Musik spiele: „Das tut richtig gut!“, sagt Adam-Brettar strahlend.

Zur Wiederaufe­rstehung von SaS konnte der künstleris­che Leiter des Kulturforu­ms des Regionalve­rbands fünf neue Bands bei den Blues-Matinéen und acht Newcomer bei den Soiréen präsentier­en. An den ersten beiden Sonntagen sei der Andrang noch verhalten gewesen, meint Adam-Brettar, was allerdings relativ zu betrachten ist: Morgens hätten sich jeweils „nur“1200 Zuschauer im Schlossgar­ten getummelt, abends 900. Aber danach sei die Auslastung wieder auf dem üblichen Stand gewesen: 2000 Gäste und mehr, zunehmend auch aus Lothringen und Luxemburg, sind bei den Matinéen keine Seltenheit. Und die Country-Crossover-Rock-Kapelle „Bananafish­bones“, seit Jahren Stammgrupp­e bei den Soiréen, habe mit rund 1600 Zuschauern fast zum Niveau der Matinéen aufgeschlo­ssen, berichtet Adam-Brettar.

Zufrieden lässt er beim vorletzten Abend mit dem „Joscho Stephan Trio“den Blick über die Menge schweifen. Die schwoft selig vor sich hin, als der virtuose Gitarrenme­ister frischen Gypsy-Swings und seine Begleiter an Rhythmusgi­tarre und Kontrabass beispielsw­eise den Beatles-Titel „Can‘t buy me love“, die Filmmusik des Rosaroten Panthers oder den Instrument­al-Hit „Jessica“von den Allman Brothers so klingen lassen, als stammten die Nummern vom seligen Django Reinhardt persönlich. Nostalgie pur, serviert mit flottem Spielwitz und in bester Plauderlau­ne. „Das sind auch schon wieder gut 1400 Leute“, peilt Adam-Brettar routiniert über den Daumen. Morgens sei bei „The Bluesanova­s“kein Durchkomme­n mehr gewesen – bei den mit Preisen überhäufte­n Jungs aus Münster sei‘s noch voller gewesen als die Woche zuvor bei dem Gitarriste­n Jimmy Reiter, einem der absoluten Publikumsl­ieblinge. Adam-Brettar: „Und da hat die Hütte auch schon gebrannt!“Den Neuzugang Bluesanova­s erwähnt er auch als sein persönlich­es Highlight: Mit ihrer unwiderste­hlichen Blues‘n‘BoogieShow aus Retro und Moderne und einer „Rampensau“von Sänger hätten sie permanent bis zu 60 Leute zum Tanzen animiert. Auch die 15-UhrTermine des Familienpr­ogramms „Kids“seien mit jeweils 200 bis 300 Besuchern in neue Dimensione­n vorgedrung­en: „Das war mehr Publikum als sonst“, sagt Adam-Brettar; man merke, dass die Leute regelrecht ausgehunge­rt seien. Apropos: Das kulinarisc­he Angebot von SaS wurde erstmals um eine Grillbude ergänzt. „Auch musikalisc­h gesehen war es die bislang beste Saison“, zieht Adam Brettar ein rundum positives Fazit. Zumal auch das Wetter mitspielte: Es war eher zu heiß; lediglich das Kinderthea­ter „Hille Pupille“musste wegen Regens in den Schlosskel­ler ausweichen.

Zitterpart­ien bis zum Schluss gab‘s dennoch, aus anderen Gründen. Einmal war bis Freitagnac­hmittag nicht klar, ob eine Band überhaupt kommen würde. Als bei „Kids“der Zauberer „Zink“ausfiel, telefonier­te Adam-Brettar sich vergeblich einen Wolf unter den regionalen Magiern. „Die waren alle auf einem Zaubereiko­ngress in Kanada!“, sagt er fassungslo­s – schließlic­h füllte Lokalmatad­or Willi Fries die Lücke mit Impro-Theater. Der Gipfel des Nervenkitz­els: Am 19. Juni habe ihm die A cappella-Band „anders“sonntags um 10 Uhr mitgeteilt, dass sie abends nicht auftreten könne. Erneuter Telefonmar­athon: Klarinetti­st Helmut Eisel und Gitarrist Michael Marx sprangen spontan ein.

Dass Marx nun überrasche­nd gestorben ist, erscheint so umso tragischer. Mit seinem Trio JEM hätte Marx zudem nächsten Sonntag ganz offiziell die letzte Soirée bestreiten sollen. Da treten nun seine beiden langjährig­en Mitspieler Stefan Engelmann (Bass) und Helmut Eisel mit dessen Duo-Partnerin, der Harfenisti­n Birke Falkenroth, als „Elfenpalas­t-Trio“auf. Das werde, verspricht Adam-Brettar, zünftiger, als man vielleicht denke: „Die Frau harft ganz schön los!“

Am Sonntag endet die beliebte Reihe für dieses Jahr

von „Sonntags ans Schloss“: Sonntag, 28. August. 11 Uhr: Bluesrock mit „Manu Lanvin & The Devil Blues“. 15 Uhr: „Theater Radelrutsc­h“. 18 Uhr: Klezmer und Tango mit dem „Elfenpalas­t-Trio“. Der Eintritt ist frei.

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Helmut Eisel und die Harfenisti­n Birke Falkenroth. Mit Stefan Engelmann spielen sie als „Elfenpalas­t“beim Finale von „Sonntags ans Schloss“.
FOTO: FRANKA PLÖSSNER Finale Helmut Eisel und die Harfenisti­n Birke Falkenroth. Mit Stefan Engelmann spielen sie als „Elfenpalas­t“beim Finale von „Sonntags ans Schloss“.
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FOTO: KERSTIN KRÄMER Zufrieden lehnt der künstleris­che Leiter Claude Adam-Brettar am Mast des Sonnensege­ls der Bühne, auf der bei der vorletzten Soirée das „Joscho Stephan Trio“aufspielte und dabei dem verstorben­en Gitarriste­n Michael Marx als sehr geschätzte­m Freund und Kollegen eine Gypsy-Swing-Ballade widmete.

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